Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

nieder. Auf ihrer Flucht in den Urwald wurden 
den Bona Mutome-Leuten bedeutende Verluste bei- 
gebracht. Die weit aus dem Walde her hörbaren, 
während der ganzen Nacht nicht enden wollenden 
Todtenklagen waren erschütternd. 
Bei dem am Morgen des 12. d. M. auf Bemenge, 
Dadibo und Rdogotunda (Elangedorf) unternommenen 
Angriff wurden wir aus zahlreichen, unmittelbar am 
Ufer ausgeworfenen, etwa 1½ m tiefen Schützen- 
gräben beschossen. Auf den Zugängen zu den Dörfern 
waren Spitzpfähle eingeschlagen, mehreren Soldaten 
drangen solche, nicht leicht bemerkbare Pfählchen voll- 
ständig durch den Fuß hindurch. Zahlreiche von 
frischem Blute triefende Bananenblätter in nächster 
Nähe der Schügengräben bewiesen auch hier die 
Wirkung unserer Waffen. 
Etotokedorf in seinem gesammten Umfange glaubte 
ich für Gonvernementseigenthum erklären zu sollen. 
Ein Angriff auf Vorüberfahrende von diesem Platze 
aus wird mit Sicherheit siets Verderben bringen. 
Diese Möglichkeit muß aber den Eingeborenen 
durch Verbot der Ansiedelung ein für alle Mal 
genommen werden. Zudem läßt sich von diesem 
Orte aus die Kwaklwa-, Malimba= und ein großer 
Theil der östlich vom Kwakwa ansässigen Sanaga- 
Bevölkerung leicht beherrschen. Mit einem Schlage 
ist von Etotokedorf aus der gesammte Handel dieser 
Leute mit den flußaufwärts wohnenden Volks- 
stämmen lahm zu legen. Nebenbei bemerkt, eignet 
sich, wie ich habe feststellen lassen, das Erdreich von 
Etotokedorf vorzüglich zur Farmanlegung. 
Verluste an Menschenleben waren seit dem 7. d. M. 
nicht mehr zu beklagen, dagegen waren die Ver- 
wundungen der Soldaten sehr zahlreich. Am 12. d. M. 
Morgens 3 Uhr hatte ich Bemenge, am nächsten Tage 
etwa um dieselbe Zeit Kola in ähnlicher Weise wie 
Mabi überfallen lassen. Die Erschöpfung war am 
13. Oklober eine allgemeine, ich ordnete daher diesen 
Tag als Nuhetag an. 
In der Nacht zum 14. d. M. wurde in Kola- 
dorf biwakirt. Nachdem am 14. Oktober noch etwa 
600 Malimba-Leuke zur Hülfeleistung zu mir gestoßen 
waren, wurden an diesem und dem folgenden Tage 
die Kola-, Mbange= und Kokong-Leute niedergeworfen. 
Die Erstürmung von Mbangedorf war dabei die 
schwierigste Aufgabe. Dieses auf einer Anhöhe von 
etwa 150 m gelegene umfangreiche Dorf wird vom 
Sanaga durch eine 500 bis 600 m breile Insel ge- 
trennt. In der Trockenzeit ist Mbange nur durch 
einen Kriek erreichbar. Bei dem gegenwärtigen Hoch- 
wasser ist die Jusel überschwemmt und für Kann 
und Boot passirbar. Bei unserer Annäherung auf 
Mobange erhielten wir ein so wohl gezieltes Gewehr- 
feuer, daß zahlreiche feindliche Geschosse auf dem 
„Soden“ aufgesucht werden konnten. Dieselben be- 
standen aus fingerstarken, einen Zoll langen, sehr stark 
verrosteten Eisenstücken, die theils von Eisenstangen, 
theils von eisernem Kochgeschirr herrühren, aus Kugeln 
verschiedener Facon, Faßnieten 2c. Unter dem Schute 
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der Revolverkanonen und des Maximgeschützes wurde 
auf Kanus und Brandungsbooten die Landung schnell 
bewerkstelligt. Die Erstürmung der steilen Mbange- 
Anhöhe forderte jedoch die äußersten Anstrengungen. 
Das von dem strömenden Regen durchtränkte lehmige 
Erdreich war so weich und schlüpfrig, daß man immer 
und immer wieder zurückglitt. Es dauerte daher 
geraume Zeit, ehe der Gegner sein Feuer einstellte. 
Die Soldalen gingen jedoch mit Aufbietung aller 
ihrer Kräfte unerschrocken vor. Nach Erklimmen der 
Höhe wurde das Dorf mit Hurrah gestürmt. 
Vom 15. zum 16. d. M. wurde in Etotokedorf 
Biwak bezogen. Am 17. Oktober war die Nieder- 
werfung der Bakoko-Erhebung beendigt. Die Kameruner 
und Malimbesen gingen meiner Anordnung zufolge 
erst nach Vormarsch der Soldaten an Land. Sie 
machten reiche Beute, mit der sic die Kanus gefüllt 
hatten. 
Wemn auch die häufigen, wolkenbruchartigen Regen- 
güsse uns große Strapazen auferlegten, so war doch 
die gegenwärtige Zeit für eine Pazifizirung des 
Sanaga die günstigste. Das Hochwasser ist ein ge- 
waltiges. Ueberall wurde die Wahrnehmung gemacht, 
daß der hinter den Ortschaften gelegene Urwald weit 
ins Land hinein überschwemmt ist. Das Hochwasser 
steigt noch bis Mitte nächsten Monats. Die Auf- 
rührer sind auf den Fluß angewiesen. Seit dem 
18. d. M. wird der Sanaga — allerdings mit Unter- 
brechungen — von der Stationspinnasse und dem 
„Soden“ abwechselnd befahren, und die Bakokos durch 
Abfeuern von Revolvergranaten in steter Beunruhigung, 
namentlich auch des Nachts erhalten, um sie auf 
diese Weise zur unbedingten Unterwerfung zu zwingen. 
Wie groß die Noth unter den Bakokos ist, bewics 
ein Zwischenfall, der mir bereits am 16. d. M. auf 
dem Sanaga begegnete. Bei der Rückfahrt aus dem 
Kwakwa bemerkle ich einige Tausend Meter vor mir 
auf dem Sanaga ein mit zwei Bakokos besetztes Kanu. 
Ich machte Jagd auf dasselbe, und es gelang, die 
beiden Leute auf einer vor Elokotut gelegenen kleinen 
Insel, auf der sie sich im tiefsten Schlamm versteckt 
hatten, zu fangen. Sie erzählten von der Noth, der 
die Aufrührer im Busch preisgegeben seien; der 
Hunger habe sie auf den Fluß zum Fischfang ge- 
trieben, sie hätten geglaubt, ich sei den Kwakwa hin- 
unker nach Kamerun gefahren. 
Die Rädelsführer der Erhebung, Oberhäuptling 
Toko von Bona Ngan nebst seinen Brüdern Mekue 
und Divuta, sowie den Häuptling Etotoke und 
dessen Unterthanen Itonde habe ich für vogelfrei 
erklärt, desgleichen die OQueda Muemba — als 
der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Schutz- 
gebiete Gefahr drohend — verboten und jedem in 
der Vereinigung verbleibenden sowie neu hinzutretenden 
Mitgliede strenge Strafe angedroht. · 
HänptlisthgangoausPungoSungohat 
bereits um Frieden gebeten. Zu Verhandlungen mit 
den übrigen Häuptlingen über die Friedensbedingungen
	        
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