Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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sein müssen, und neuerdings eine zweite Dhau, welche 
er für eine Sklavendhau angesehen und als solche 
behandelt hat. 
Das Verhältniß der Wissmann-Dampferexpedition 
zur „Administration“ (so heißt hier die Verwaltung 
des Herrn Johnston) ist das denkbar beste. Eine 
Hand wäscht hier die andere, beiden Theilen zum 
Nutzen; der Kommandant der „Dove“ hat sich z. B. 
in liebenswürdigster Weise erboten, uns morgen nach 
Wir (Elßz, Prince- 
Port Johnston zu bringen. 
und ich) halten Messe zusammen, und herrschen aller- 
seits die angenehmsten Beziehungen. An Vorräthen 
ist hier fast gar nichts mehr, sondern Alles mit dem 
„Wissmann“ nach Port Johnston bezw. mit dem 
ersten Theil der Expedition nach Station Langenburg 
gegangen. Tauschwaaren sind so gut wie keine mehr 
da, auch kein Geld. " 
UebevdieMöglichkeiteinchestedelungdevcandichaft 
Rombobezw.llichiviöjtlichvonMavangu « 
imKilimandjawsGebiet 
entmehmen wir einem Berichte") des Botanikers 
Dr. Volkens von der wissenschaftlichen Station 
Marangu aus Folgendes: 
1. Im Osten an Marangu grenzen der Reihe 
nach die Landschaften: 
a) Mamba, Häuptling Koimbere 
b) Msai ju, - Lengaki ) diese drei liegen 
60 M tchm gcllfden. 
d) Kondeni, - Mawere ander. 
v 
I) Prit, Ngatscht auf den Karten 
8) Mengue, Ngowe naul. dem Namen 
b) Keni (e, Ileto Nombo zusammen- 
j Tschimbi, Madschele gesaht, theils neben, 
k) Mi#u, "b Kinabo stheils übereinander. 
1) Uschiri (herrenlos) 
m) Kerua (viele kleinere Häuptlinge). 
Alle diese Landschaften beziehungsweise Land- 
schaftsverbände hat man sich als schmale der Quere 
nach in einer viertel bis einer halben Stunde passir- 
bare Streifen vorzustellen, die sich von der hier 
1000 bis 1100 Meter hoch belegenen Steppe bis 
zur Grenze der Kulturzone, etwa 2000 Meter, am 
Berge emporziehen. Darüber hinaus erstreckt sich 
überall der Urwaldgürtel. 
2. Klimatologisch und geologisch sind die unter 
a bis e aufgeführten mit Marangu und wahrschein- 
lich auch hieran westwärts grenzenden Gebiete zu- 
sammenzufassen. Es spricht sich das in den Boden- 
und Bewässerungsverhältnissen und damit zusammen- 
u) Muika, Häuptling Bararia 
„K „½ 
  
*) Der Vericht ist vor der Ausführung der Expedition 
des siellvertretenden Kaiserlichen Gouverneurs Oberst Frhr. 
v. Schele geschrieben. 
lich wieder werden. 
  
hängend in der Art der Bewirthschaftung seitens 
der Eingeborenen aus. Die Bananenschamben sind. 
hier auf den ganzen Streifen, den die Landschaften 
darstellen, vertheilt. Der dazwischen liegende, jetzt 
unbebaute, meist mit dichtem Gebüsch bestandene 
Boden ist früher zum großen Theil bebaut gewesen 
und wird es nach einer Zeit der Nuhe wahrschein- 
Fast überall finden wir eine 
ziemlich tiefe Decke von Humus und fast überall hin 
ist aus einigen nie versiegenden, vom Schmelzschnee 
des Kibo gespeisten Bergbächen Wasser zu leiten. 
Gezogen werden neben Bananen vor Allem Colo- 
casien, drei verschiedene Arten Dioscoren (Vigazi, 
eine mit unterirdischen, zwei mit oberirdischen Knollen), 
süße Kartoffeln, verschiedene Bohnenarten, weniger 
häufig die Körnerfrüchte Eleusine (Uwimbi), Sorghum 
(Mtama) und Mais. 
3. Die unter 1 bis k aufgeführten Laudschaften 
sind von den vorhergehenden in den meisten der an- 
gezogenen Punkte verschieden. Sie sind vor Allem 
bei Weitem trockener. Die in den Schluchten sich 
hinziehenden Bachbekte waren schon jetzt, kurz nach 
der Hauptregenzeit, sämmtlich ausgetrockinet. Das 
Schmelzwasser des Kibo fehlt. Die Bananenhaine 
finden sich in einer einzigen großen Mulde, die ent- 
weder fast unmerklich in die Steppe übergeht oder 
durch vorgelagerte Hügel von ihr getrennt wird, 
zumeist so dicht aneinander gedrängt, daß man von 
oben den Eindruck eines zusammenhängenden Ba- 
nanenwaldes empfängt. Unbebautes und stets unbe- 
baut gewesenes Land erstreckt sich über der Mulde 
und zwar in Form einzelner isolirter Kuppen. Sie 
bestehen — zum mindesten in einer tiefgründigen 
Schicht — aus verhältnißmäßig lockerem Sande 
und sind jetzt, nach der Regenzeit, mit hohen 
Gräsern bedeckt. Später in der regenarmen Periode 
verschwinden diese sicherlich, darauf weisen zahlreiche, 
eingesprengte, auf Ertragen großer Trockenheit an- 
gepaßte Pflanzen (Alos, Euphorbien rc.) hin. Wasser 
findet sich dauernd nur in einzelnen tieferen Sen- 
kungen und Löchern, von woher es die Eingeborenen 
oft stundenweit holen. — Die Bananen, die gezogen 
werden, sind bei Weitem nicht so hoch und so üppig als 
in den westlichen Landschaften, Mais steht geradezu 
kläglich. Viel angebaut wird Eleusine (Uwimbi), der 
offenbar mehr mageren Boden liebt, und mit ihm zu- 
gleich auf demselben Felde Cajanus (Bazi). Daneben 
sind wieder Bohnen häufig und in den Bananen-- 
schamben auch die Dioscorea mit unterirdischen Kuollen. 
Colocasia, die viel Wasser braucht, ist selten. 
4. Die Landschaften unter 1 und m (zum Theil 
auch schon k) bieten wieder Anklänge an Marangn 
und die rechts und links daran gelegenen Sultanate. 
Die wirkliche Trockenheit soll sich nur über 5 Mo- 
nate erstrecken. Ein stets Wasser führender Bach, 
der Lumi, durchschneidet, freilich in einer tiefen, 
schwer zugänglichen Schlucht, das Gebiet. Ueberall 
sieht Fels an, Basalt und Tuff. Die Schamben
	        
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