Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

mit den Eingeborenen nicht auf, so daß ich kaum 
zum Schlafen kam. 
Durch offenes Parkland mit vielen Elefanten- 
und Büffelspuren, vorbei an der zerstörten Nieder- 
lassung der Mfuikemis, welche von den Mandion- 
golos über den Mbam getrieben worden waren, 
ging der Weg zu einer Hügelkette, welche uns noch 
von diesem Flusse trennte und an deren Fuß wir 
Lager schlugen. In beschwerlichem Marsche wurde 
am nächsten Morgen dieses Hügelland durchschritten 
und gegen Mittag lagerten wir an dem busch- 
umsäumten Mbam. Der Fluß dürfte hier 200 m 
breit sein. Da wir eben am Ende der Trockenzeit 
waren, war der Wasserstand ein sehr niedriger und 
zahlreiche Sandbänke im Fluß. Trotzdem war überall 
eine mindestens 1½ m tiefe Fahrrinne vorhanden, 
und erst nach langem Suchen konnten wir eine Furt 
sinden. In der Zwischenzeit gelang es mir, ein 
Flußpferd zu erlegen. Da unsere Führer sich 
weigerten, weiter mit uns zu gehen, und auch nach 
erfolgtem Uebergang die Zeit bereits sehr vor- 
geschritten war, beschloß ich, am rechten Ufer Lager 
zu schlagen, und sandte Leute ins Land, um die 
nächste Niederlassung aufzusuchen. Während der 
Nacht wurde ich jämmerlich von den Mositos zer- 
stochen, welche uns seit dem Verlassen des Sannaga 
verschont hatten. Dadurch verwöhnt, hatte ich ver- 
säumt, mein Moskitonetz über mein Bett spannen 
zu lassen. 
Beim Morgengrauen waren meine Abgesandten 
noch nicht erschienen, und deshalb brach ich mit der 
Expedition landeinwärts auf. Nach kurzem Marsche 
stießen wir auf die erste Farm, und soweit unser 
Blick nach allen Seiten hin reichte, war die Gegend 
angebaut. Sehr bald traf ich auf meine Boten, 
welche mir. Bier und Durrhalüche als Willkomm-= 
gruß des Häuptlings von Mbamkin, dessen Stadt 
nicht weiter als zwei Stunden von hier entfernt 
liegen sollte, brachten. Bald kamen auch die Ab- 
gesandten dieses Herrschers. Er schickte uns wieder 
Essen und ließ uns einladen, ihn und seine Stadt 
zu besuchen. Mbamkin ist ebenso wie Ngambe mit 
Wallgraben versehen, doch sind die Befestigungen 
hier natürlich nicht so gut gehalten wie bei Letzterem. 
Der Umfang der Stadt dürfte 8 km sein. Auch 
im Innern gleichen sich beide stammverwandte Orte, 
nur ist in Mbamkin der Anbau nicht so ausgedehnt 
wie in Ngambe, doch geben die zahlreichen Oel- 
palmengruppen dem Platze ein viel freundlicheres 
Aussehen. Die Palme gehört eben in Afrika un- 
bedingt zum Landschaftsbilde, und wo sie sehlt, 
scheint dieses öd und fremd. 
Alsbald erschienen wieder Weiber des Häupt- 
lings, um uns Essen zu bringen, und wurden uns 
schöne, reinliche Hütten angewiesen. Wie groß der 
Ort ist, beweist wohl der Umstand, daß ich von hier 
bis zum Königsplatze, der nicht an der Peripheric 
liegt, dreiviertel Stunden zu gehen hatte. 
Der Häuptling, ein kohlschwarzer, sehr cere- 
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moniöser Nigritier, trug Haussatracht und Turban. 
Er empfing mich auf der Cstrade seines großen, 
viereckigen Hauses, welche ganz von hohen Pfählen 
eingezäunt war, so daß der Raum, in welchem er 
mit dem Dolmetscher saß, einem Käfige glich. Er 
ließ zur Begrüßung vorzügliches Bier kommen und 
mir seine große Genugthuung übermitteln, daß nun 
endlich auch zu ihm ein Weißer gekommen sei und 
hoffentlich nicht zum letzten Male, denn er und sein 
Volk hätten schon längst gewünscht, mit ihm Handels- 
beziehungen eingehen zu können. Das Gespräch 
wurde seitens des Häuptlings und seines Dolmetschers 
im Flüstertone geführt, während die Umherstehenden 
jede seiner Aeußerungen oder selbst sein Husten mit 
einem beifälligen Murmeln begleiteten. 
Mbamkin liegt auf der Karawanenstraße San- 
serni—Banyo; trotzdem hatte weder Morgen noch 
ich während unseres Aufenthaltes dortselbst nur das 
Geringste von der Existenz dieses reichen Landes 
erfahren. Der Tibatihäuptling wünschte eben nicht, 
daß wir davon Kenntniß erhicelten. Ein Beweis 
für die unglaubliche Disziplin in diesen mohamme- 
danischen Reichen ist der, daß wir in der langen 
Zeit, obwohl meine Dolmetscher sogar mit Lands- 
leuten verkehrten, welche diesen Weg erst gemacht 
hatten, in vollkommener Unkenntniß darüber ge- 
halten wurden. 
Die Expedition Morgen, welche von Amalamn 
Führer erhalten hatte, wurde von diesen, Tikar 
westlich liegen lassend, auf die Straße Banyo — 
Tibati gebracht, und nur durch meinen Gewaltstreich 
war es mir möglich, diese herrliche Landschaft dem 
Schutzgebiete zu erschließen. 
Auch unsere Aufnahme seitens des Volkes war 
vorzüglich, speziell meine verträglichen Lagosleute 
hatten bald Freundschaft mit den Eingeborenen ge- 
schlossen, und selbst nachts nahm das Geplauder kein 
Ende. Dabei waren hier auch die Preise für Lebens- 
mittel sehr mäßig. Für ein rothes Taschentuch 
tonnte ich Durrha für sechs Personen kaufen, und 
für einen kleinen Messingspiegel erhielten wir ein 
Huhn oder zehn Eier. Mich hatte die Schwester 
des Häuptlings in ihr Herz geschlossen. Es ist dies 
eine äußerst korpulente Dame in mittleren Jahren, 
welche täglich zweimal bei mir erschien und mir 
Hühner und Eier zum Geschenk machte. Sie be- 
wohnte neben uns eine Reihe von Hütten, welche 
sich durch besondere Größe und Sanuberkeit aus- 
zeichneten. Wie alle Tikarfrauen ging sie nackt, nur 
mit dem Kwaschi bekleidet, doch war sie über und 
über mit Perlen und dem bei den Haussaweibern 
so beliebten Achatschmuck behangen. Ihr Körper war 
ganz mit Rothholz bemalt und auch die Haarc, welche 
ähnlich denen der Wuts in langen, festen Strähnen 
frisirt waren, waren roth gefärbt. 
Hier konnte ich auch Erkundigungen über die 
Balis einziehen. Schon den Mandiongolos waren 
dieselben bekannt; ich traf dort einen Mann, 
welcher behauptete, s. 3. über N'Tuku in sechs
	        
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