Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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magazins in die Luft gesprengt. Beim Eindringen 
fanden wir den Sultan noch am Leben. Um 
ihn dagegen herumgeschleudert lagen seine durch 
ihn selbst abgeschlachteten Frauen. Er wurde hinaus- 
geschafft und in der Barasa, in der er Sigl hatte 
antichambriren lassen, aufgehängt. 
Alsdann ordnete ich die Zerstörung des Qui- 
kurn an, das planmäßig in vorläufig hinreichendem 
Maße ausgeführt wurde, und trat schon um 8 Uhr 
wegen der großen Erschöpfung der Europäer und 
Soldaten den Rückmarsch nach Tabora an. 
Erbeutet wurde: 
Ein mit Arabesken schön gezierles bronzenes Geschütz, 
Geschenk des Sultan Said von Sansibar an den 
alten Sike nebst vieler Munition; 
Sämmtliche Kriegstrophäen der beiden Sike aus 
den zahlreichen früheren Kriegen, sowie den drei 
letzten mit der Stiation, darunter verlorene Gra- 
naten der Antisklaverei-Lotterie; 
12 Sike-Flaggen; 
Mehrere Frasilah wenig verletztes Elsenbein (das 
weitaus Meiste war durch die Explosion vernichtet): 
60 Stück Rindvieh und Esel, eine große Menge 
Ziegen (Lettere überließ ich den Soldaten). 
Eine Menge Sachen und Briefe, der Mission und 
der Antisklaverei-Lotterie gehörend, wurden ge- 
funden. 
Der Verlust auf feindlicher Seite ist nicht fest- 
zustellen, aber mit nicht unter 250 todt und ver- 
wundet anzugeben; an Stelle X, wo auch wir viele 
Verluste hatten, lagen 15 Todte. 
Verlust unsererseits: 
Polizeihauptmann Mihran Effendi, 
Manyena= Askari Katambn, 
:Mambo, 
Msuluma- Muniakassi. 
Schwer verwundet: 
Sudanese: Abdel Hafif Mohamed, 
- Mohamed Achmed Selim, 
Suaheli-Askari: Jitihadi, 
Manyema = Simba, 
- -WUledi, 
10. - Janaheri, 
11. o3 Askari: Manankea, 
12. Miirima, 
13. - Kakema. 
Leichter verwundet: 
14. Mganda-Askari Juma II. 
15. Manyema-Askari Kibana. 
Leicht verwundet: 
16. Suaheli-Askari Simba I. 
17. Mgonda-Askari Sake. 
18. Manyema-Askari Manaunku. 
Todt: 1 
— 
- 
— 
So 
19. - - Munimwua 
20. Mnyamwesi Ferusi. 
21. Möukuma Abdalla. 
  
Außerdem sieben zur Station gehörige Schwarze 
und mehrere Nyassoleute. 
In den drei vorhergegangenen Gefechten 
(#cht Gefechtstage: 6. Juni, 5. und 6. August, 13., 
14., 15., 16. und 17. September): 
Verluste der Schutztruppe: 
Todt: 1 Europäer, 
6 Sudanesen 
2 Wanyamwesi. 
Verwundet: 2 Europäer (darunter Lazareth= 
gehülfe Jurock zweimal), 
7 Sudanesen, 
3 Balu##n, 
2 Waga 
Ferner von denw lua cverei-Oeiellch und 
Verbündeten: 
2 Curopäer 
1 Araber Sewa Hadjis we, 
eine sehr beträchtliche Anzahl 
Schwarzer todt und verwundet. 
Beim Abmarsch kam uns eine große Menge 
schon am Quikuru beglückwünschend entgegen, halb- 
wegs schlossen sich einige Araber mit ihren Leuten 
an. Beim Einzuge in Tabora, wo die Missionare 
von Ushirombo (darunter der einst aus Kipalapala 
vertriebene Pater Lombard), der Wali, die Araber 
und die übrige Bevölkerung unter Freudenschüssen 
und Weibergeschrei uns empfingen, ging es ganz 
anders zu als am 14. Dezember. Der Wali hatte 
schlachten und kochen lassen und verpflegte die ganze 
Besatzung umsonsl, desgleichen die Agenten Sewa 
Hadjis, zwei vortheilhaft aus der Art geschlagene 
Inder, die sich auch bis auf den Sturm am Kampfe 
betheiligt hatlen. 
Schon am Nachmitlage erfuhr ich, daß Kasni 
und Snektu geflüchtet, das ganze feindliche Gebiet 
um Tabora geräumt sei. Am nächsten Morgen zog 
ich nach dem Quikuru und zündete es gründlich an (es 
brannte vier Tage). Unterwegs hörte ich, daß die 
Araber Kwiharas geflüchtet seien. Am Nachmittage 
kam der Wali mit einer Friedensbotschaft von den- 
selben. Ich gab ihnen bis zum nächsten Morgen 
Zeit. Als sie erschienen, erklärte ich ihnen, falls sie 
nicht innerhalb zwei Stunden 25 Frasilah Elfenbein 
siellten, würde ich sie augenblicklich aufhängen und 
Kwihara vernichten. Die durch den Wali und 
andere gebotene Bürgschaft schlug ich aus. Die Ent- 
fernung Tabora—Kmwiharg ist fast anderthalb Stunden. 
In rasender Eile holte ein Araber das Elfenbein 
und brachte es mit schweißtriefender Karawane noch 
rechtzeitig an. Darauf ließ ich sie die nach- 
folgende Erklärung unterzeichnen und stellte ihnen 
einen Friedensschein aus. Die Araber Kapini von 
Tabora und Ali Bin Sultan von Ngambo hätten 
noch bestraft werden sollen, ich hielt es aber für an- 
gezeigt, da die Macht der Araber nummehr gebrochen 
war, Milde walten zu lassen. Am 14. äscherte ich 
Kasui ganz und Snetu theilweise ein.
	        
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