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achtenswerthe, wenn auch in unseren deutschen Kolonial-
Gebieten meist wohl bekannte Lehren der Tropen-
hygiene und der Behandlung von Tropenkrankheiten
zusammengestellt. Unter seinen Gewährsmännern
finden sich Vertreter fast aller Nationen, Laien wie
Aerzte, zum Theil Namen, die auch jedem Deutschen,
der Afrika sein Interesse zugewandt hat, wohl-
bekannt sind.
Im ersten Kapitel behandelt der Verfasser die
afrikanischen Malariafieber, oder wie er kurz sagt:
les fiévres. In der Eintheilung der einzelnen Arten
folgt er M. Stanley, indem er unterscheidet: the
Ccommon ague ou frisson de la lévre, thbe re-
mittent fever ou före intermittente; the per-
nieious bilious fever ou fiörre bilieuse perbi-
cieuse. Diese Eintheilung entspricht nun der wissen-
schaftlichen allerdings insofern nicht, als der Arzt
zwischen remittirendem und intermittirendem Fieber
sowohl bei jeder anderen Erkrankung wie namentlich
bei der Malaria-Erkrankung scheidet. Allein die
weiter folgende Beschreibung zeigt, daß der Verfasser
und seine Gewährsmänner von der zur Zeit allge-
mein gültigen Anschauung über die tropischen Malaria=
Erkrankungen nicht abweichen.
Das beweist u. a. die Schilderung der bekannten
prädisponirenden örtlichen, zeitlichen und durch Lebens-
weise bedingten Ursachen. Gerade auf eine sorgsältige,
den verschiedenen Lebensbedingungen auf der Station
oder auf Expeditionen angepaßte Hygiene des K Körpers
legt der Verfasser ein Hauptgewicht. In den auf
dieselbe bezüglichen Rathschlägen liegt der Hauptwerth
des Buches. Aus den zahlreichen Gelegenheits-
ursachen für die einzelnen Erkrankungen leitet der
Verfasser in klarer anschaulicher Weise die Mittel ab,
sich vor jenen zu schühen. Eine besondere Schuld
an Erkrankungen mißt er dem Maugel an Bewegung
zu, Dinactivité tue en Afrique, und findet deshalb
in der Regel: vita est in wotu das beste Mittel
gegen jene. Die spezielle Behandlung des Malarig-
fiebers, die er auch in eine prophylaktische „précau-
tions à prendre“ und eine arzneiliche „remêdes“
trennt, bespricht er nach den bekannten Grundsäßen;
Chinin, in der fieberfreien Zeit gegeben, ist natürlich
auch für ihn die bisher unübertrosfene „panacée“.
Besonders sympathisch berührt die Empfehlung ver-
hältnißmäßig kleiner Dosen des Mittels gegenüber
dem vielfach noch verbreiteten Chininmißbrauch; so
räth Verfasser u. a.; Verträgt ein Patient eine ein-
malige stärkere Dosis nicht, so gebe man ihm mehr-
mals kleine Dosen. Bei der Besprechung der Fieber-
behandlung — wie an anderen Stellen des Buches —
zeigt sich ein verständiges, jedem Schematismus ab-
holdes Eingehen auf die Individnalität der Kranken.
Bezüglich des Weges, auf dem Chinin und andere
Arzneien dem Körper eingeflößt werden, trägt Ver-
fasser dem sich so überaus häufig zeigenden Unver-
mögen des Magens, dieselben aufzunehmen, Rechnung,
indem er die Eingabe per clysma als praklisch und
erfolgreich empfiehlt. Das zeigt sich besonders bei
Delirien,
der Besprechung der Dysenterie im zweiten Kapitel.
Neben Rizinusöl und Ipecacuanha erfährt für die
Behandlung derselben le remöde Schynse, Dacide
phéniquc per os und namentlich per chysma ge-
geben, als besonders wirkungsvoll Erwähnung. Wenn
Pater Schynse durch sein Mittel und die Art seiner
Eingabe keinen einzigen Ruhrkranken nach des Ver-
sassers Angabc verloren hat, so spricht dieser Umstand
für die umsichtige und sorgsame Behandlung, die
jener gerade den Deutschen so sympathische Maun
seinen Kranken hat zu Theil werden lassen. Im
Uebrigen muß aber die Karbolsäure in der Hand
der Laien als ein gefährliches Mittel für innere
Behandlung angesehen werden. Greifen wir von der
Arzneibehandlung der Ruhr auf die prophylaktische
zurück, so sieht Verfasser mit Recht die Quelle der
Dysenterie im Genuß des den Krankheitskeim ent-
haltenden Wassers und empfiehlt als ainiig sonveränes
Mittel dagegen das Abkochen des Wassers
Das dritte Kapitel behandelt den Sonnenstih;
in demselben erscheint besonders die Besprechung der
Symptome der chronischen Form interessant. Die-
selben gipfeln in Schwäche, Erschöpfung, Schlassucht,
heftigen Hinterkopfschmerzen, besonders des Na achis,
Ohrensausen, Druck= und Beängstigungs-
gefühl auf der Brust. Der Tropenhelm und der
Sonnenschirm sind die besten Schutzmittel gegen die
gefährliche Krankheit; bei der eigentlichen Behandlung
spielen Umschläge auf den Kopf und ableitende
Mittel die Hauptrolle.
Von den im vierten Kapitel behandelten Ge-
schwüren und Wunden: Ulcéres, Skorbut et Ma-
kulo, Blessures erheischt ein besonderes wissen-
schaftliches Interesse die unter den in längerem Ver-
kehr mit Europäern stehenden Eingeborenen Afrikas
verbreitete Krankheit Makulo. Hervorgerufen durch
plötzlichen Nahrungswechsel, d. h. Vertauschung der
gewöhnten Kost mit der europäischen, zeigt sich die-
selbe als eine chronische Dysenterie mit starker Ge-
schwürsbildung an der inneren und äußeren Aster-
gegend. Gegen die Geschwüre wenden die Einge-
borenen mit Erfolg einc aus ciner einheimischen
Pflanze (chenopodium ambrosioides), Schiespulver
und Branntwein bereitete Paste an, dazu innerlich
aromatisches Getränk. Die Behandlung der Wunden
theilt sich in die der blessures ordinaires und der
blessures vénéneuses. Unter den Leßteren treten
die Schlangenbißwunden in den Vordergrund. Sub-
kutane Injektion von Aetßz= und Desinfektionsmitteln
in die Umgebung der vergifteten Wunde, dazu Alkohol
innerlich, sind die auch hier empfohlenen bekmunten
Mittel.
Den besprochenen vier Kapiteln schließen sich drei
Appendices an, deren erstes in angemessen be-
schränkter Auswahl die nöthigsten Arzneimittel und
desgleichen Verbandsioffe u. s. w. der europäischen
Pharmakopoe für den Gebrauch im tropischen Afrika
aufzählt, während das zweite uns mit den einhei-
mischen Arzneimitteln und offizinellen Pflanzen des-