Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Bendrit Witbooi. 
Einer dem Major Leutwein zugegangenen 
Meldung des Statibuschefs von Gibeon, Premier- 
lieutenant v. Burgsdorff, vom 29. November v. Is. 
über sein Verhältniß zu den Witboois ist Folgendes U 
zu entnehmen: ] 
Im gegenwärtigen Zeitpunkt (Ende November) 
ist die Witbooische Werft noch nicht auf dem Platz 
Gibeon angelangt. Ein großer Theil derselben 
lagert bereits 4 bis 5 Stunden westlich von Gibeon 
auf einigen Viehwerften im Fischrevier und wartet 
hier das Eintreffen der letzten Nachzügler aus der 
Naukluft ab, um alsdann in geschlossenem Haufen! 
hier einzuziehen. 
Der Kapitän Hendrik scheint mir einen gewissen 
Stolz darein zu setzen, mit seinem gesammten Volke 
auf cinmal zu erscheinen. Der Kapitän war bereits 
am 20. Oktober persönlich mit seinen sämmtlichen 
Reitern (etwa 50 Mann) auf dem Platz, um seitdem 
auf den genannten Werften im Fischrevier zu lagern 
und von hier aus unausgesetzt seine Leute, die hier 
überall auf zahlreichen Werften herumsitzen, zusam- 
menzubringen und um ferner das ganze Land von 
dem „wahren Frieden“, wie er sich stets ausdrückt, 
zu unterrichten. 
Bei dieser Thätigkeit, seine Leute, die vielfach 
unter anderer Flagge allerorts hier im Lande 
sitzen, zusammenzutreiben, geht er von der richtigen 
Aufsassung aus, daß ihm das Land nicht mehr 
gehört, daß der Herr Major ihm lediglich den Platz 
Gibeon angewiesen habe. Nun ist er, wie mir scheint, 
eifrig bestrebt, recht viel Leute zusammenzubringen, 
um wohl ein möglichst großes Gebiet bei Gibeon 
zu erhalten. 
In drei Kolonnen ist die Werft von der Nankluft 
her im Anmarsch. In recht bezeichnender Hotten- 
tottenweise hatten sich die Reiter so gut wie gar nicht 
um die Weiber bekümmert; sie waren mit ihrem 
Kapitän vorgeritten und führten nun zum groszen 
Theil ein faules Leben auf den Viehwerften im 
Fischrevier Da kam vor etwa 14 Tagen die Nach- 
richt, daß die eine Kolonne unter „Klein-Hendrik“ 
nicht weiter vorwärts könnte, da Nahrungsmittel 
und Wasser ausgegangen wären. Darauf machte 
sich der Unter-Kapitän Abel Izaak mit etwa 30 Rei- 
tern und von mir geliefertem Proviant auf den Weg, 
um auf den Pferden die Frauen heranzuschaffen. Bis 
Mitte Dezember soll nun die Werft thatsächlich hier sein. 
Von den übrigen Witboois, die nicht mit Abel 
Jzaak unterwegs sind, erhalte ich unausgesetzt Be- 
suche und lasse sie auch öfters unter verschiedenen 
Vorwänden auf ihren Plätzen aussuchen. Etwa 
40 bis 50 Witboois arbeiten durchschnittlich täglich 
hegen Gewährung von Kost bei mir, doch sind sie 
meist zugvogelartig. Sie arbeiten gewöhnlich 8 Tage 
und liegen dann wieder 8 Tage auf ihrer Werft 
oder thun nichts. 
Zu den Leuten, die der Kapitän Hendrik jetzt 
zu den „Witkamps“ hinzugenommen, die also neuer- 
  
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dings „Witbooische“ geworden sind, gehört ein ge- 
wisser Dietrich Izaak, der frühere Prätendent für 
den Versabaer Kapitäns-Stuhl. Dieser Dietrich, ein 
sehr reicher Mann, war, als Dietrich Goliath Kapitän 
wurde, grollend von Bersaba fortgezogen und hatte 
mit Hendriks Erlaubniß sich als stiller Witbooi in 
Goamus niedergelassen. Dietrich Goliath hat seinen 
Nivalen vergeblich nach Versaba zurückgerufen. Nun 
ist JIzaal offen unter Hendrik getreten und mit seiner 
Werst auch zu den Witboois nach dem Fischrevier 
gczogen, um alsdann mit allen Anderen gemeinsam 
hier einzuziehen. Die großen Viehherden dieses 
Mannes sowie der Neichthum einer Bastardsfamilie, 
Namens Dreyer, die ebenfalls bei Dietrich in Goamus 
wohnte, scheinen Hendrik bewogen zu haben, sie sehr 
gern zu seinen Unterthanen zu machen. Ich will 
mich in diese Angelegenheit weiter nicht hineinmischen, 
sondern dieselbe stillschweigend annehmen, ich halte 
es für gut, wenn das Volk wieder einen kleinen 
Wohlstand erhält, es wird dadurch seßhafter und 
sicherer in unserer Hand. 
Im Allgemeinen kann ich das Verhältniß zwischen 
uns und den Witboois nur als vorziüglich be- 
zeichnen; auch im ganzen Land ist das Vertrauen 
zu uns ein vollständiges; wunderbar ist, wie sich 
dabei herausstellt, daß die Bevölkerung viel bedeu- 
tender ist, als es bisher den Anschein hatte. Von 
allen Seiten, von allen möglichen Werften erscheinen 
Menschen, um Fische zu bringen, um ein Schakalfell 
anzubieten oder um einige Tage hier zu arbeilen. 
Etbnograpbische Sammlung. 
Der Händler Ludwig Conradt zu Nehoboth 
hat dem Königlichen Museum für Völkerkunde zu 
Berlin eine umfangreiche Sammlung ethnographischer 
Gegenstände aus Südwestafrika durch Vermittlung der 
Kaiserlichen Landeshauplmannschaft zum Geschenk 
überwiesen. 
Rus dem Brreiche der Missionen und 
der MnutisKtlaverei-Bewegung. 
Bedauerlicherweise ist in der dem Reichstage 
vorgelegten Denkschrist über die Entwickelung von 
Deutsch= Ostafrika im letzten Jahre unter den am 
Nyassasee thätigen Missionen der Stationen der 
Brüdergemeinde nicht gedacht worden. Es befinden 
sich dort, wie gelegentlich an dieser Stelle erwähnt, 
an solchen die Niederlassungen Makapalile, Nungwe 
und Karamnka. 
Ebenso ist zu bemerken, daß die Berliner Mission 1 
außer der in der Denkschrift erwähnten Station 
Wangemannshöhe noch drei weitere Stationen im 
Myassagebiet, nämlich Manon, Muakarere und Ikombe 
(bei der Station Langenburg), angelegt hat.
	        
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