biro vorzudringen, doch ist seine Lage auf der Karte
falsch eingezeichnet, da er bedeutend südwestlicher
liegen muß. Ich beschloß daher am 13. August,
an welchem Tage wir Nuhanda betraten, selbst ein
Lager zu beziehen und Herrn Lientenant Richter
zur Rekognoszirung an den Mf umbiro zu entsenden.
Am 10. August hatten wir den Elfenbeinhändler
Stokes getroffen und auch nach dessen Angabe
mußie der Mfumbiro südwestlich in Ruhanda liegen.
Von der Expedition des Herrn Grasen v. Götzen
hörten wir nur Günstiges. Dieselbe war durch
Usui, Ruhanda zum Kiferesee gezogen und wollte
von dort zum Kongo vordringen. Alle drei Enro-
päer der Expedition sollen sich wohl befinden. Als
Kuriosum erwähne ich, daß zu dieser Zeit der
Mfumbiro seine Thätigkeit bedeutend vermindert
hatte und die Eingeborenen erklärten, Graf Gößen
habe das Feuer ausgelöscht, und daher an uns das
Ansuchen siellten, den Msumbiro wieder in Gang
zu bringen.
Am 14. August marschirte Lientenant Richter
ab und kehrte am 21. desselben Monats zurück.
Da die Abtheilung des Herrn Lientenants Richter
ziemlich angestrengt und es in nächster Nähe unseres
Lagers große Mengen von Wild gab, rasiete ich
zwei weitere Tage, um die Expedition mit Fleisch
zu versehen, und marschirte am 24. August ab, um
meinem Plan gemäß durch Ruhanda, Kischakka,
Usui nach Muanza zurückzukehren. Wir erhielten
von dem Chef Führer, welche uns zwei Tage lang
in der richtigen Nichtung nach Südost führten.
Am dritten Morgen jedoch waren diese Führer ver-
schwunden, und wir konnten nur mit Mühe und
Noth einige betrunkene Eingeborene bewegen, uns
weiterzuführen. Dieselben brachten uns zu dem
Sultan Kawale, einem alten Verwandten Kin-
geles, des Großsultans von Ruhanda. Derselbe
nahm uns sehr gut auf und versorgte uns reichlich
mit Lebensmitteln, versprach uns auch seinen ersten
Minister, den sogenannten Katikero, als Führer mit-
zugeben. Dieser erschien auch am nächsten Morgen,
führte uns jedoch anstatt nach Südost, wie unsere
Marschrichtung gewesen wärc, nach Nordost. Auf
meine Vorstellungen erklärte er, daß wir nach dort
ausweichen müßten, um das Gebirge zu vermeiden.
Da er jedoch auch die nächsten Tage forlfuhr uns
in dieser Richtung zu führen und dem Trunke mehr
huldigte, als gut war, beschloß ich am 29. August,
ohne Führer nach Osten zu marschiren und zunächst
die Kagera zu erreichen, da ich glaubte, daß wir
mit Absicht falsch geführt wurden, um uns zu ver-
hindern, den Sultan Kingele zu besuchen, welcher
mit der Einbildung eines sich vor den Zauberkünsten
der ihm fremden Europäer fürchtenden Wilden ver-
meiden wollte, die Bekanntschaft der Europäer zu
machen.
Am 31. August kamen wir im Lande Katoma
au. Die dortigen Einwohner haben keinen Chef,
sondern unterstehen nach ihrer eigenen Aussage Nja-
wingis. Bei dem Anblick der fürsie ganz neuen Europäer
legten die in großer Menge herbeigeströmten Zu-
schauer ihre Waffen auf den Boden und begrüßten
uns als „Njawingis“, Götter, durch lautes Hände-
klatschen. Doch hinderte diese Ehrfurcht einige be-
trunkene Individuen nicht, nachmittags unsere Träger,
die Feuerholz dicht beim Lager holten, zu prügeln.
Ich verwarnte sie energisch. Am nächsten Morgen
marschirten wir nach Osten weiter. Nach ungefähr
einer Stunde Marsch griffen jedoch wieder einige
Eingeborene unsere Leute, diesmal aber mit Speeren
au, verwundeten einen Träger leicht im Gesicht,
während sie einem Soldaten, der rasch bei Seite
sprang, nur die Hose ausschlitzten. Ich ließ die
Karawane auf einem Hügel sammeln und sandte
Herrn Lieutenant Richter mit 30 Mamn aus, mit
dem Befehl, den Leuten zur Strafe ihr Vieh weg-
zunehmen.
Herr Lientenant Richter entledigte sich seines
Auftrags mit großem Geschick und nahm den Leuten
zwanzig Stück Rindvieh und einige 180 Stück
Kleinvieh sort. Zu einem Zusammenstoß kam es
nicht, da die Eingeborenen, nachdem sie die Wir-
lung unserer Feuerwassen gesehen hatten, ihrem
Aerger nur durch Schimpfen aus weiter Entfernung
Lust machten. — Als Herr Lientenant Richter
zurückgekehrt war, ließ ich weiter marschiren und
übernahm selbst die Deckung an der Onene. Einigen
uns solgenden Eingeborenen ließ ich durch den
Dolmetscher sagen, daß sie in unser Lager zu
Friedensverhandlungen kommen sollten.
Wir überschritten noch einen als Grenze dienenden
Papyrussumpf und schlugen dann Lager im Gebiete
Lugalamas, eines Sultaus von Mvpororo, bei
dem wir schon am 28. Juli gelagert hatten. Den
nächsten Tag wurde gerastet, um mit den Einge-
borenen von Katoma eventnell in Verhandlungen
treten zu können. Es waren jedoch Alle geflüchtet.
Am 3. September wurde der Weitermarsch nach
Osten fortgesetzt und die Kagera in Iwanda am
6. Seplember erreicht. Da die Expedition schon
länger gedauert hatte, als eigentlich meine Absicht
gewesen war, beschloß ich direkt nach Bukoba zurück-
zukehren, auch um das erbentete Vieh dort abgeben
zu können. Ich selbst marschirte des Viehes wegen
an der Kagera entlang, während Lieutenant Nichter
über das Gebirge marschirte.
Am 14. September traf ich in Kitengule, am
18. desselben Monats in Bukoba ein, wo ich Station
und Bezirk in mustergültiger Ordnung unter Herrn
v. Rappard vorfand. Am 20. schifste ich mich
ein und erreichte Muanza in der Nacht vom 23.
bis 24. September.
Alle von der Expedition durchzogenen Länder
repräsentiren in ihrem Staatswesen und ihrer Be-
völkerung zumeist denselben Typus.
Das Staatswesen ist auf absoluter monarchischer
Grundlage mit einem zum Theil starken Adel ge-
gründet. Der Sultan eines Hauses ist meist einem