Hoffnung als trügerisch erweisen. Indessen richtete
ich die Geschenke für den Lamido her, um sie ihm
abends zu übersenden. In Anbetracht dessen, daß
mein Vorgänger ihm nur wenig geben konnte und
demnoch so freundlich ausgenommen war, und in der
Hoffnung, dadurch meinen Aufenthalt hier abkürzen
zu können, habe ich diese Geschenke über Gebühr
reich bemessen. Sie bestanden aus: 1 Smyrnateppich,
1 Thierteppich, 1 Schwert mit goldgesticktem Ge-
hänge, 2 Dolchen, 1 Tobe mit Goldstickerei, 2 kleinen
Seidenteppichen, 1 Stück Goldbrolat, 1 Stück Seiden-
sammet, 1 Stück Seide, 3 Stück weißem Brokat,
15 Stück rothem Taschentuchstoss, 1 silberne Kette,
3 Spieldosen, 6 Rasirmessern, diversem Schmuck,
Korallen, Perlen, Ringen und 150 Kolanüssen.
Abends übersandte ich ihm diese Gaben durch Cor-
nelius, aber zu meiner nicht geringen Ueberraschung
kamen dieselben in kürzester Zeit refüsirt zurück. Der
Lamido ließ mir sagen, er sei tief entrüstet darüber,
daß der Weiße sein Wort so schlecht halte. Bei Abgang
der letzten Expedition sei ihm versprochen worden, daß
der nächsie Weiße, der ihn besuchen werde, ihm eine
große Anzahl Gewehre und Patronen mitbringen würde.
Cornelius, den ich ja bei mir hätte, habe ihm
diese Botschaft selbst überbracht und müsse es ja
wissen. Er liege hier im Kriege und habe keine
Zeit, sich wie ein Weib mit eitlem Tande zu
schmücken. Das, was er benöthige, seien Gewehre
und viel Munition, um seine Feinde niederwerfen
zu können.
Ich war wüthend über diese schamlose Erpressung,
jedoch machtlos, etwas dagegen zu thun. Ahnungslos
war ich in die Falle gegangen und nun, rings von
Feinden umgeben, mußte ich wohl oder übel den
Geschenken einige Gewehre zulegen, um nicht hier
vollkommen Schiffbruch zu erleiden. Meine ganze
Wuth richtete sich aber nun gegen Cornelius, er
hatte mich in diese Nothlage gebracht, denn nicht
nur, daß er mir diese Abmachung verschwiegen, hatte
er mich auch direkt belogen, denn schon als ich mit
dem Nogilahäuptling seiner Zeit das erste Gewehr-
palaver hatte, frug ich Cornelius, ob ich Derartiges
auch in Sanserni zu befürchten hätte; ich würde
dann unter keinen Umständen dorthin gehen. Cor-
nelius aber antwortete mir, der Tibatifürst sei so
mächtig und reich, daß er es nicht nöthig hälte, sich
Gewehre schenken zu lassen. Da mir der Mann
nun nicht allein sast gar leine Dienste leistete, son-
dern mir nun auch noch Verlegenheiten bercitete,
beschloß ich, mich von ihm zu trennen und ihn mit
den noch übrigen von ihm angeworbenen Elmina-
leuten, welche auch höchst unzuverlässig waren, und
mit den von Ngila herrührenden Elfenbeinlasten sowie
den Koffern Gillwalds über Yolo nach Kamerun
zurückzusenden. Ich übergab ihm also sogleich Träger
und Lasten und bat den Lamido, ihm bis Yokß einen
Führer zu geben.
Dem verschlagenen Elminamann schien diese Wen-
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dung der Dinge sehr unangenehm zu sein, und da
es ihm unter diesen Umständen wenig erwünscht
schien, wieder nach Kamerun zu kommen, mochte er
wohl hoffen, nach meinem Abgange von Sanserni
auf dem ihm bekannten Wege Ibi zu erreichen und
dort auf englischem Gebiete unter Mitnahme des Elfen-
beins zu verschwinden. Von früher her mit den
Verhällnissen vertraut, verband er sich mit den zu
jeder Schandthat bereiten Kapullahchefs und begann
eine regelrechte Agitation gegen mich. In erster
Linie erreichte er durch diese, daß ihm der Lamido
keinen Führer stellte und so seinen Abgang hintan-
hielt, außerdem hetzte er diesen, dem die Spaltung
in meinem Lager sehr erwünscht kam, gegen mich
aus, indem er ihm sagte, daß ich wohl den Auftrag
hätte, ihm Gewehre und noch größere Geschenke zu
überbringen, ich dieselben aber lediglich aus Abneigung
gegen ihn ihm vorenthalte. Sehr zu statten kam Cor-
nelius hierbei, daß ich ihm für den Weg bereits
mehrere Flaschen Cognac gegeben hatte. Anfangs
wurde ich nämlich täglich von den Chefs um Schnaps
angebettelt, doch hatte ich absolut keine Lust, auf diese
Weise meinen Cognacvorrath zu vermindern. Cor-
nelius benußte nun auch diesen Umstand, gegen mich
zu arbeiten, indem er seinen Cognac in verdünntem
Zustande in kleinen Portionen an den Lamido und
die einflußreichen Häuptlinge verabreichte und auch
auf diese Weise gegen mich Stimmung machte.
Das Verhältniß wurde immer unhaltbarer, und
außerdem schwanden meine Vorrälhe ganz bedeutend.
Während der ersten Tage meines Aufenthaltes wurde
mir im Austrage des Lamido durch die Weiber Agias
stets genügend Essen für die Leute gebracht, doch
wurden diese Sendungen immer spärlicher, und bald
haiten sie ganz aufgehört, so daß ich gezwungen war,
diesen eine Tagesration auszusetßen. Dabei waren
aber die Preise für die Lebensmittel in Sanserni
unerschwinglich hoch.
Während späler in Tilar und ganz Adamaua,
selbst Nola die Leute sich mit 30 ja 20 Kauris
überreich Essen kausen konnten, genügten hier die
von mir gezahlten 50 Kauris kaum, um den Hunger
zu slillen; andererseits war es mir nicht möglich,
durch Verkauf von Stosfen auch nur annähernd die-
selben Preise zu erzielen wie später, z. B. ein Stück
Weißzeug, für welches ich in Banyo 4000 bis
5000 Kauris erhalten hatte, galt hier kaum 2500.
Auch der Unterhalt von uns Weißen war sehr kost-
spielig, z. B. galt ein Huhn 500 Kauris, und der
tägliche Fleischbedarf kostete etwa 1000 Kauris.
Verhältnißmäßig billig war anfangs das Vieh; das-
selbe gehört ausschließlich dem Lamido, der es per
Stück für zwei Sklaven von den Händlern kanft und
auf dem Markte durch den Seriki u Kasna geschlachtet
im Kleinen verkaufen läßt. Für ein ganzes Rind
zahlte ich anfangs ein Stück weißes Brokat, späler
allerdings zwei und gegen Ende unseres Aufenthaltes
sogar drei Stücke. Wollte ich deshalb nicht in kür-