und Lobethal gegenwärtig 11 weiße Missionare und
3 weiße Missionsfrauen württembergischer, bayerischer,
preußischer, badischer, hessischer, russischer und schwei-
zerischer Staatsangehörigkeit wirken. Zu jeder Haupt-
station gehört eine Reihe von Außenstationen, welche
unter der Leitung eines farbigen Lehrers und Pre-
digers stehen. Von den bestehenden 44 Außen-
stationen sind im Laufe des Berichtsjahres 13 errichlet
worden. Viel Interessantes auch in ethnologischer
und geogrophischer Beziehung bieten die von dem
rührigen Missionar Bizer von Mangamba aus in'
die Rakosiberge unternommenen Predigtreisen. Die
Basler Mission zählt gegenwärtig 51 farbige An-
gestellte (Lehrer und Prediger), über 1300 Schüler
und 825 Christen. Das von dieser Mission 1889
gegründete Lehrerseminar in Bonaku unterrichtet
gegemwärtig 48 Zöglinge in Religion, Deutsch und
den gewöhnlichen Realsächern. Die Basler Mission,
welche in der Heranbildung farbiger Handwerker an
der Goldküste so Rühmliches geleistet hat, ist soeben
im Begriff, in Bonaku eine Werkstatt zur Unter-
weisung der Eingeborenen im Schreinerhandwerk zu
eröffnen. Diese Mission hat im Berichtsjahre in
dankensweriher Weise das Gouvernement bei der
Pacificirung des Bakokostammes unterstützt.
3. Die amerikanische (presbyterianische) Mission
unter der Leitung des äußerst rührigen Missionars
Godduhn, welcher infolge seines bedeutenden Ein-
flusses auf die Eingeborenen der Südküste bei Pa-
lavern mit diesen dem Gouvernement schötzenswerthe
Dienste geleisset hat. Ihm zur Seite stehen 6 weiße
Missionare, 2 weiße Lehrerinnen, 1 weißer Arzt und
1 weißer Zimmermann. Sämmtliche Nichtfarbigen
sind Deutsch-Amerikaner. Wenn diese Mission bei
den Eingeborenen beliebter ist als bei manchen Euro-
päern, so hat dies wohl darin seinen Grund, daß
Missionar Godduhn das Prinzip der Sonntags=
heiligung und Spiritnosenenthaltung bei Handhabung
der Kirchendisziplin sehr streng zur Durchführung
bringt. Diese Mission, deren Einfluß sich bisher
auf die Küstenbevölkerung zwischen Kribi und Kampo
erstreckte, scheint jetzt auch im Hinterlande festen Fuß
zu fassen. Wenigstens ist dieselbe soeben im Begriff,
eine Station im Bulilande zu errichten, um von
hier aus die Segnungen des Christenthums unter
den Buschleuten zu verbreiten.
4. Die katholische Mission der Pallokiner, welche
zur Zeit durch 5 Priester, 9 Laienbrüder und
6 Schwestern repräsentirt wird. Mit Ausnahme
eines Schweizers sind sämmtliche weißen Mitglieder
der katholischen Mission Deutsche.
Diese seit Ende des Jahres 1890 im hiesigen
Schuzgebiete gegründete Mission hat in Kribi, Ma-
rienberg und Edea ihre Hauptstationen und unter-
scheidet sich dadurch von den übrigen Missionen, daß
sie ihre Zöglinge in unentgeltliche Pension nimmt.
Die verhältnißmäßig gesunde Station Kribi dient als
Erholungsstation für die kranken Missionare und ist
zugleich Siß des apostolischen Präfekten für Kamerun,
14
des unermüdlichen, keinerlei Strapazen scheuenden
und allseitig beliebten Paters Vieter. Hier wie auf
der am rechten Ufer des unteren Sannaga gelegenen
Station Marienberg ist je ein Haus für die Patres
und Fratres, eine Sonntags als Kirche dienende
Schulhalle und ein geräumiges Gebäude für die
Schwestern erbaut, welche für den Unterricht und
die Erziehung der Negermädchen und den Haushalt
der Patres sorgen. Auf der Station Edea, welche
ein Wohnhaus für die Missionare, ein Schulhaus
und eine soeben vollendete Kirche besitzt, wirken noch
keine Schwestern. Die Anzohl der Pensionäre beträgt
zur Zeit in Edea etwa 25, in Kribi 55 und in
Marienberg, wo die Schwester Monika das Lehr-
amt mit ungemeinem Erfolge versieht, etwa 50.
Als ich kürzlich diese Missionsschulen besuchte, war
ich freudig überrascht, daß die in deutscher Sprache
gestellten Fragen deutsch beantwortet wurden. Auch
konnte ich gegen das Jahr 1891, in welchem ich
zuletzt die katholischen Schulen besucht hatte, nament-
lich im Schreiben, Rechnen und Lesen einen großen
Fortschritt bemerken. Die Mission hat es sich zur
lobenswerthen Aufgabe gestellt, ihre Pensionäre an
geregelte körperliche Arbeit zu gewöhnen, und der
Erfolg, welchen sie seit der kurzen Zeit ihres Be-
stehens in dieser Hinsicht gehabt hat, ist, wie ich
mich persönlich überzeugt habe, ein erstaunlicher und
zu den besten Erwartungen hinsichtlich des heran-
wachsenden Geschlechts berechtigender. Gegenwärtig
kommt es nur noch selten vor, daß die Knaben den
ihnen auferlegten Zwang nicht ertragen können und
weglaufen. Interessant ist es, daß auch die katholische
Mission die Erfahrung gemacht hat, daß die Küsten-
bewohner mehr Talent, aber weniger Eifer und That-
kraft verrathen als die Buschbewohner. Die Leßteren
verbinden mit einer gewissen Scheu gegen den Weißen
ein respektvolles Zutrauen, während die an den Um-
gang mit Europäern gewöhnten Küstenneger an-
maßend auftreten. Die katholischen Missionare
harrten während des Bakokoanfstandes auf ihren im
Bakokolande gelegenen beiden Stationen muthig aus
und haben, als der Aufstand mit Waffengewalt
niedergeschlagen war, in dankenswerthester Weise den
Frieden zwischen dem Gouvernement und den Bakokos
vermitktelt.
Neben den Missionsschulen wirken für die Er-
ziehung der Eingeborenen unter der Leitung der
Lehrer Christaller und Betß die Regierungsschulen
zu Bonamandone (Belldorf) und Bonebela (Deido-
dorf), welche aus je 4 Klassen bestehen, deren Stand
sich aus solgender Tabelle ergiebt:
I. In der Regierungsschule zu Bonamandone
wurde behandelt in der
1. Klasse (3 Schüler)
Biblische Geschichte: Altes und Neues Testament.
Deutsch: Grammatische Uebungen, Aufsäßze, Ueber-
tragungen von Gedichten in Prosa.
Rechnen: Schlußrechnung, einschl. Prozent= und
Zinsrechnung.