Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Ramernn. 
Mi#ttheilungen von der Station Vaunde. 
Nachrichten, welche im Juni d. Is. zur Küste 
gedrungen waren, besagten, daß die von dem Bota- 
niker Zenker geleitete Station Yaunde bald, nachdem 
der Expeditionsmeister Bärmann der v. Stetten- 
schen Expedition dieselbe verlassen hatte, von dem 
Stamme der Voghe-Velinghe angegriffen sei. Da 
hiernach die Lage Zenkers nicht unbedenklich er- 
schien, beschloß der stellvertretende Kaiserliche Gon- 
verneur Kanzler Leist, mit thunlichster Beschleunigung 
eine Expedition nach Yaunde zu entsenden, welche 
Unterstützung gewähren und zugleich die zur Ergän- 
zung der Vorräthe der Station Yaunde erforderlichen 
Tauschwaaren und Munition dorthin überbringen 
sollte. Die fragliche Expedition setzte sich zusammen 
aus dem Sergeanten Lewonig als Leiter und dem 
Gärtner Nette, den 64 besten Leuten der Kameruner 
Schutztruppe und 87 Trägern. Dem Expeditions- 
leiter war noch der besondere Auftrag ertheilt wor- 
den, auf dem Marsche eine Stelle ausfindig zu 
machen, welche sich zur Anlage einer Regierungs- 
station eignete. Als günstiger Platz für eine solche 
war von Ortskundigen Lolodorf (Mlole des Reimer- 
schen Kolonialatlas), wo sich bereits ein europäischer 
Faktorist niedergelassen hatte, bezeichnet worden. Der 
Zweck der Station sollte darin beslehen, die Verbin- 
dung von Yaunde zur Küste offen zu halten und 
zu sichern. 
Die Expedition brach am 7. Juli von Plan- 
tation auf und erreichte nach 23tägigem Marsche 
Yaunde. Dem über den Verlauf derselben von dem 
Sergeanten Lewonig dem Gouvernement erstatteten 
Berichte entnehmen wir Folgendes: 
„Am 7. Juli setzte sich die Expedition von Plan- 
tation auf dem Wege, welchen in der Regel die von 
der Küste nach dem Innern gehenden Handels- 
larawanen benutzen, in Nordostrichtung in Marsch. 
Am 10. Juli erreichte ich Bipindi, der Weg bis 
dorthin ist, trotzdem so viele Karawanen denselben 
benutzen, ganz außerordentlich schlecht, nach starkem 
Regen marschirt man fast immer in dickem Schlamm; 
die Wasserläufe sind, da nicht überbrückt, Hindernisse 
für eine größere Karawane; läßt ein Träger seine 
Last in das Wasser fallen, so ist an ein Wieder- 
bekommen in den meisten Fällen nicht zu denken. 
Vor Bipindi mußte die Expedition fast vier 
Stunden lang durch knietiefen Sumpf und auf- 
geweichten Boden marschiren. 
An dem Wege von der Küste bis Bipindi be- 
finden sich keine Niederlassungen von Eingeborenen. 
Bei Bipindi wurde die Expedition am 12. Juli 
in Kanus über den Lokundjefluß gesetzt und um 
9 Uhr 30 Minuten wurde weiter marschirt. 
Ich zog es vor, nicht den Weg durch die Bahoho- 
und Tungalandschaft zu gehen, sondern wählte den 
etwas kürzeren, aber weniger begangenen, auf der 
Karte nicht bezeichneten Weg über Sungo; da der- 
  
selbe weniger benutzt wird, mußte stellenweis der 
Busch ausgeholzt werden. 
Vom 13. bis 17. Juli marschirten wir durch 
Sümpfe, Urwald und neuangelegten Farmen, am 17. 
wurde Lolodorf erreicht. 
In Lolodorf, am Lokundjeflusse gelegen, fand 
ich einen Platz, welcher sich besonders für die in 
Aussicht genommene Stationsaulage eignet. 
Am rechten User des Flusses gegenüber dem 
Dorfe liegt eine etwa 50 Meter steil ansteigende 
Höhe; am Fuße der Höhe zieht sich die Straße hin, 
welche von fast allen Handelskarawanen, die nach 
den Ugamba-, Buly= und Pangwe-Ansiedelungen und 
den Handelsplätzen am Ujong gehen, benutzt wird, 
wie auch sämmtliche von Osten kommenden Karawanen 
auf diesem Wege zur Küste gelangen. 
Die Lololeute sind friedlich, das Klima ist, wie 
verschiedene Weiße, welche längere Zeit sich hier auf- 
gehalten haben, behaupten, recht gesund. 
Da auch eine leichte Verproviantirung von der 
Küste möglich ist, so steht der Anlage einer Station 
nichts im Wege, ich habe den Häuptling von Lolo 
daher verpflichtet, einen Weg auf die Höhe zu 
schlagen und die Spitze abzuholzen. 
Allerdings würde die Anlage einer Brücke über 
den Lokundje nothwendig sein, da die Passage jett 
bei hohem Wasserstand lebensgefährlich ist und 
Karawanen oft wochenlang auf einer Seite des 
Flusses warten müssen, bis das Wasser abläuft, da 
man die Beförderung mittelst Kanoes hier nicht 
kennt; tritt der Fall ein, daß Karawanen warten 
müssen, so giebt es fast stets Palawer mit den Ein- 
geborenen. 
Allerdings sind die Baumaterialien die denkbar 
schlechteten. In Lolo und der ganzen Umgegend 
werden alle Hänser aus Baumrinde hergestellt und 
mit großen Blättern eingedeckt; da Palmen hier nur 
in verkrüppeltem Zustande vorkommen, so ist den 
Eingeborenen die Verwendung von Makten für den 
Hausbau unbekannt. 
Infolge dessen wird der Bau etwas langsam vor 
sich gehen, und ist es daher nothwendig, daß ich mit 
der ganzen Expedition einige Zeit in Lolo bleibe, 
um Herrn Nette bei dem Bau und der Einrichtung 
der Station zu unterstüßen. 
Am 19. Juli marschirte ich mit der Expedition 
weiter auf Yaunde zu und bewirkte am 27. Juli 
den Uebergang über den hier sehr breiten Ujong, 
mit Kanoe, bei dem Dorfe Ekudindi. 
Die Voghe Belinghe-Dörfer waren bei unserer 
Ankunft verlassen. 
Am 30. Juli 4 Uhr nachmittags traf ich mit der 
Expedition in der Station Yaunde ein. 
Den Leiter der Station, Herrn Zenker, traf 
ich gesund an. 
Ein Angriff auf die Station hat nicht statt- 
gefunden, wohl aber hat Herr Zenker sehr viel mit 
Palawern zu thun, besonders mit den Voghe Ve- 
linghes, welche Anfang März d. Is. einen von der
	        
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