nieder. Auf ihrer Flucht in den Urwald wurden
den Bona Mutome-Leuten bedeutende Verluste bei-
gebracht. Die weit aus dem Walde her hörbaren,
während der ganzen Nacht nicht enden wollenden
Todtenklagen waren erschütternd.
Bei dem am Morgen des 12. d. M. auf Bemenge,
Dadibo und Rdogotunda (Elangedorf) unternommenen
Angriff wurden wir aus zahlreichen, unmittelbar am
Ufer ausgeworfenen, etwa 1½ m tiefen Schützen-
gräben beschossen. Auf den Zugängen zu den Dörfern
waren Spitzpfähle eingeschlagen, mehreren Soldaten
drangen solche, nicht leicht bemerkbare Pfählchen voll-
ständig durch den Fuß hindurch. Zahlreiche von
frischem Blute triefende Bananenblätter in nächster
Nähe der Schügengräben bewiesen auch hier die
Wirkung unserer Waffen.
Etotokedorf in seinem gesammten Umfange glaubte
ich für Gonvernementseigenthum erklären zu sollen.
Ein Angriff auf Vorüberfahrende von diesem Platze
aus wird mit Sicherheit siets Verderben bringen.
Diese Möglichkeit muß aber den Eingeborenen
durch Verbot der Ansiedelung ein für alle Mal
genommen werden. Zudem läßt sich von diesem
Orte aus die Kwaklwa-, Malimba= und ein großer
Theil der östlich vom Kwakwa ansässigen Sanaga-
Bevölkerung leicht beherrschen. Mit einem Schlage
ist von Etotokedorf aus der gesammte Handel dieser
Leute mit den flußaufwärts wohnenden Volks-
stämmen lahm zu legen. Nebenbei bemerkt, eignet
sich, wie ich habe feststellen lassen, das Erdreich von
Etotokedorf vorzüglich zur Farmanlegung.
Verluste an Menschenleben waren seit dem 7. d. M.
nicht mehr zu beklagen, dagegen waren die Ver-
wundungen der Soldaten sehr zahlreich. Am 12. d. M.
Morgens 3 Uhr hatte ich Bemenge, am nächsten Tage
etwa um dieselbe Zeit Kola in ähnlicher Weise wie
Mabi überfallen lassen. Die Erschöpfung war am
13. Oklober eine allgemeine, ich ordnete daher diesen
Tag als Nuhetag an.
In der Nacht zum 14. d. M. wurde in Kola-
dorf biwakirt. Nachdem am 14. Oktober noch etwa
600 Malimba-Leuke zur Hülfeleistung zu mir gestoßen
waren, wurden an diesem und dem folgenden Tage
die Kola-, Mbange= und Kokong-Leute niedergeworfen.
Die Erstürmung von Mbangedorf war dabei die
schwierigste Aufgabe. Dieses auf einer Anhöhe von
etwa 150 m gelegene umfangreiche Dorf wird vom
Sanaga durch eine 500 bis 600 m breile Insel ge-
trennt. In der Trockenzeit ist Mbange nur durch
einen Kriek erreichbar. Bei dem gegenwärtigen Hoch-
wasser ist die Jusel überschwemmt und für Kann
und Boot passirbar. Bei unserer Annäherung auf
Mobange erhielten wir ein so wohl gezieltes Gewehr-
feuer, daß zahlreiche feindliche Geschosse auf dem
„Soden“ aufgesucht werden konnten. Dieselben be-
standen aus fingerstarken, einen Zoll langen, sehr stark
verrosteten Eisenstücken, die theils von Eisenstangen,
theils von eisernem Kochgeschirr herrühren, aus Kugeln
verschiedener Facon, Faßnieten 2c. Unter dem Schute
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der Revolverkanonen und des Maximgeschützes wurde
auf Kanus und Brandungsbooten die Landung schnell
bewerkstelligt. Die Erstürmung der steilen Mbange-
Anhöhe forderte jedoch die äußersten Anstrengungen.
Das von dem strömenden Regen durchtränkte lehmige
Erdreich war so weich und schlüpfrig, daß man immer
und immer wieder zurückglitt. Es dauerte daher
geraume Zeit, ehe der Gegner sein Feuer einstellte.
Die Soldalen gingen jedoch mit Aufbietung aller
ihrer Kräfte unerschrocken vor. Nach Erklimmen der
Höhe wurde das Dorf mit Hurrah gestürmt.
Vom 15. zum 16. d. M. wurde in Etotokedorf
Biwak bezogen. Am 17. Oktober war die Nieder-
werfung der Bakoko-Erhebung beendigt. Die Kameruner
und Malimbesen gingen meiner Anordnung zufolge
erst nach Vormarsch der Soldaten an Land. Sie
machten reiche Beute, mit der sic die Kanus gefüllt
hatten.
Wemn auch die häufigen, wolkenbruchartigen Regen-
güsse uns große Strapazen auferlegten, so war doch
die gegenwärtige Zeit für eine Pazifizirung des
Sanaga die günstigste. Das Hochwasser ist ein ge-
waltiges. Ueberall wurde die Wahrnehmung gemacht,
daß der hinter den Ortschaften gelegene Urwald weit
ins Land hinein überschwemmt ist. Das Hochwasser
steigt noch bis Mitte nächsten Monats. Die Auf-
rührer sind auf den Fluß angewiesen. Seit dem
18. d. M. wird der Sanaga — allerdings mit Unter-
brechungen — von der Stationspinnasse und dem
„Soden“ abwechselnd befahren, und die Bakokos durch
Abfeuern von Revolvergranaten in steter Beunruhigung,
namentlich auch des Nachts erhalten, um sie auf
diese Weise zur unbedingten Unterwerfung zu zwingen.
Wie groß die Noth unter den Bakokos ist, bewics
ein Zwischenfall, der mir bereits am 16. d. M. auf
dem Sanaga begegnete. Bei der Rückfahrt aus dem
Kwakwa bemerkle ich einige Tausend Meter vor mir
auf dem Sanaga ein mit zwei Bakokos besetztes Kanu.
Ich machte Jagd auf dasselbe, und es gelang, die
beiden Leute auf einer vor Elokotut gelegenen kleinen
Insel, auf der sie sich im tiefsten Schlamm versteckt
hatten, zu fangen. Sie erzählten von der Noth, der
die Aufrührer im Busch preisgegeben seien; der
Hunger habe sie auf den Fluß zum Fischfang ge-
trieben, sie hätten geglaubt, ich sei den Kwakwa hin-
unker nach Kamerun gefahren.
Die Rädelsführer der Erhebung, Oberhäuptling
Toko von Bona Ngan nebst seinen Brüdern Mekue
und Divuta, sowie den Häuptling Etotoke und
dessen Unterthanen Itonde habe ich für vogelfrei
erklärt, desgleichen die OQueda Muemba — als
der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Schutz-
gebiete Gefahr drohend — verboten und jedem in
der Vereinigung verbleibenden sowie neu hinzutretenden
Mitgliede strenge Strafe angedroht. ·
HänptlisthgangoausPungoSungohat
bereits um Frieden gebeten. Zu Verhandlungen mit
den übrigen Häuptlingen über die Friedensbedingungen