Verschiedene Mittheilungen.
Die Stranbenzucht im Süden von Afrika.
(Aus Nr. 6 der Rerne de IAlrique-.)
Die bedeutendsten Straußensarmen befinden
sich in der Umgebung von Cradok an den
Ujsern des Big-Fish (32,5° südl. Br., 25,337
östl. Länge v. Gr.). Die ältesten derselben
stammen aus dem Jahre 1864. Vor jenem
Zeitpunkte hatte man nicht an die Möglich-
keit geglaubt, eine derart vollkommene Zähmung
der großen Bögel zu erzielen, daß einc Fort-
pflanzung erfolge und das Pflücken der Federn
zweimal im Jahre vor der Mauser stattfinden
könne. Man ist zu diesem Resultate gekommen,
indem man wilde kleine Strauße bald nach
deren Auskriechen fing und sie in steter Be-
rührung mit Menschen hielt.
Die zur Zucht benutzten Plateaus sind an
dem Nordabhange der Winterbergkette in einer
mittleren Höhe von 900 m über dem Meeres=
spiegel gelegen. Jede Farm umsaßt 6000 bis
8000 Hektar Grasland, auf welchem sich stellen-
weise eine Art Ginsier, Karoo genannt, und
zahlreiches, Schutz bietendes dichtes Strauch-
werk findet.
bewässerten Stellen
An gewissen, mittelst Pumpen
finden sich Felder mit
Lnzerne, welche erforderlich sind, um die jungen
Strauße während einer langandauernden, in
jener Gegend nicht seltenen Dürre am Leben
zu erhalten.
Die Farmen sind von Drahtzäunen in Höhe
von 1,50m umschlossen und in gleicher Weise
in Triften eingetheilt.
sind, dienen in einem Flächeninhalt von etwa
40 Hektaren für die jungen Strauße. Weiterc
10 Hektare sind ausschließlich für die schönsten
Paare, welche zur Nachzucht bestimmt sind,
vorbehalten. Die übrigen Vögel sind in Triften
von etwa 1000 Hektaren vertheilt, von welchen
jede 150 Stück faßt.
Gleich nachdem die jungen Strauße in
der künstlichen Brutmaschine ausgeschlüpft sind,
werden sic in Loose von etwa 30 eingetheilt
und einem erfahrenen Neger anvertraut, welcher
ihnen die Luzerne schneidet und ihnen Kies,
zerstoßene Knochen, Weizen und das nöthige
Wasser zur Nahrung verabreicht: Er treibt sie
jeden Abend und beim Herannahen von Ge-
wittern in den Stall. Die Brutmaschinen sind
im Allgemeinen nach dem Modelle des Patents
Douglas.
Die jungen Strauße, welche von der
Mutter ansgebrület worden sind, werden in
50
Jede derselben kann 6
600 Strauße und 400 Stück Vieh halten.
Die Triften, welche der Ansiedelung am nächsten
Abtheilungen von 15 Stück Tag und Nacht
von cinem A#cger überwacht und gepflegt,
welcher sie nach ihrem Ausschlüpfen nicht mehr
verläßt. Man läßt sie draußen unter dem
Schutze von Vater und Mutter schlafen, jedoch
sind Raubzeug und besonders Schakale so zahl-
reich, daß man immer sürchten muß, ganze
Bruten vernichtet zu sehen. Man wendet des-
halb Strychnin an, um das Ranbzeng durch
Köder, den man außerhalb der Triften hin-
legt, zu vergiften.
Wenn ein Fremder sich dem Neste, wo
das Weibchen brütet, nähert, muß er sich gegen
dic sehr gefährlichen Angriffe des Männchens
dadurch schützen, daß er einen starken, mit
Dornen versehenen Stock in Höhe seiner Augen
hält; aber sobald der Fremde die Eier berührt,
gewöhnlich 15 Stück, von denen jedes drei
Pfund wiegt, nimmt das Männchen ihm gegen-
über eine flehende Haltung ein, indem es fürchtet,
daß man dieselben fortnehme.
Es ist wichtig, die Nester vor den An-
grissen der Schakale, Assen und Krähen zu
bewahren.
In einer Ecke der großen Triften, welche
150 Vögel enthalten, findet sich ein Verschlag
aus Planken, dessen eine Seite weggenommen
werden kann.
Zehn Hirten zu Pferde, jeder mit einem
starken, mit Dornen besetzten Stock bewasfnet,
treiben die ganze Herde in den Verschlag,
wo die Vügel so gedrängt sind, daß sie sich
nicht mehr wehren können. Nachdem man dann
die bewegliche Seite wieder verriegelt hat,
beginnt man mit dem Pflücken der Strauße.
Die Schwanzfedern und alle langen schwarzen
und grauen reißt man aus. Die weißen Federn
dagegen schneidet man ab, um den unteren
Theil, da die Wurzeln nicht beschädigt sind, in
zwei Monaten wieder reif werden zu lassen.
Die Federn werden, ehe man sie zum Verkauf
eingepackt, sortirt.
Jede Farm enthält auch eine Milchwirth=
schaft, wo man die Milch von 70 bis 80 Kühen
gewinut und etwa 300 Ochsen zieht, die man
im Alter von 3 bis I] Jahren verkauft. Die
Anwesenheit von Groswieh ist erforderlich,
damit die stärkeren Pflanzen abgeweidet und
verhindert werde, daß das Strauchwerk die
Passage der Vögel hindere.
Die Strausenzucht hat diese Gegenden und
insbesondere die Stadt Cradok reich gemacht.
Letztere ist durch eine Eisenbahn nach Süden
hin mit Port Elizabeth und nach Norden mit
dem Eisenbahnnetz vom Kap nach Kimberley
# und Vryburg verbunden.