Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Bericht des zum Ankauf von Pflanzen und Sämereien 
nach Sansibar entsjandten Forslassessors Krüger an 
den stellvertretenden Raiserlichen Gouverneur. 
Auf der von mir unternommenen Tour nach 
Sansibar sind für den in Dar-es-Saläm anzulegenden 
Nußgarten folgende Sämereien und Pflanzen mit- 
gebracht worden: « 
Tamarindensamen 
Betelpalmen 
Dattelpalmen 
Pembakokospalmen 
Nelkenpflanzen 
Zimmetpflanzen 
Limonenbäume 
Ziersträucher 
Kasseesamen 
Kautschukbaumsamen 
l 
l 
aus den Sultansgärten 
und Anpflanzungen des 
Sultans. 
Kautschukbaumpflanzen 
Zimmetbaumpflanzen 
Agavenzwiebel 
Ziersträucher u. Blumen 
aus der Schamba der eng- 
lischen Mission. 
Gulabibäume 
Bambus (indisch) 
Ziergräser 
Schlinggewächse 
Blumen 
Ziersträucher 
Die Wachsthumsverhältnisse und das 
ganze Aussehen der Bäume einer von mir be- 
sichtigten Obstbaumplantage auf der Insel Sansibar 
sind ein Beweis dafür, daß wir hier ebenso wenig 
wie anderswo in den Tropen unsere heimischen 
Obstsorten mit Erfolg kultiviren können. 
Aehnlich verhält es sich in den Sultansgärten mit 
den Weinreben, die zwar oft große Tranuben 
lieserm welche aber fast jedes Wohlgeschmackes ent- 
ehren. 
n etwas größerem Maßstabe ist ein Anbau- 
versuch mit Dattelpalmen gemacht. Von der 
Hauptwasserleitung, welche von Norden etwa 3 km 
weit aus einem ziemlich primitiven Reservoir das 
Wasser eines Baches zuerst in unterirdischen aus 
Korallenstein gemauerten Gängen, dann in Eisen- 
röhren der Stadt zuführt, geht ein Nebenstrang zur 
Plantage. In cemenkirten, oben offenen Rinnen 
wurde früher das Wasser dem Gelände mitgetheilt; 
jetzt hat man mit der Bewässerung aufgehört. Die 
Aufseher behaupten, daß die Datteln hier gute wohl- 
schmeckende Früchte zeitigen, jedoch vermochten sie über 
den Ertrag Näheres nicht anzugeben. Jedenfalls 
wird die Dattelpalme hier wie anderwärts, wo 
in der Tropenzone Versuche gemacht sind, ke ine des 
Anbaues werthen Erträge liefern, da sie gerade 
im Gegensatz zur Kokospalme zum Gedeihen trockene 
Luft und frischen Boden verlangt, und bisher alle 
Versuche, an denen es namentlich die Araber selbst- 
aus der Schamba 
der Parsengemeinde. 
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verständlich nicht haben fehlen lassen, keine Resultate 
erzielt haben. 
Die Nelkenplantagen des Sultaus liefern 
nach dem Urtheil der indischen Kaufleute das bessere 
Material der Insel. Außer ihm befassen sich noch 
viele Araber mit dem Aubau, der die vorzüglichste 
Einnahmequelle der Insel bietet. 
Da die Nelkenbäume gegen die direkte 
Einwirkung der Ostpassate sehr empfindlich 
sind, befinden sich die Plantagen im Westen oder 
im Innern der Insel. Die Entfernung der Bäume 
beträgt zwischen 6 und 7 m im Quadrat und die 
Höhe bis 10 m. 
Der Boden besteht seiner Zusammensetzung nach 
aus 60 bis 70 Prozent Sand, 5 bis 10 Prozent 
Humus, 10 bis 20 Prozent Thon. Kalk findet sich 
überall in hinreichender Menge. Die Nelkenbäume 
nehmen hier mit einem ziemlich trockenen Boden 
vorlieb, auf nassem Boden versagen sie. 
Der Anbau geschieht bis 100 m von der Hoch- 
fluthgrenze, und macht sich, wo Windschirme fehlen, 
das Einwirken des Seewindes in dem geringeren 
Höhenwuchs und der Deformation des Stammes an 
der Seeseite bemerkbar. 
Obgleich man im Allgemeinen bei Nelken und 
Muskatnüssen einen gelinden Schirm selbst bis ins 
pälere Alter für angebracht erachtet, so konnte ich 
nicht sagen, daß die zerstreut stehenden Palmen auf 
Wuchs und Blüthenbildung günstig eingewirkt hätten; 
zumal wo sie den einzelnen Bäumen zu nahe wuchsen, 
zeigten sie sich mehr schädlich als nützlich. Dasselbe 
kann man von den Mohogosträuchern, welche als 
Zwischenfrucht angebaut wurden und den Ertrag 
durch zu große Seitenbeschattung nicht unwesentlich 
schmälerten, behaupten, der Zwischenban der süßen 
Kartoffel zeigte sich gemäß ihres Wachsthums ver- 
hältnißmäßig weit weniger verderblich. Jedeufalls 
kann man bei den Nelkenbäumen, wenn dieselben 
ausgewachsen sind, der Schattenbäume vollständig 
entbehren, das zeigten die Flächen, auf denen die 
Kokospalmen fehlten. Zur Ernte benutzt man schon 
aus rohen Stämmen angefertigte Stehleitern und ent- 
hält sich meist des so verderblichen Schlagens. 
Die Bodenproben, welche in Dar-es-Saläm an 
verschiedenen Stellen entnommen wurden, zeigten 
meist an Humus einen größeren, an Thon einen 
etwas geringeren Prozentgehalt, während der Kalk- 
gehalt ein ziemlich gleicher ist. 
Da die Luftfeuchtigkeit hier wie auf Sansibar 
ziemlich gleich ist, jedenfalls für Nelkenbau voll- 
ständig genügend, so ist es eigentlich sonderbar, daß 
an der Küste Versuche mit Nelkenbäumen, wenn 
man nur ihre Empfindlichkeit gegen die 
direkte Einwirkung der Passate durch An- 
legung von Windschirmen berücksichtigt, nicht 
Erfolg haben sollten. Jedenfalls ist es wünschens- 
werth, daß wirklich methodisch angelegte Versuche die 
Sache klarstellen, bevor vom Anbau Abstand genommen 
wird. 
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