Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Soldaten gehen und gedenke dies später, wenn ich 
abgelöst werde, auch zu thun. Wer nicht prätentiös 
auftritt, sondern die Häuptli höflich beh „ Klll 
ftritt, # Häuptlinge höflich behandelt Kaiserlichen Kommissars für Togo Grafen Pfeil 
kann nicht nur überall sicher allein herumreisen, son- 
dern wird auch reich beschenkt. 
Herr Graf Schweinih, der hier ankam, macht 
eine kleine Reise ins Hinterland, um die Holzverhält- 
nisse zu studiren. Auf mein Ersuchen schenkte der 
hiesige Sultan sofort der Dampferexpedition die große, 
mit schönem Wald dicht bestandene Jnsel Kishakta 
umsonst. Dieselbe soll Holzdepot werden. Wo die 
Werft gebaut werden soll, ist noch nicht bestimmt. 
Auch in diesem Monat gingen regelmäßig Pa- 
tronillen zu sämmtklichen Sultanen am See, kam 
regelmäßig der Tribut in Kaurimuscheln ein und 
wurden Kanus gestellt. Die Leute des hiesigen 
Sultans arbeiten umsonst. Um die ewigen Grenz- 
streitigkeiten zwischen Mkotani und Kajohsa zu be- 
seitigen, nahm ich sämmtliche streitigen Dörfer in 
Besiz und schenkte sie der Mission; sie werden jetßzt 
mit katholischen Waganda besiedelt. Beide Sultane 
waren damit einverstanden. 
Da die Engländer in Uganda großen Mangel 
an Stoffen haben, so überließ ich ihnen 200 Gora 
von den uns kontraktlich von Sewa zustehenden 
1000 Gora, da außer Vorschüssen hier sehr wenig 
Zeug ausgegeben wird. 
Ueber Emin Pascha habe ich nichts Neues ge- 
hört; die Waganda behaupten, daß der Araber ihn 
persönlich erschlug. Die Araber hier an den Kagera- 
Fähren sind in großer Angst, daß ich den Pascha an 
ihnen räche. 
Stokes wird jetzt wohl am Albert Edward-See 
angekommen sein. 
Infolge der Sandflöhe bin ich und drei Viertel 
der Besaßung marschunfhig. In Karagwe blieben 
die Ernten theilweise stehen und verfaulten, da die 
Leute sie nicht einheimsen konnten. Leute mit ab- 
gefaulten Zehen sieht man in Menge. Mwansa ist 
von dieser Plage jett auch seit etwa einem Monat 
erreicht, auch aus Tabora kommt schon Nachricht 
über vereinzeltes Austreten. 
Ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich be- 
haupte, daß das ganze Karawanenwesen durch die 
Sandflöhe schwer geschädigt werden wird. 
Deutsche Dost in Ostafrika. 
Nach einer Mittheilung im III. Heft von „Gott 
will es“ ist ein in Nyegesi (am Victoria= See) am 
22. November v. J. abgeschickter Brief bereits am 
22. Dezember in Bagamoyo und am 13. Januar d. J. 
in Koblenz eingetroffen. Der Brief hat also nur 
noch 53 Tage gebraucht, während früher drei bis 
füuf Monate die Regel waren. 
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Festlegung der Ostgrenze von Togo. 
Auf gemeinsamen Vorschlag des stellvertretenden 
und des französischen Residenten in Porto Novo 
  
hatten die beiderseitigen Regierungen seiner Zeit be- 
schlossen, die Grenze zwischen Togo und der fran- 
zösischen Nachbarkolonie Mitte April v. J. durch 
eine gemischte Kommission festlegen zu lassen. In- 
folge des Krieges mit Dahomey konnte der Plan 
jedoch nicht ausgeführt werden. Nunmehr wird im 
Laufe dieses oder Anfang nächsten Monats eine 
Kommission an Ort und Stelle zusammentreten, um 
die Grenze festzusetzen. Insbesondere wird es sich 
um Festlegung des Meridians der Insel Bayol im 
Innern handeln, um danach die Zugehörigkeit der 
wichtigsten Grenzorte zu bestimmen. Wenn die 
Arbeiten nicht zu lange Zeit in Anspruch nehmen, 
wird die Grenze bis zu dem Punkte festgelegt wer- 
den, an dem der gedachte Meridian den Mono-Fluß 
schneidet. 
Die Kommission wird sich deutscherseits zusammen- 
setzen aus dem Kaiserlichen Kommissar als Leiter, 
dem von der Station Misahöhe herangezogenen 
Dr. Gruner als wissenschaftliches Mitglied, sowie 
dem Polizeimeister v. Piotrowski zur Beaussichti- 
gung der mitzunehmenden Soldaten und Träger. 
Französischerseits werden 4 Offiziere und 25 Pioniere 
nebst der erforderlichen Anzahl von Trägern er- 
scheinen. 
von der Station Bismarckburg (Togo) 
sind Berichte des Herrn L. Conradt aus dem No- 
vember v. J. eingegangen, wonach unter den Ein- 
geborenen friedliche Zustände herrschen. Dieselben 
gewöhnen sich mehr und mehr daran, dem Stations- 
vorsteher ihre Streitigkeiten zur Entscheidung vor- 
zulegen. Von Interesse ist, daß die Eingeborenen 
anfangen, sich an europäische Bedürfnisse zu ge- 
wöhnen, insbesondere macht sich ein Begehr nach 
Kleidungsstücken bemerkbar. 
Herr Conradt ist bemüht, die Station auszu- 
bauen und Schäden auszubessern, welche durch einen 
starken Sturm im Oktober verursacht worden sind. 
Besondere Sorgfalt verwendet er auf die Bananen= 
plantage, die Kolanußbaumschule, den Gemüsegarten 
und die Getreidefelder, sowie auf die Vieh= und 
Geflügelzucht. Die Selbstverpflegung der Arbeiter 
hat sich allerdings noch nicht durchführen lassen, die 
Station ist vielmehr zum Theil noch auf die Pach- 
tung umliegender Farmen zur Aberntung angewie- 
sen. Sammlungen, von denen sich namentlich die 
entomologischen auszeichnen, gedachte Conradt im 
Jannar abzusenden.
	        
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