Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

ein. Nach Beendigung desselben sollte dann ein 
Palaver über unsere Angelegenheit stattfinden. Leider 
wurde aber nach Beendigung des sehr interessanten 
Plays das Palaver abermals auf den nächsten Mor- 
gen verschoben. Mein Führer und Begleiter, Herr 
Pfeil, und ich sahen uns am Montag in aller Frühe 
nach einem geeigneten Platze um, und als um 10 Uhr 
die Häuptlinge versammelt waren, fanden auch wir 
uns ein. Nach langer Berathung und vielem Ge- 
schrei wurde mir mitgetheilt, daß die Baseler Mission 
vor einigen Jahren einen Platz angekauft habe, wenn 
ich nun diesen Plaß von der Baseler Mission kaufe, 
so stehe meinem Kommen kein Hinderniß entgegen, 
dagegen sei es unmöglich, mir ein anderes Grundstück 
abzutreten. Herr Pfeil verließ gleich darauf die 
Versammlung, und ich wupßte nichts Besseres zu thun, 
als seinem Beispiel zu folgen. Wir gingen direkt 
nach Cubas Wohnung, packten unsere Sachen zu- 
sammen und gingen nach Soppo zum King Sacco, 
der uns in sehr freundlicher Weise aufnahm und 
sogleich ein Schaf schlachtete, um uns anständig be- 
wirthen zu können. Cuba schickte bald seinen Neffen, 
der uns bat, zurückzukommen, was wir rundweg ab- 
schlugen. Verschiedene andere Abgesandte hatten 
keinen besseren Ersolg, erst der fünfte, wiederum sein 
Neffe Henry, erhielt den Bescheid, Cuba habe uns 
beleidigt, er selbst solle daher kommen und uns 
zeigen, daß ihm sein Betragen leid thue. Cuba kam 
denn auch wirklich und bat uns, ihm zu verzeihen, 
er habe sich gefürchtet, da Herr Pfeil diesmal eine 
Vogelflinte mitgebracht habe. Einen Platz zum Bau 
eines Hauses wollte er mir umsonst in seinem Dorfe 
geben, jedoch erklärte ich ihm, ich wolle nicht in dem 
Dorfe wohnen, sondern außerhalb desselben, und er- 
suchte ihn um zwei Hügel, die seiner Wohnung 
gegenüber liegen und von denen der niedrigste nicht 
viel weiter von Soppo licgt als von seiner Wohnung. 
Er sowie die ihn begleitenden Häuptlinge erklärten 
sich sofort einverstanden, wollten jedoch von einer 
Bezahlung nichts wissen, sondern die zwei Hügel 
schenken, was ich schließlich auch annahm. Ich ge- 
denke, auf dem niederen der Hügel zuerst zu bauen, 
er liegt etwas höher als Cubas Wohnung (Unter- 
Buêa), nicht sehr weit vom Wasser und hat den 
Vortheil, daß, im Falle Cuba und sein Anhang un- 
znen o werden sollte, Soppo mir immerhin offen 
steht. 
Die Busaleute machten im Ganzen keinen 
schlimmen Eindruck auf mich; einige zeigten sich 
zwar etwas trotzig, viele aber auch furchtsam, und 
Cuba sowohl als seine Untergebenen scheinen einem 
Palaver mit dem Kaiserlichen Gonernement möglichst 
ausweichen zu wollen. 
Regierungshäuser in Ramerun. 
Einem Berichte aus Kamerun zufolge sind sämmt- 
liche infolge der Unruhen beschädigten staatlichen 
  
213 — 
Gebäude einschließlich des Hospitals wieder aus- 
gebessert und in Benutzung genommen. 
  
Bauten in Rio del Rey. 
Ueber die neu errichtete Station Rio del Rey wird 
berichtet, daß der mit der Verwaltung betraute Zoll= 
beamte Clauß ein provisorisch aus Mangrove- 
stämmen und Bambusrohr erbaules Dienstgebäude 
neben der Station der Firma Kundson, Waldau 
& Heilborn im Jannar d. Js. fast vollendet hatte 
und zu beziehen gedachte. Ein Mannschaftsgebäude 
und ein einbruchsicheres, aus Stämmen hergestelltes 
Magazin waren bereits vollendet und in Gebrauch 
genommen. 
Deutsch-Neu-Guinra. 
Die Brandenburgküste. 
Das im März herausgekommene dritte Heft von 
„Petermanns Miltheilungen“ enthält eine Beschreibung 
des von Dr. Finsch mit dem Namen „Brandenburg- 
küste" belegten Küstenstriches nördlich vom Torricelli= 
gebirge auf Kaiser Wilhelmsland. Die Schilderung 
beruht auf Aufzeichnungen des Dr. Finsch und hebt 
hervor, daß das betreffende Küstenland sich durch 
eine reiche, lohnenden Kopraertrag versprechende 
Kokosvegetation auszeichnet und dicht bevölkert ist. 
KAus dem Brreiche der Wissivnen und 
der Ankishlaverei-Bewegung. 
Der Bischof de Courmont, apostolischer Vikar 
in Sansibar und Vorsteher der Mission der in 
Deutsch-Ostafrika thätigen Väter vom heiligen Geist, 
hat sich in einem amtlichen Berichte sehr lobend über 
die wirksame Hülfe der deutschen Behörden bei 
Unterdrückung des Sklavenhandels ausgesprochen. 
Er hat aber dabei nicht unerwähnt gelassen, daß es 
doch zuweilen schlauen arabischen Sklavenhändlern 
gelingt, von den Behörden Erlaubnißscheine für an- 
gebliche „Träger“ zu erlangen, die sich dann später 
als zur Küste transportirte Sklaven herausstellen. 
Rus fremden Rolovnien. 
Eisenbahnveptrag zwischen atal und der sübafrika- 
nischen Republik. 
Die in Pretoria erscheinende „Staatscourant"“ 
vom 14. Februar d. Is. veröffentlicht den Eisenbahn- 
vertrag zwischen dem Transvaal und Natal, betreffend 
den Ausbau der Linie Charlestown—9o- 
hannesburg.
	        
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