Kleinigkeiten Werth legen, denn bei intensivem Ge-
brauch potenziren sich geringfügige Vor-- und Nach-
theile zu respektablen Faltoren.
Das gilt auch für die Anspannungsweise.
Bekanntlich ist die der Ochsen in ihrer Art viel ver-
schiedener als diejenige der Pferde. Die fast allein
in Betracht kommenden Joche lassen sich nach den
Auflagepunkten in Kopf= und Widerristjoche, diese
wiederum in Stirn= und Genickjoche einerseits, ge-
wöhnliche Widerrist= und Krummholzioche andererseits
gruppiren. Es kommt nun ganz auf den Ban der
betreffenden Rindviehrasse an, welches Joch den
Vorzug verdient. Für Gebirgsrassen, die im Allge-
meinen einen kurzen gedrungenen Hals haben, deren
Widerrist, Rücken und Kreuz ziemlich eben verlaufen,
sind Stirnplatten die zweckmäßigste Anspannungsart.
Für Niederungsrassen mit hohem Widerrist ist das
Widerristioch am verwendbarsten. Wie sich ein un-
garischer Sachverständiger ausdrückt, soll „ein gutes
Ochsenjoch dem Zugthiere eine sreie Bewegung ge-
statten, sich seinen Formen anpassen, schnell an= und
abgelegt werden können, das Thier, bei was immer
für einer Witterung, nicht aufdrücken, ein leichtes
Wenden und Anhalten des Gespanns gestatten und
in ein-, zwei= und vierspännigem Zuge angewendet
werden können“. Prinzipielle Unterschiede bestehen
ferner darin, ob es sich um Doppel= oder Einzeljoche
handelt. Erstere sind den beachtenswerthen Aus-
führungen eines Darmstädter Kreis-Veterinärarztes
zufolge entschieden zu verwersen. Sie behindern die
Bewegungsfähigkeit des Individunms in nachtheilig-
ster Weise. Geht das eine Thier bei unebenem
Boden etwas höher, so sind beide zu einer schiefen
Kopfhaltung gezwungen, wodurch sie den Stützpunkt
für ihre Zugktrast verlieren. Das bereitet ihnen
Unbequemlichkeiten, auf die Dauer Schmerzen und
beeinträchtigt natürlich ihre Leistungsfähigkeit. Ruhen
die Thiere, und legt sich das eine nieder, so müssen,
wenn das andere nicht seinem Beispiel folgt, beide
wiederum eine Kopfhaltung annehmen, die ihnen die
Ruhe raubt. Was indessen hier zu Lande am meisten
ins Gewicht fällt, ist der Umstand, daß die in Doppel-
jochen gehenden Thiere den zahlreichen Peinigern der
Insektenwelt mehr oder minder schuglos preisgegeben
sind, da ihnen die Beweglichkeit des Kopfes fehlt.
Genug, es sind auch auf diesem Gebiete mancherlei
Nebenumstände zu beachten, und man sollte bei der-
artigen Versuchen seinen Stolz darin finden, in all-
seitig rationellster Weise vorzugehen. Pekmiär hat
sich das immer noch gelohnt.
Außer Ochsen würden als Bespannung noch Esel
und Maulthiere in Betracht kommen. Ich ver-
schiebe eine Besprechung dieser Thierarten auf den
nächsten Abschnitt, da ihre Hauptbedeutung in der
Verwendung als Lastthiere liegt. Verglichen mit
Ochsen bieten sie allerdings den Vortheil etwas
größerer Schnelligkeit, ihre Kraft ist aber um Vieles
geringer. Maulthiere dürften, wie stets, Eseln vor-
zuziehen sein. Wenn jene in manchen Ländern, wie
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namentlich Nordamerika, in aunsgedehntem Maße als
Zugthiere verwendet werden, — seit dem Bürger-
kriege bilden sie bis auf den heutigen Tag die über-
wiegende Bespannung der militärischen Wagenkolonnen
— so ist doch zu berücksichtigen, daß es sich in
unserem Falle weniger um die Bewegung leichter
Fuhrwerke über weite Strecken, als um schwere
Lastentransporte auf kurzer ebener Straße handelt.
Für diesen Zweck dürften Ochsen sich leistungsfähiger
erweisen. Als Bespannung finden Maultlhiere nach
dem Urtheil Sachverständiger ihre rationellste Ver-
wendung im landwirthschaftlichen Betriebe, sei es
vor dem Wagen oder dem Pfluge. In ihrem Na-
turell haben sie Manches mit den Ochsen gemein.
Sie gehen stetig, doch bedächtig voran, einerlei wie
schlecht der Weg ist. Chaussirte Straßen sind ihnen
der Härte wegen unbequem.
(Schluß folgt.)
Ramerun.
Reise nach dem oberen Campofluß.
Der in Campo stationirte Zollbeamte Schöne
hat unter dem 15. Juli d. Is. folgenden Bericht
über eine von ihm in amtlichem Auftrage nach dem
Oberlauf des Campoflusses in Begleitung von fünf
Krujungen ausgeführte Reise erstattet:
Dienstag den 20. Juni morgens 6⅛½ Uhr trat
ich von Campo aus den Marsch in nordöstlicher
Richtung an, passirte eine halbe Stunde später zwei
größere Pangwedörfer — Mangedorf I und II— und
weiterhin die in kurzen Abständen voneinander ent-
fernt liegenden übrigen, im Entstehen begriffenen
Pangwedörfer, überall freundlich empfangen und in
keiner Weise belästigt; hatte einige unbedeutende
Creeks zu durchschreiten und erreichte etwas nach
9 Uhr das letzte Pangwedorf Sangdam.
Von hier ab ist das Land unbewohnt, und erst
drei Tagereisen weiter, in M'Briese, beginnen wieder
die ersten Ansiedelungen.
Der Weg führt nun bergauf, bergab, durch Creeks,
Morast und Sumpf; in der Regenzeit ist dieses
Terrain schwer passirbar, das Mabeleflüßchen allein
ist neunmal zu durchschreiten. Um 2⅛ Uhr nach-
mittags erreichte ich die Mündung des Nkangaflusses
in den Betanofluß. Hier wurde Halt gemacht und
die Vorbereitungen für das Nachtlager getrosfen.
Am anderen Morgen, Mittwoch den 21. Juni,
setzte ich den Marsch um 6 ⅛ Uhr weiter fort. Ich
überschritt den Nkanga, Hing dann in der Niederung
des Betano weiter und überschritt ihn eine halbe
Stunde darauf zweimal hintereinander; einmal
über einen 50 Schritt langen Baumstamm, an dessen
einer Seile in Meterhöhe eine Liane längs angebracht
ist, und gleich darauf über einen 30 Schritt langen
Baumstamm. ·