Elefanten jedoch noch häufig. Am unteren
Rowuma und auf dem Mpatila-Plateau trifft
man schon sechs Tagereisen von der Küste zahl-
reiche Elefantenfährten. Die Wajao und Wa-
kua betreiben die Elefantenjagd als Gewerbe,
trotzdem sie fast nur elende Vorderladegewehre
besitzen. Die geringe Durchschlagskraft der
Geschosse suchen sie durch eine möglichst große
Pulverladung zu erhöhen, und durch Ausdauer
und Geschick gelingt es ihnen fast immer, die
aufgespürten Elesanten zu erlegen. Die man-
gelhafte Konstruktion der Gewehre zwingt die
Jäger, sich bis auf ganz kurze Distanzen den
Elefanten zu nähern, wodurch die Jagd sehr
gefährlich wird, da der verwundete Elefant sich
häufig gegen seine Augreiser wendet. Gelingt
es dem Jäger in diesem Falle nicht, ihn mit
dem nächsten Schusse vollends zu tödten, so ist
er meist verloren; der Elefant packt ihn mit
dem Rüssel, schleudert ihn in die Luft und
zermalmt ihn mit seinen Füßen, oder er durch-
bohrt ihn mit seinen Zähnen. Die Jagd auf
Elefanten erfordert daher viel Kaltblütigkeit
und Gewandtheit. Selten nur gelingt es, den
Elefanten auf den ersten Schuß zu tödten, und
die Eingeborenen verfolgen das verwundete
Thier oft tagelang, bis es durch Blutverlust
ermattet zusammenbricht. Die ostafrikanischen
Steppen, welche mit Dornen und Akazien be
standen sind, bieten für diese Jagden ein günsti
ges Terrain, da es den Jägern Schuß und
Deckung gewährt, während es die Elesanten
an der schnellen Flucht hindert. In den großen
Urwäldern westlich der Seen, dem eigentlichen
Heimathlande der Elefanten, werden dieselben
von den Eingeborenen in Fallgruben gefangen,
welche auf den Wechseln zu den Wasserplätzen
angelegt werden und mit Zweigen und Erde
bedeckt sind. In diesen Gruben werden spitze
Pfähle eingegraben, die sich durch die Wucht
und Schwere des Körpers tief in das Fleisch
einbohren und meist den sofortigen Tod der
Thiere herbeiführen. Das Fleisch der Elefanten
wird von den Eingeborenen gegessen, nachdem
es in Streisen geschnitten und an der Sonne
getrocknet ist. In den Sulu-Ländern werden
die Elefantensüße auf eine ganz besondere Art
zubereitet. Die Eingeborenen graben in die
Erde ein Loch, in dem ein slarkes Feuer ent-
zündet wird, ist dasselbe ausgebrannt, so setzt
man die abgeschnittenen Füße in die glühende
Asche und deckt dann das Loch mit Steinen
und Erde zu. Nach 24 Stunden ist das Ge
richt fertig, und das geröstete Fleisch soll sehr
schmackhaft sein und auch von Europäern häufig
gegessen werden.
Der Karawanenhandel ist fast ausschließlich
Tauschhandel; baares Geld kursirt im Innern
581 —
gar nicht, doch bildet der Silberdollar mit dem
Bildniß der Kaiserin Maria Theresia auch
hier wie im Sudan die Basis für den Werth
einer Waare, so daß Elfenbein zum Beispicl
für so und so viel Neal, der Bezeichnung für
die Silbermünze, verkauft wird, und die Be-
zahlung erfolgt dann in Waaren. Die Kara-
wanen sordern fast ausschließlich leichte Baum-
wollstoffse, Vorderladegewehre und grobkörniges,
sogenanntes Handelspulver von sehr minder-
werthiger Qualität. Blauer Kaliko, welcher
als Kleiderstoff bei den Eingeborenen sehr be-
liebt ist, wird aus England und Amerika ein-
geführt, während der weiße Baumwollstoff aus
indischen Fabriken geliefert wird. Die Einfuhr
aus Deutschland beschränkt sich vorläufig auf
buntgedruckte Baumwolltücher, ein Haupt-
handelsartikel der Hamburger Firmen in San-
sibar, kleinere Luxusartikel und Konserven und
Getränte. Troß mehrfacher Bemühungen deut-
scher Handelshäuser ist es bisher nicht gelungen,
die englisch-amerikanische Konkurrenz zu be-
siegen und der deutschen Baumwollindustrie den
Markt zu öffnen.
Ganz unabhängig von dem Karawanen-
handel ist der Handel mit den Küstenbewohnern
und den Stämmen des nächsten Hinterlandes;
die Hauptwaaren, welche aus den naheliegenden
Gebielen nach Lindi gebracht werden, sind
Kopal, Gummi, Sesam, Getreide, Lorgum
vulgare,') Fluspferdzähne, Wachs, etwas Schild-
patt, Salz und Tabak. Für Kopal und Gummi
war in früheren Jahren Kilwa der Haupt-
markt an der ganzen Küste Ostafrikas. Nach
dem Ausstande hat aber auch in diesen Handels-
zweigen Lindi bedeutend auf Kosten von Kilwa
zugenommen, und es ist vorauszusehen, daß nach
Verlauf einiger Jahre Lindi der Hauptaus-
fuhrhafen an der Südküste sein wird. Der
Anbau von Sesam scheint in Zunahme be-
hriffen zu sein, obgleich die Oelfabrikation aus
Sesamkörnern sehr zeitraubend ist und nur ge-
ringen Gewinn bringt. Es sei hier noch cr-
wähnt, daß der weiße Sesam in lleineren
Quantitälen nach der Türkei verschisst wird,
um dort zu einem sehr beliebten Konfekt ver-
wendet zu werden.
Die Kultur der Erdunß, welche in der
Nachbarkolonie Mozambique schon seit Jahr=
zehnten in ausgedehntestem Maße betrieben
wird und großen Gewinn bringl, wird ebenso
wie der Anbau ausländischer Gewürze und
Nutzpflanzen von den arabischen Grundbesitzern
und Suaheli vorläufig noch ganz vernachlässigt.
*) Neis und Mais werden im Süden fast gar
nicht gebaut.