Sehr erfreulich ist, daß unter den Offizieren der
Schutztruppe allmählich ein größeres Interesse für
Verbesserung der Karten entsteht. Vor Allem ist
nach dieser Richtung Herr Kompagnieführer Ramsay
zu nennen, der nach seiner Rückkehr nach Ostafrika
außerordentlich fleißige Routenaufnahmen und auch
Breitenbestimmungen aus der Umgebung der Station
Kisaki eingesandt hat. Auf Grund dieses Materials
und anderer Eingänge, wie der von Lieutenant zur
See Fromm, Lieutenant Storch und Anderen mehr,
wird es möglich sein, die Karte des Gebietes Dar-
es-Saläm—Bagamoyo Lusolwe— Mpwapwa auf eine
ganz neue Grundlage zu fiellen.
Um Offizieren der Schutztruppe vor der Ausreise
oder während ihres Urlaubes die Möglichkeit wissen-
schaftlicher Ausbildung auf heimischen, namentlich
hiesigen Instituten zu geben, werden neuerdings kleine
Beihülfen aus dem Afrikafonds für solche Offiziere
gewährt, die vor ihrer Ausreise in Berlin sich die
erforderlichen Kenntnisse verschaffen wollen.
Der frühere Missionsgärtner Holst in Mlalo,
Usambara, hat sich zu einem sehr fleißigen und ge-
geschickten Sammler herausgebildet, der, so gut er es
bei seiner Vorbildung vermochte, noch für karlo-
graphische und meteorologische Interessen thätig ge-
wesen ist. Es steht zu hoffen, daß sich der mit
außerordentlich bescheidenen, nur zum Theil aus dem
Afrikafonds stammenden Mitteln in Usambara reisende
Sammler unter sachkundiger Leitung zu einer der
wissenschaftlichen Erschliehung Ostafrikas sehr förder-
lichen Kraft entwickeln wird.
Auf den Reisebericht der Expedition Emin Paschas
ist bereits bei Besprechung der mit Unterstützung des
Afrikafonds erfolgenden Verwerthung des ostafrika-
nischen Kartenmaterials hingewiesen worden. Dieses
wissenschaftlich hervorragende, reich ausgestattete Werk
ist von Dr. F. Stuhlmann, dem Begleiter des
Paschas, verfaßt und unter dem Titel „Mit Emin
Pascha ins Herz von Afrika“ kürzlich im Verlage
der geographischen Verlagshandlung von Dietrich
Reimer erschienen und umfaßt die Reise der Expe-
dition bis zur Gründung von Bukoba, die Reise
mit dem Pascha in das Waldland und den Rück-
marsch Stuhlmanns zur Küste. Das Werk, dessen
Widmung Seine Majestät der Kaiser und König ent-
gegenzunehmen geruht haben, hat Anregung zu einem
Gesammtwerk über Deutsch-Ostafrika und die an-
grenzenden Länder gegeben, welches die bisherigen
Ergebnisse der Forschung auf den verschiedenen wissen-
schaftlichen Gebieten zusammenfassen wird und mit
dessen Bearbeitung hervorragende Fachmänner gegen-
wärtig beschäftigt sind. Es wird enthalten 1. Anthro-
pologse von Geh. Medizinalrath Professor Dr.
Virchow, 2. Ethnographie von Dr. Ritter
v. Luschan, 3. Kartographie von Dr. Richard
Kiepert, 4. Astronomie von Dr. Brix, 5. Meteoro-
logie von Professor Dr. Freiherrn v. Danckelman,
6. Linguistik von Dr. Büttner, 7. Zoologie unter
der Redaktion des Geh. Regierungsrath Professor
Dr. Moebius, 8. Botanik (Grungzüge der Planzen-
verbreitung in Deutsch-Ostafrika sowie die wichtigsten
Nubpflanzen daselbst) unter der Redaktion des Pro-
fessors Dr. Engler, 9. Geologie und Mineralogie
unter Mitwirkung des Geh. Ober-Bergraths Dr.
Hauchecorne. 6
Der Regierungsarzt des Schutzgebietes der
Marshall-Inseln, Dr. Steinbach, welcher aus
dem Afrikafonds mit wissenschaftlichen Instrumenten
ausgestattet worden ist, hat sich durch Anstellung sehr
eingehender meteorologischer Beobachtungen über die
klimatischen Verhältnisse der Insel Jaluit verdient
gemacht. Aus einer Bearbeitung seiner Beobachtungen
durch Professor Dr. Freiherrn v. Danckelman,
welche im letzten Heft der „Mittheilungen von
Forschungsreisenden und Gelehrten aus den deutschen
Schutzgebieten“ erschienen ist, ergeben sich wichtige
Aufschlüsse über die Gleichmäßigkeit der Temperatur-
verhältnisse dieser nur wenige Meter über dem
Meeresspiegel eines kropischen Oceans hervorragenden
Koralleninsel, über die jährlichen Regenmengen,
welche bedeutend größer sind, als bisher angenommen
wurde, und über die Windrichtungen. Nicht minder
interessant ist der in demselben Heft zum Abdruck
gelangte Bericht des Dr. Steinbach über die Be-
bölkerung und die Gesundheitsverhältnisse jener ent-
legenen Infelgruppe.
Die botanische Centralstelle für die Kolonien
am Königlichen Botanischen Garten und Museum
hierselbst hat auch im letzten Jahr wiederum zahl-
reiche Pflanzen nach den deutschen Schutzgebielen ge-
sandt, insbesondere an die botanische Versuchsstation
in Victoria, welche unter Leitung des Dr. Preuß
sich in erfreulicher Weise entwickelt. Auch an Privat-
Fesellschaften, so an die Usambara-Kaffeeban-Gesell-
schaft, sind Kulturpflanzen verschiedenster Art abge-
geben worden. Die Thätigkeit der Beamten des
Botanischen Museums war in letzter Zeit vollständig
durch die afrikanischen Sendungen in Anspruch ge-
nommen.