— 597 —
ganz unmöglich gemacht ist. An die auf größeren Expeditionen gemachten Sammlungen können
zwar, bei den Schwierigkeiten, die dabei der Sammelthätigkeit der Reisenden entgegenstehen,
nur geringere Anforderungen gestellt werden: aber bei den in der näheren Umgebung der
Stationen ausgenommenen Pflanzen kann sehr wohl von dem Sammler Alles das berücksichtigt
werden, was zur besseren und schnelleren Bestimmung der Objekte und zur Kenntniß der
Pflanzenphysiognomie unserer Kolonien nothwendig ist. Bei den der botanischen Centralstelle
übersandten Früchten, Samen, Zweigstücken, Holzproben, Holzabschnitten wird nur allzu oft
versäumt, die Stammpflanzen im getrockneten Zustande einzusenden; ohne diese sind
aber derartige Objekte völlig werthlos. Um die Thätigkeit solcher botanisch nicht geschulier
Sammler in die richtigen Bahnen zu lenken, ist eine besondere an die Beamten der
Stationen, an Gärtner, Pflanzer, Reisen de und an alle Personen, die sich für
den Gegenstand interessiren, zu vertheilende Instruktion ausgearbeitet worden. Es
wird dadurch gewiß das Interesse mancher unserer Landsleute in den Kolonien angeregt werden.
Ebenso würde es für die Förderung des Plantagenbaues sehr förderlich sein, wenn die
nach denselben gehenden Beamten angewiesen würden, die Sammlungen des
botanischen Museums zu besichtigen. Von Seiten der Direktoren wird diesen Herren
sehr gern die Erlaubniß zu längerem Besuch ertheilt werden.
Die wissenschaftliche Untersuchung der gesammelten Pflanzen schreitet unausgesetzt vorwärts.
Die Beamten des botanischen Museums und Gartens haben zur besseren Konzentrirung ihrer
Arbeiten den Stoff in der Weisc unter sich vertheilt, daß jeder Einzelne die Bearbeitung
gewisser Familien übernommen hat, in deren Kenntniß er allmälig tiefer eindringt:
auch ist für diese Arbeiten außer den Beamten die Mitwirkung einiger anderer Botaniler
gewonnen worden. Dabei ist zunächst nur eine Beschreibung der neuen Arten und Formen,
sowie die Publikation wichtigerer Fundorte schon bekannter Pflanzen in Aussicht genommen,
an die sich dann, sofern die dazu nöthigen Mittel zur Verfügung gestellt
würden, eine Darstellung der gesammten Flora des tropischen Afrika in einer
auch für Kolonialbeamte, Gärtner, Pflanzer und Kolonisten verstän dlichen
Form anschließen könnte. Bei der Bearbeitung werden auch die früher von den Reisenden
der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft gesammelten, sowie die sonst im botanischen Museum
vorhandenen Pflanzen des tropischen Afrika, ferner auch zum Theil die im Herbar des
Herrn Professor Schweinfurth befindlichen Sammlungen berücksichtigt und beschrieben. Die
Publitationen erscheinen unter dem Titel: „Beiträge zur Flora von Afrika. Unter
Mitwirkung der Beamten des Königlichen botanischen Museums und des Königlichen botanischen
Gartens zu Berlin, sowie anderer Botaniker herausgegeben von A. Engler“ in den
Botanischen Jahrbüchern für Systematik, Pflanzengeschichte und Pflanzengeographie. Außerdem
ist aber auch in mehreren anderen Veröffentlichungen der Beamten des botanischen Museums
und Gartens das vorhandene Herbarmaterial verarbeitet worden. Ueber diese Arbeiten giebt
Anlage E eine Uebersicht.
Von den gesammelten Objekten sind, wie schon oben erwähnt, nur in sehr geringem
Maße Doubletten vorhanden; dieselben wurden an diejenigen botanischen Inslitute der
deutschen Staaten, die um Uebersendung von Doubletten ersucht hatten, verlheilt. In Anlage F
sind diese Institute sowie die Anzahl der abgegebenen Exemplare aufgeführt.
Auch war die Centralstelle nach besten Krästen bemüht, zur Kenntniß der Kolonial.
verhältnisse beizutragen, indem sie auf direkte Anfragen der Kolonialbehörden in Bezug
auf Nutpflanzen Auslunft gab oder solche Anskunft von anderen maßgebenden Stellen
vermittelte.
ad III. Um die Kenuntniß tropischer Nutzpflanzen und ihrer Produkte in weiteren
Kreisen, die an der kolonialen Entwickelung Deutschlands Interesse nehmen, verbreiten zu
lönnen und besonders den nach den Kolonien gehenden Verwaltungsbeamten oder Kolonisten