der Regierung weniger Land verkauft worden
als im Vorjahre. Zwei größere Landkomplexe
von ungefähr je 300 000 Kap'schen Morgen
sind an zwei Gesellschaften verkauft worden;
der Kaufpreis betrug 2 Schilling pro Morgen.
In dem unmittelbar an der deutschen Grenze
liegenden Distrikt von Mier sollen zwei Drittel
des Bodens verwerthbar sein; 100 Landkauf-
gesuche liegen bereits vor, eine größere Zahl
von Farmen sollen, sobald deren Vermessung
beendigt ist, öffentlich versteigert werden. Mit
der trigonometrischen Vermessung von Bet-
schnanaland wird fortgefahren. Im Jahre
1891 sind 453 Farmen, 17 sogenannte Re-
serven für Eingeborene und eine Kronland-
Reserve vermessen worden.
Der Administrator Betschnanalands hat
im Berichtsjahre 65 Verordnungen erlassen.
Die Einrichtung eines Obergerichts und die
Verbesserung des Schulwesens hält er für
dringend nöthig. Das einzige größere öffent-
liche Gebäude, das 1891 errichtet wurde,
war das Hospital von Vryburg; hierbei wurde
die Hauptarbeit von Gefangenen ausgeführt.
Zur Abwehr der Henuschreckenplage sollen ge-
meinsame Maßregeln mit der Kapkolonie ver-
abredet werden.
Die Polizeitruppe bestand aus 26 Offizieren
und 452 Mann, außerdem slanden im Dienste
der Truppe 80 Eingeborene, die als Treiber
bei den Ochsenwagen, Viehwächter u. s. w.
verwandt wurden. Die Truppe besaß 432 Pferde
und 456 Zugochsen. Die größere Hälfte der
Mamnschaft war in dem nördlich von der
Kronkolonie gelegenen Bekschuanaland-Pro-
tektorate stationirt. Ihre Hauptausgabe bestand
darin, einen von Boern beabsichtigten größeren
Zug in das Protektorat zu verhindern,
kriegerische Verwickelungen mit Eingeborenen
kamen nicht vor. Die Bildung eines Frei-
willigenkorps, das zur Vertheidigung des Landes
dienen und einen Theil der kostspieligen Polizei-
truppe ersetzen soll, ist in Anregung gebracht
worden.
Im Betschnaualand-Protektorate
waren die Einnahmen sehr gering, 576 Pfd. St.,
sie werden, wie man hofft, sobald die Eisen-
bahnverbindung hergestellt und das Hochplatean
von Europäern besiedelt ist, bedentend wachsen.
Das Protektorat wird von fünf größeren ein-
geborenen Stämmen bewohnt. Da die Grenzen
ihrer Gebiete nicht festgesetzt sind und sich be-
ständig verschieben, so bestehen sortwährende
Landstreitigkeiten zwischen den Häuptlingen.
Der Telegraph der British Sonth Alrica
Company, der durch das ganze Schutzgebiet
geht, ist nirgends von Eingeborenen beschädigt
worden. Der Wassermangel im Lande machte!
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sich besonders auf den großen Transportronten
so fühlbar, daß die Regierung auf die Er-
schließung von Brunnen große Summen, aller-
dings mit wenig Erfolg, verwandt hat. Ab-
gesehen von der Polizeitruppe bestand das
Beamtenpersonal im Proiektorat aus einem
Kommissar, einem Sekretär und einem Kutscher.
Der Kommissar schlägt in seinem Berichte vor,
wenigstens an den Sitzen der einflußreicheren
Häuptlinge einen Beamten mit einigen Polizisten
zu siationiren.
Sur Erforschung des Kamerun-Gebietes.
Kompagnieführer Ramsay hat vor seiner
Abreise von Kamerun noch eine Expedilion in
das dem Sitze des Gouvernements allernächste,
völlig unbekannte Gebiet zwischen dem Sannaga
und Dibamba unternommen, welche zu sehr
interessanten Aufschlüssen geführt hat. Es liegt
dort die Landschaft Lungähe, welche indeß von
den genannten Flüssen durch einen mehrere
Stunden breiten unbewohnten Urwaldstreifen
getreunt ist; die östlich von Lungähe gelegenc,
noch weit stärler bevölkerte und besser ange-
baute Landschaft Dugubianga reicht im Süden
an den Sannaga; östlich von Dugubianga
liegen die Landschaften Lungubok und Dugundje.
Alle diese Landschaften stehen je nach ihrer
Lage unmittelbar oder durch gegenseitige Ver-
mittelung in lebhaftem Handelsverkehr mit den
in den Dibamba-Dörfern wohnenden Kamerun-
Händlern, deren bedeutendsler der „King Aqua"“
ist. In Lungähe und Dugubianga herrscht
eine gewisse Wohlhabenheit, da alle Männer
und sogar fast alle Frauen bekleidet und mit
Messing= und Perlenschmuck versehen sind.
Ganz im Gegensatz zu dem über diese Leute
verbreiteten Ruse der Wildheit, Grausamkeit
und Unbändigkeit zeigten sich dieselben sehr
entgegenkommend, brachten Palmwein und
stellten Führer. Die Gegend ist meist gut
angebaut und dicht bevölkert.
Einen ausführlichen Bericht nebst Karlen
werden die wissenschaftlichen Beihefte demnächst
bringen.
Von der Mission der pallotiner in Ramerun.
Wie die Oktober-Nummer der Zeitschrift
„Gott will es“ miltheilt, befinden sich 1 Pater,
3 Brüder und 6 Schwestern nach Kamerun
unterwegs. Sie haben sich am 4. Oktober in
Liverpool eingeschifft. Die Schwestern werden
theils nach Marienberg, theils nach Kribi gehen
und dort sich der Erziehung der kleinen Nege-