Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Die am 17. Mai ausgesäte japanische Kletter- 
gurke ging nach drei Tagen auf, wurde zehn Tage 
nach der Saat verpflanzt und zeigte vor acht bis 
zehn Tagen die ersten kleinen Früchte. Eine einzige 
mittelstarke Pflanze trägt heute 12, von denen einige 
schon für den Genuß reif sind. 
Die Versuche mit Kartoffeln haben bis jetzt ein 
nennenswerthes Resultat nicht ergeben; doch hatte 
dies zum Theil darin seinen Grund, daß die Sen- 
dungen von Hamburg halbverdorben angekommen 
sind. Ich habe mich jetzt mit einem Woermann= 
Kapitän in Verbindung gesetzt und diesen gebeten, 
einige Säcke von zur Saat geeigneten Kartoffeln aus 
Madeira mitzubringen, und ich hoffe bestimmt, betreffs 
des Kartoffelbaues bald Günstiges berichten zu können. 
Auch mit dem Anbau von Spargel ist begonnen 
worden, und bis jeßt sind 600 bis 700 zu den 
besten Hoffnungen berechtigende Pflanzen ausgepflanzt. 
Die uns von dem Kommandanten des portugie- 
sischen Forts in Weidah Kapitän Rollim liebens- 
würdigst zur Verfügung gestellten Weinstecklinge, 
etwa 22, gedeihen vorzüglich. 
Roggen, Weizen, Hafer und Runkelrüben ver- 
schiedener Art sind aufgegangen, ebenso rother Kopf- 
klee und Luzerne, nicht aber Esparsette und Sera- 
della. Das gesäte europäische Gras steht zwar dünn 
und läßt in seiner Entwickelung zur Zeit zu wünschen 
übrig, doch erfordert auch in der Heimath Gras viel 
Mühe und sorgfältige Pflege, und man darf daher 
immer noch auf ein Gelingen der fortzusetzenden 
Versuche rechnen. 
Die meisten heimathlichen Sommerblumen sind 
verpflanzt und berechtigen zu den besten Hoffnungen. 
Rosen werden durch Stecklinge vermehrt, und steht 
namentlich die Sorte „La France' der heimathlichen 
in Bezug auf Form und Geruch in keiner Weise nach. 
Aus einem Berichte des eben von der Station 
Baliburg nach Deutschland zurückgekehrten Unter- 
offiziers Knetschke fügen wir noch an, daß auch dort 
Kartoffeln und die meisten europäischen Gemüse ganz 
vortrefflich gedeihen. 
Von der Expedition des premievlientenanis v. Stetten. 
Nach hier eingegangenen telegraphischen Nach- 
richten ist Premierlieutenant v. Stetten an der 
Nigermündung eingetroffen. Herr v. Stetten war 
mit der Leitung einer Expedition ins Hinterland von 
Kamerun beauftragt worden und brach am 16. Fe- 
bruar d. Is. von Kamerun auf. Das Expeditions- 
korps bestand außer dem Leiter aus dem Premier- 
lieutenant Haering, dem später zur Küste zurück- 
gekehrten und inzwischen verstorbenen Unteroffizier 
Bärwald, dem Gärtner Nette und etwa 190 far- 
bigen Soldaten und Trägern unter dem bereits von 
der Morgenschen Expedilion her bekannten farbigen 
Expeditionsmeister Cornelius. 
42 
v. Stetten passirte am 26. Februar Idia, über- 
schritt am 3. März bei Mangambe den Sannaga 
und erreichte, nachdem er des Oefteren Angriffe der 
Eingeborenen mit bewaffneter Hand abzuwehren sich 
gezwungen gesehen hatte, am 13. März die Station 
Balinga. Nachdem er von hier den Unteroffizier 
Bärwald mit einem Theile seiner Mannschaft nach 
Yaunde abgeordnet hatte, um dieser Station Ersaß 
an Mannschaften und Tauschartikeln zu bringen und 
dann zur Küste zurückzukehren, setzte v. Stetten 
mit den übrigen Mitgliedern der Expedition und 
einer etwa 150 Köpfe zählenden Mannschaft Ende 
März den Vormarsch von Balinga nach dem Nor- 
den fort. 
Demnächst folgte ein längerer Aufenthalt in der 
Landschaft Tikar, welche als besonders reich und be- 
völkert geschildert wird. Hier und auf dem Weiter- 
marsche knüpfte v. Stetten Beziehungen zu den 
eingeborenen Häuptlingen an und schloß Verträge 
ab. Von Ngaundere erreichte die Expedition Yola, 
von wo sie nach der Küste zurückkehrte. 
Ausführlichere Nachrichten über die Schicksale 
und Erfolge der Expedition dürften zugleich mit dem 
Leiter derselben, welcher von Braß die Heimreise 
antreten wird, in Deutschland eintreffen. 
Aus Deutsch-Südwestafrika. 
Nach einem Telegramm aus Kapstadt hat am 
10. Juli d. Is. zwischen der Truppe des Majors 
v. Frangois und den Witbois bei Naos (nord- 
östlich von Hoornkrans auf dem Wege nach Guru— 
manas) ein Gesecht stattgefunden. 
Die Witbois verloren fünf Todte. Auf deutscher 
Seile sind die Reiler Baumgarten, Grünberg 
und Hoch verwundet worden. 
Nachforschungen haben ergeben, daß der in dem 
Bericht des Kaiserlichen Kommissars Mojors 
v. Frangois vom 24. Mai d. Is. — abgedruckt 
in der Nr. 14 unseres Blattes — als vermißt be- 
zeichnete Reiter Meyer bei dem Rekognoszirungs- 
gefecht am Karibiberge gefallen ist. 
Besuch eines italienischen Rriegsschißfes 
in Dar · es · Salam. 
Wie aus Dar-es-Saläm gemeldet wird, ist am 
16. Juli der Königlich italienische Aviso „Staffetta“, 
Kommandant Fregattenkapitän Incoronato, von 
Sansibar im hiesigen Hafen eingelaufen, um daselbst 
einen Besuch zu machen. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.