Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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die Möglichkeit zu geben, in übersichtlicher Weise die wichtigsten Pflanzen und deren Produkte 
kennen zu lernen, sind sowohl im botanischen Garten, als auch im botanischen Museum 
besondere Einrichtungen getroffen worden. 
1. Im botanischen Garten ist ein größeres Gewächshaus ausschließlich zur Auf- 
nahme der tropischen Nutzpflanzen, die bis dahin nach ihrem Kulturbedürfniß in verschiedenen 
anderen Häusern des Gartens und unter anderen für das Publikum weniger beachtenswerthen 
Pflanzen zerstreut waren, hergerichtet worden. In diesem Hause sind nicht nur die bereits 
vorhanden gewesenen tropischen Nuhpflanzen vereinigt, sondern die Sammlung ist durch Ankauf 
von Pflanzen und Anzucht aus Samen nach Möglichkeit vermehrt worden, so daß dieselbe jeßt 
die Mehrzahl der wichtigeren Kulturpflanzen umfaßt. Dabei ist besondere Sorgfalt auf die 
richtige Bestimmung der Pflanzen gelegt worden, eine Aufgabe, die dadurch freilich erschwert 
ist, daß viele dieser Gewächse in den ungenügenden Häusern nur selten oder gar nicht zur Blüthe 
gelangen. Ebenso ist die botanische Centralstelle bemüht gewesen, durch ausführliche und be- 
lehrende Etiketten, welche außer den wissenschaftlichen auch die einheimischen Namen, sowie 
Notizen über den Nutzen und die Verwendung der Pflanzen enthalten, das Interesse des 
größeren Publikums für diese Sammlung zu gewinnen. Leider sind die Raumverhältnisse des 
Hauses so beschränkte, daß die Uebersichtlichkeit und auch das Wachsthum der Pflanzen dadurch 
behindert ist, ein Uebelstand, den erst der Neubau eines größeren Hauses, welches die Anlegung 
breiterer Gänge gestaltet, abhelfen wird. Diejenigen einjährigen Nutzpflanzen, welche unsere 
Sommertemperatur vertragen, sind auf einem vor dem Orchideenhause befindlichen Beete 
ausgepflanzt, während die empfindlicheren Gewächse, welche besonders in ihrer Jugend viel 
Feuchtigleit bedürfen und gegen niedere Temperatur geschützt werden müssen, in dem zu diesem 
Zwecke zwischen dem Orchideen= und dem Farrnhause nen erbauten Glaskasten unter- 
gebracht sind. 
2. Noch umfangreicher sind die Veränderungen, welche im botanischen Museum 
vorgenommen worden sind, um die Sammlungen besser als früher für die Kolonialzwecke 
nutzbar zu machen. Während bisher in der Museumsabtheilung, welche die nicht in den Herbar- 
mappen unterzubringenden pflanzlichen Objekte, also Früchte, Sämercien, Hölzer u. s. w., 
umfaßt, alle diese Gegenstände in systematischer Reihenfolge, ohne Rücksicht auf ihr 
Vaterland angeordnet waren, sind jetzt neben dieser systematischen Abtheilung noch zwei neue 
eingerichtet worden. Die eine derselben, welche in dem großen vorderen Saale des Gebäudes 
untergebracht ist, soll alles auf Kulturpflanzen Bezügliche zur Darstellung bringen; sie enthält 
die allgemein verbreiteten Obstsorten, Cerealien, Gespinnstpflanzen, die Genuß- und Nährmittel 
liesernden Pflanzen nebst ihren Produklen, geordnet nach ihren Heimathländern und nach 
ihrer Verwendung. Die zweite Abtheilung befindet sich auf dem das Gebäude der Länge nach 
durchziehenden Korridor in einzelnen Schränken und soll zeigen, welche Pflanzenformen für 
die verschiedenen Florengebiete charakteristisch sind, und welche Produkte von wild- 
wachsenden Pflanzen in denselben gewonnen werden. Bei beiden Abtheilungen ist wiederum 
dafür Sorge getragen worden, die Etikettirung recht ausführlich und für das größere Publikum 
lehrreich auszuführen und außerdem durch Aufsiellung von Bildertafeln noch verständlicher zu 
machen. Leider sind alle diese Einrichtungen durch den seit Jahren schon bestehenden Platz- 
mangel im botanischen Museum, welches längst nicht mehr den Bedürfnissen genügt, im höchsten 
Grade behindert; wenn auch der vorhandene Naum nach jeder Richtung ausgenutzt worden ist, 
so leidet die Aufstellung der Objekte, da sie zu dicht zusammengedrängt werden müssen, doch 
sehr an Uebersichtlichkeit. Erst eine Vergrößerung des Museums durch einen Neubau wird 
diesen kümmerlichen Verhältnissen ein Ende machen. 
Auch in der Herbarabtheilung des botanischen Museums sind entsprechende Einrich- 
tungen getrosfen worden. Da die Pflanzen des Herbariums aus wissenschaftlichen Gründen 
systematisch, ohne Berücksichtigung ihres Vaterlandes angceordnet sein müssen, so war es für
	        
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