Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Kleinigkeiten Werth legen, denn bei intensivem Ge- 
brauch potenziren sich geringfügige Vor-- und Nach- 
theile zu respektablen Faltoren. 
Das gilt auch für die Anspannungsweise. 
Bekanntlich ist die der Ochsen in ihrer Art viel ver- 
schiedener als diejenige der Pferde. Die fast allein 
in Betracht kommenden Joche lassen sich nach den 
Auflagepunkten in Kopf= und Widerristjoche, diese 
wiederum in Stirn= und Genickjoche einerseits, ge- 
wöhnliche Widerrist= und Krummholzioche andererseits 
gruppiren. Es kommt nun ganz auf den Ban der 
betreffenden Rindviehrasse an, welches Joch den 
Vorzug verdient. Für Gebirgsrassen, die im Allge- 
meinen einen kurzen gedrungenen Hals haben, deren 
Widerrist, Rücken und Kreuz ziemlich eben verlaufen, 
sind Stirnplatten die zweckmäßigste Anspannungsart. 
Für Niederungsrassen mit hohem Widerrist ist das 
Widerristioch am verwendbarsten. Wie sich ein un- 
garischer Sachverständiger ausdrückt, soll „ein gutes 
Ochsenjoch dem Zugthiere eine sreie Bewegung ge- 
statten, sich seinen Formen anpassen, schnell an= und 
abgelegt werden können, das Thier, bei was immer 
für einer Witterung, nicht aufdrücken, ein leichtes 
Wenden und Anhalten des Gespanns gestatten und 
in ein-, zwei= und vierspännigem Zuge angewendet 
werden können“. Prinzipielle Unterschiede bestehen 
ferner darin, ob es sich um Doppel= oder Einzeljoche 
handelt. Erstere sind den beachtenswerthen Aus- 
führungen eines Darmstädter Kreis-Veterinärarztes 
zufolge entschieden zu verwersen. Sie behindern die 
Bewegungsfähigkeit des Individunms in nachtheilig- 
ster Weise. Geht das eine Thier bei unebenem 
Boden etwas höher, so sind beide zu einer schiefen 
Kopfhaltung gezwungen, wodurch sie den Stützpunkt 
für ihre Zugktrast verlieren. Das bereitet ihnen 
Unbequemlichkeiten, auf die Dauer Schmerzen und 
beeinträchtigt natürlich ihre Leistungsfähigkeit. Ruhen 
die Thiere, und legt sich das eine nieder, so müssen, 
wenn das andere nicht seinem Beispiel folgt, beide 
wiederum eine Kopfhaltung annehmen, die ihnen die 
Ruhe raubt. Was indessen hier zu Lande am meisten 
ins Gewicht fällt, ist der Umstand, daß die in Doppel- 
jochen gehenden Thiere den zahlreichen Peinigern der 
Insektenwelt mehr oder minder schuglos preisgegeben 
sind, da ihnen die Beweglichkeit des Kopfes fehlt. 
Genug, es sind auch auf diesem Gebiete mancherlei 
Nebenumstände zu beachten, und man sollte bei der- 
artigen Versuchen seinen Stolz darin finden, in all- 
seitig rationellster Weise vorzugehen. Pekmiär hat 
sich das immer noch gelohnt. 
Außer Ochsen würden als Bespannung noch Esel 
und Maulthiere in Betracht kommen. Ich ver- 
schiebe eine Besprechung dieser Thierarten auf den 
nächsten Abschnitt, da ihre Hauptbedeutung in der 
Verwendung als Lastthiere liegt. Verglichen mit 
Ochsen bieten sie allerdings den Vortheil etwas 
größerer Schnelligkeit, ihre Kraft ist aber um Vieles 
geringer. Maulthiere dürften, wie stets, Eseln vor- 
zuziehen sein. Wenn jene in manchen Ländern, wie 
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namentlich Nordamerika, in aunsgedehntem Maße als 
Zugthiere verwendet werden, — seit dem Bürger- 
kriege bilden sie bis auf den heutigen Tag die über- 
wiegende Bespannung der militärischen Wagenkolonnen 
— so ist doch zu berücksichtigen, daß es sich in 
unserem Falle weniger um die Bewegung leichter 
Fuhrwerke über weite Strecken, als um schwere 
Lastentransporte auf kurzer ebener Straße handelt. 
Für diesen Zweck dürften Ochsen sich leistungsfähiger 
erweisen. Als Bespannung finden Maultlhiere nach 
dem Urtheil Sachverständiger ihre rationellste Ver- 
wendung im landwirthschaftlichen Betriebe, sei es 
vor dem Wagen oder dem Pfluge. In ihrem Na- 
turell haben sie Manches mit den Ochsen gemein. 
Sie gehen stetig, doch bedächtig voran, einerlei wie 
schlecht der Weg ist. Chaussirte Straßen sind ihnen 
der Härte wegen unbequem. 
(Schluß folgt.) 
  
Ramerun. 
Reise nach dem oberen Campofluß. 
Der in Campo stationirte Zollbeamte Schöne 
hat unter dem 15. Juli d. Is. folgenden Bericht 
über eine von ihm in amtlichem Auftrage nach dem 
Oberlauf des Campoflusses in Begleitung von fünf 
Krujungen ausgeführte Reise erstattet: 
Dienstag den 20. Juni morgens 6⅛½ Uhr trat 
ich von Campo aus den Marsch in nordöstlicher 
Richtung an, passirte eine halbe Stunde später zwei 
größere Pangwedörfer — Mangedorf I und II— und 
weiterhin die in kurzen Abständen voneinander ent- 
fernt liegenden übrigen, im Entstehen begriffenen 
Pangwedörfer, überall freundlich empfangen und in 
keiner Weise belästigt; hatte einige unbedeutende 
Creeks zu durchschreiten und erreichte etwas nach 
9 Uhr das letzte Pangwedorf Sangdam. 
Von hier ab ist das Land unbewohnt, und erst 
drei Tagereisen weiter, in M'Briese, beginnen wieder 
die ersten Ansiedelungen. 
Der Weg führt nun bergauf, bergab, durch Creeks, 
Morast und Sumpf; in der Regenzeit ist dieses 
Terrain schwer passirbar, das Mabeleflüßchen allein 
ist neunmal zu durchschreiten. Um 2⅛ Uhr nach- 
mittags erreichte ich die Mündung des Nkangaflusses 
in den Betanofluß. Hier wurde Halt gemacht und 
die Vorbereitungen für das Nachtlager getrosfen. 
Am anderen Morgen, Mittwoch den 21. Juni, 
setzte ich den Marsch um 6 ⅛ Uhr weiter fort. Ich 
überschritt den Nkanga, Hing dann in der Niederung 
des Betano weiter und überschritt ihn eine halbe 
Stunde darauf zweimal hintereinander; einmal 
über einen 50 Schritt langen Baumstamm, an dessen 
einer Seile in Meterhöhe eine Liane längs angebracht 
ist, und gleich darauf über einen 30 Schritt langen 
Baumstamm. ·
	        
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