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die Möglichkeit zu geben, in übersichtlicher Weise die wichtigsten Pflanzen und deren Produkte
kennen zu lernen, sind sowohl im botanischen Garten, als auch im botanischen Museum
besondere Einrichtungen getroffen worden.
1. Im botanischen Garten ist ein größeres Gewächshaus ausschließlich zur Auf-
nahme der tropischen Nutzpflanzen, die bis dahin nach ihrem Kulturbedürfniß in verschiedenen
anderen Häusern des Gartens und unter anderen für das Publikum weniger beachtenswerthen
Pflanzen zerstreut waren, hergerichtet worden. In diesem Hause sind nicht nur die bereits
vorhanden gewesenen tropischen Nuhpflanzen vereinigt, sondern die Sammlung ist durch Ankauf
von Pflanzen und Anzucht aus Samen nach Möglichkeit vermehrt worden, so daß dieselbe jeßt
die Mehrzahl der wichtigeren Kulturpflanzen umfaßt. Dabei ist besondere Sorgfalt auf die
richtige Bestimmung der Pflanzen gelegt worden, eine Aufgabe, die dadurch freilich erschwert
ist, daß viele dieser Gewächse in den ungenügenden Häusern nur selten oder gar nicht zur Blüthe
gelangen. Ebenso ist die botanische Centralstelle bemüht gewesen, durch ausführliche und be-
lehrende Etiketten, welche außer den wissenschaftlichen auch die einheimischen Namen, sowie
Notizen über den Nutzen und die Verwendung der Pflanzen enthalten, das Interesse des
größeren Publikums für diese Sammlung zu gewinnen. Leider sind die Raumverhältnisse des
Hauses so beschränkte, daß die Uebersichtlichkeit und auch das Wachsthum der Pflanzen dadurch
behindert ist, ein Uebelstand, den erst der Neubau eines größeren Hauses, welches die Anlegung
breiterer Gänge gestaltet, abhelfen wird. Diejenigen einjährigen Nutzpflanzen, welche unsere
Sommertemperatur vertragen, sind auf einem vor dem Orchideenhause befindlichen Beete
ausgepflanzt, während die empfindlicheren Gewächse, welche besonders in ihrer Jugend viel
Feuchtigleit bedürfen und gegen niedere Temperatur geschützt werden müssen, in dem zu diesem
Zwecke zwischen dem Orchideen= und dem Farrnhause nen erbauten Glaskasten unter-
gebracht sind.
2. Noch umfangreicher sind die Veränderungen, welche im botanischen Museum
vorgenommen worden sind, um die Sammlungen besser als früher für die Kolonialzwecke
nutzbar zu machen. Während bisher in der Museumsabtheilung, welche die nicht in den Herbar-
mappen unterzubringenden pflanzlichen Objekte, also Früchte, Sämercien, Hölzer u. s. w.,
umfaßt, alle diese Gegenstände in systematischer Reihenfolge, ohne Rücksicht auf ihr
Vaterland angeordnet waren, sind jetzt neben dieser systematischen Abtheilung noch zwei neue
eingerichtet worden. Die eine derselben, welche in dem großen vorderen Saale des Gebäudes
untergebracht ist, soll alles auf Kulturpflanzen Bezügliche zur Darstellung bringen; sie enthält
die allgemein verbreiteten Obstsorten, Cerealien, Gespinnstpflanzen, die Genuß- und Nährmittel
liesernden Pflanzen nebst ihren Produklen, geordnet nach ihren Heimathländern und nach
ihrer Verwendung. Die zweite Abtheilung befindet sich auf dem das Gebäude der Länge nach
durchziehenden Korridor in einzelnen Schränken und soll zeigen, welche Pflanzenformen für
die verschiedenen Florengebiete charakteristisch sind, und welche Produkte von wild-
wachsenden Pflanzen in denselben gewonnen werden. Bei beiden Abtheilungen ist wiederum
dafür Sorge getragen worden, die Etikettirung recht ausführlich und für das größere Publikum
lehrreich auszuführen und außerdem durch Aufsiellung von Bildertafeln noch verständlicher zu
machen. Leider sind alle diese Einrichtungen durch den seit Jahren schon bestehenden Platz-
mangel im botanischen Museum, welches längst nicht mehr den Bedürfnissen genügt, im höchsten
Grade behindert; wenn auch der vorhandene Naum nach jeder Richtung ausgenutzt worden ist,
so leidet die Aufstellung der Objekte, da sie zu dicht zusammengedrängt werden müssen, doch
sehr an Uebersichtlichkeit. Erst eine Vergrößerung des Museums durch einen Neubau wird
diesen kümmerlichen Verhältnissen ein Ende machen.
Auch in der Herbarabtheilung des botanischen Museums sind entsprechende Einrich-
tungen getrosfen worden. Da die Pflanzen des Herbariums aus wissenschaftlichen Gründen
systematisch, ohne Berücksichtigung ihres Vaterlandes angceordnet sein müssen, so war es für