Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

1. Radieschen und zwar die runde rothe Spiel- 
art: „Non plus ultra“. Auch die langen rothen 
Radieschen werden nicht schlecht, jedoch sind die 
runden empfehlenswerther. Weniger gut sind die 
weißen. 
2. Rettich. Hiervon übertrifft alle Uebrigen an 
Zartheit und Wohlgeschmack der Münchener Bier- 
rettich (weiß); ihm zunächst sieht der „chinesische" 
Rettich (violett), d. h. also, die Winterretktiche sind die 
besten. Die Sommerrettiche wachsen zwar biel 
schneller und eignen sich gut zu Salat, jedoch werden 
sie fast stets pelzig und müssen sehr früh gegessen 
werden. Man säe sic daher stets nur in geringen 
Quantitäten. Mit dem schwarzen Winterrektich habe 
ich keine guten Erfahrungen gemacht. Er steht an 
Zartheit dem Münchener Bierretlich weit nach, ist 
von ungemein beißendem Geschmack und oft im 
Innern braun= und schwarzfleckig. 
3. Bohnen. Diese werden in Afrika fast überall 
von den Eingeborenen kultivirt, jedoch geht man 
sicherer, wenn man Samen aus Europa bezieht. 
Den Buschbohnen ist der Vorzug zu geben vor den 
Stangenbohnen. Man pflanzt sie entweder zu drei 
bis fünf in Abständen von 30 cm oder einzeln in 
Reihen, in Abständen von 10 bis 15 cm an einem 
luftigen Platze, auf nicht zu seuchtem Boden. Schatten- 
dächer sind bei ihnen nicht nöthig. 
4. Gurken. Sie gedeihen wohl überall im tro- 
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pischen Afrika und zeigen sich besonders dankbar für 
starke Düngung. Man steckt sie zu zwei bis drei in 
Absländen von elwa 50 cm. Die Gurkenbeete müssen 
groß sein und nicht zu dicht an andere Beete an- 
grenzen. 
wenig Schatten haben. Mit den langen Schlangen- 
gurken habe ich stets die besten Erfolge erzielt. 
Sie dürfen auch in der Jugend nur sehr 
Neuerdings habe ich mehrfach die japanische Kletter- 
Durch Versuche muß man diejenige Art herauszufinden 
gurke erwähnen hören, habe jedoch noch keinen Ver- 
such damit gemacht. 
5. Tomaten. Man trifft sie überall im tro- 
Kultur zu empfehlen sind die „halblangen, siumpfen“ 
(Nantes). In der Trockenzeit müssen sie slark be- 
hossen werden. 
8. Petersilie. Hiervon kultivirt man am besten 
die krause Blattpetersilie, indessen gedeiht auch Wurzel- 
petersilie recht guk. Pctersilie sollte niemals einer 
Samensendung bezw. einem Gemüsegarten fehlen, 
denn sie ist in Afrika die angenehmste Zuthat zu 
Suppen und anderen Gemüsen. Sie ist leicht zu 
kultiviren, verlangt einen mäßig guten Boden, läßt 
sich gut verpflanzen und treibt viele Monate lang 
immer frische Blätter. 
9. Weißkohl. Von allen Kohlarten wird Weiß- 
kohl mit dem besten Erfolge kultivirt. Er bildet 
auch an der Küste bei gutem Boden und richtiger 
Pflege ganz schöne Köpfe. Im Gebirge gedeiht er 
vortrefflich. Das Letztere gilt auch für dic übrigen 
Kohlarten, besonders für Rothkohl, welcher ebenso 
wie Blumenkohl an der Küste nur höchst selten Köpfe, 
und dann auch nur minderwerthige, liefert. Nosen- 
kohl und Wirsingkohl gedeihen auch im Küstenklima 
noch einigermaßen. 
10. Dill gedeiht sehr gut auch ohne besondere 
Kultur und ist als vortreffliche Zuthat zu Fischen 
und Krebsen, die in fast allen afrikanischen Flüssen 
zu haben sind, nur zu empfehlen. 
11. Pflücksalat. Vorsichtige Behandlung bei 
der Aussaat und während des Keimens vorausgesetzt, 
gedeiht Pflücksalat meinen Erfahrungen nach meist 
vortrefflich, und da er schneller eßbar wird als der 
Kopfsalat, so muß er diesem eigentlich vorgezogen 
werden. Indessen sollten beide Arten keinem Ge- 
müsegarten fehlen. 
12. Kopfsalat. Er ist wie Pflücksalat zu be- 
handeln. Es empfiehlt sich eine Aussaat in Kästen. 
suchen, welche am wenigsten leicht durchschießt. Mit 
weißer sowohl als auch brauner Saat habe ich gute 
pischen Afrika, wo sie recht gut gedeihen, besonders 
an Komposthaufen. Die meisten Arten degeneriren 
jedoch, und die Früchte werden klein und rund und 
gelbroth, sogar an demselben Strauch, welcher an- 
fangs große rothe gefurchte Früchte trug. 
Hier thut 
man gut, Versuche mit mehreren Spielarten zu machen. 
Die Saat wird, wie bei allen Gemüsen, am besten 
immer frisch aus Europa bezogen, denn nur in sel- 
tenen Fällen degenerirten die Arten nicht, wenn sie 
aus in Afrika gewonnenem Samen weitergezüchtet 
wurden, jedoch lamen solche Fälle immerhin vor. 
6. Kohlrabi. Sie gedeihen meist gut auf eini- 
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besten in Kästen aus. 
Erfolge erzielt. Düngung mit Kompost ist von 
großem Einfluß auf die Qualität des Salates. 
13. Endivien. Hiervon ist nur die Sommer- 
endivie und zwar die mooskrause zu empfehlen. Sie 
gedeiht meist sehr gut und bleibt zart und von an- 
genehmem Geschmack. Winterendivien werden meiner 
Ersahrung nach stets sehr hart und bitter. 
14. Porree. Dieses angenehme Suppenkraut ist 
bei einiger Vorsicht leicht zu kultiviren. Die Grillen 
werden ihm leicht gefährlich, daher säct man ihn am 
Er läßt sich später sehr leicht 
verpflanzen und wächst auf gutem Boden verhältniß- 
germaßen gutem Boden und zwar weiße sowohl als 
blaue. Auf gutem Boden und bei sorgsamer Pflege 
werden sie ebenso zart und wohlschmeckend wie in 
Europa. 
7. Karotten. Sie sind nicht schwierig zu kul- 
tiviren und gedeihen auf gulem Boden sehr gut. 
Man versäume es nicht, wenn sie zu dicht auf- 
gegangen sind, sie zu verziehen. 
1 
mäßig schnell. 
15. Zwiebeln. Das Züchten der Zwiebeln 
aus Samen ist ziemlich langweilig, man bedient sich 
daher, wie schon früher erwähnt, besser der Steck- 
zwiebeln, welche auch sehr schnell grüne eßbare Blätter 
liefern. Am meisten zu empfehlen sind die Schalotten, 
welche sehr gut wachsen und deren Kraut den 
Am meisten zur Schnittlauch vertritt.
	        
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