Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Ueber den Beldenlod des Lieutenanis Ax in dem Gesecht 
vor Mosch 
erfährt man Folgendes: 
Die kombinirte Kompagnie Ax war um s Uhr 
morgens auf die erste Vertheidigungslinie des Gegners 
gestoßen und wurde sofort von demselben unter 
schärfstes Feuer genommen. Die Vertheidigungslinie 
bestand in einem über 4 Meter tiesen Graben mit 
steilen Rändern und einem dahinter liegenden 
Schützengraben. Die kombinirte Kompagnie ging 
dreimal vergeblich zum Sturm gegen den Graben vor, 
beim dritten Anlauf, kurz vor 9 Uhr, erhielt Lientenant 
Agx einen Schuß von der rechten Seite in die Brust, so 
daß der Tod soforteintrat. Erwurde nach dem rückwärts 
gelegenen Verbandplahe geschafft und abends gegen 
6 Uhr traf die Leiche mit den übrigen Todten und 
Verwundeten im Lager ein. Am 13. August, 
mittags 2 Uhr fand das Begräbniß mit allen 
militärischen Ehren siatk. 
Das Grab befindet sich auf einem freien Platze 
zwischen der Boma Meli und der Boma Mandara 
unter einem großen Baume. Dasselbe wurde am 
nächsten Tage mit einem Holzkreuz versehen. 
  
Einem Berichte des Raiserlichen Kommissars Majors 
v. Wissmann 
über den Verlauf seiner Rickva-Tanganyika= Expe- 
dition aus Kitutu-Obercomstation vom 14. Juli 
entnehmen wir Folgendes: 
Am 18. Juni d. Is. brach ich nach Erledigung 
der Post von Muenzo (Fifestation) auf und stieg 
den 2000 Fuß hohen Abhang des Hauptplateaus 
zur Rickwaebene hinab, zunächst in das Gebiet der 
Waninmgamba. Die Bevölkerung litt zur Zeit 
unter den Verwüstungen der Heuschrecken und der 
ganz außergewöhnlichen Kühnheit von Löwen, die 
große Verheerung in einzelnen Dörfen angerichtet 
hatten. Beim Weitermarsch in nordwesllicher Rich- 
lung passirle ich nach der Neihe die an den Süden 
des Sees angrenzenden Landschaften Mkulu, Wuanda 
und Jipa. Der Respekt, der durch die Niederlage 
der Wanika durchaus wieder hergestellt war, sicherle 
uns überall einen überaus guten Empfang und einen 
Ueberfluß an geschenkten Lebensmitteln für unsere 
Leute. Die Routenaufnahme, die ich wegen Mangels 
an geeignetem Material nicht im Stande bin, beizu- 
fügen, wird manche Veränderung in der Lage des 
Rickwagebietes bringen. Es gelang mir leider 
wegen abergläubischer Furcht der Eingeborenen nicht, 
einen angeblichen Abfluß des Rickwa, dessen Wasser 
tief im eine Höhle hinab zu einem unterirdischen 
Kanal fallen soll, aufzufinden. 
Von der Südwestecke des Sees stieg ich wieder 
auf das Plateau hinauf und führle durch das Ge- 
biet von Jipa einen äußerst beschwerlichen Gebirgs- 
marsch aus, auf dem ich einen kleinen neuen Gebirgs- 
see, Namens Quela, enkdeckte. Sehr zu leiden hatten 
  
wir Europäer von der ab und zu in diesen Höhen 
bis auf 0 R. herabsinkenden Nachtkälte. Am 
Kalamboflusse, der einzigen Gegend, wo wenigstens 
Zebras und Antilopen von der Vieh= und Wild- 
seuche verschont geblieben, erhielten wir die ersten 
Nachrichten von dem diesjährigen Raubzug der Wa- 
wemba, über dessen Ausgang ich telegraphisch kurz 
berichtet habe. Derselbe, der alljährlich zur Zeit der 
Ernte von den Wawemba unternommen wird, sollte 
in diesem Jahre mit besonderem Nachdruck, und 
zwar unter der Führung ihres Oberhäuptlings Ki- 
limkura selbst in Scenc geseht worden sein. Die 
Näuber hatten sich nach dem Tanganyika zu gewandt, 
und sollte die katholische Missionsstation der weißen 
Väter, Kala, bedroht sein. Ich beschloß daher, 
unverzüglich dorthin zu marschiren, um sowohl der 
Mission als auch den größeren Dörfern der heim- 
gesuchten Warungn am See Hülfe zu bringen. In 
einem Dorfe Nondo am oberen Kalambo hörte ich, 
daß die Näuber schon auf dem Rückmarsch vom Sce 
begriffen seien und stündlich erwartet wurden, und 
traf Maßnahmen gegen eine Ueberraschung, indem 
ich das von Pallisaden eingefaßte, aber sonst wenig 
günstig gelegene Dorf besetzie. Auf einem über die 
Pallisaden hervorragenden Termitenbau innerhalb 
des Dorfes ließ ich die Fahne aufpflanzen und die 
Geschütze aufstellen. Bald nach Eintritt der Dunkel- 
heit wurde ein lebhaftes Gewehrfeuer aus nächster 
Nähe auf das Dorf unterhalten. Wir besetzten die 
Einfassung, konnten jedoch nur einige Schüsse auf 
den schnell verschwindenden Feind abgeben. Zur 
Versolgung bezw. Aufklärung ausgesandte Patrouillen 
fanden keine Spur mehr von den Wawemba. Am 
nächsten Morgen, als ich mich eben zum Aufbruch 
rüstele, erschirn über den westlich gelegenen Höhen 
eine Anzahl französischer Flaggen — die Spitze der, 
wie wir bald sahen, ganzen Armee Kitimkurns. Da 
der Weg zur Vermeidung eines Sumpfes in weitem 
Bogen auf unser Dorf zuführte, so konnten wir 
nach und nach die ganze, sich über eine Wegstunde 
lang ausdehnende Karawane heranmarschiren sehen, — 
ein Anblick, der wohl geeignet war, das Gemüth der 
Schwarzen in einige Aufregung zu schen — und schnell 
alle möglichen Vorkehrungen zur Abweisung eines 
Angrifss zu tressen. Es wurde mir genügend Zeit 
deboten, einen ziemlich genauen Ueberschlag der 
Stärke des Feindes, die sich elwa auf 5000 Mann 
belief, abzuschätzen. Bald errreichte die meist mit 
Gewehren bewaffucte, mit rothen Mänteln und 
Federschmuck kriegerisch herausgeputte Masse das 
Gelände vor dem Dorfe. Acht zwischen 30 bis 
50 Meler von den Pallisaden entfernt gelegene 
Termitenhügel wurden nach und nach von den 
feindlichen Trupps zu 30 bis 50 Mam besetzt, auf 
jedem derselben zwei oder drei Flaggen auf- 
gepflanzt, das Gras niedergedrückt und das Ge- 
wehr sertig auf die Krone des Hügels gelegt. Ein 
Sprecher begann mit mir ein Schauri, offenbar um 
Zeit zu gewinnen, bis die ganze Macht herau sei,
	        
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