Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Tagen hingelonimen zu sein; ob dies das Nu Taku 
oder Sabi der Banyangs ist, konnte ich nicht in 
Erfahrung bringen. Ebenso wurde mir mitgetheilt, 
daß die in Bali wachsende Kolanuß, ähnlich der 
durch die Haussas von der Goldküste eingeführten, 
nur zweitheilig sei und der hier wachsenden be- 
deutend vorgezogen würde. Die Kolanuß ist eben 
hier wie in Adamang das verbreitetste Genußmittel 
und weit beliebter als der Tabak. Auch in Mbamkin 
war Bali bekannt, doch sollte der Weg dorthin 
über Bafut gehen, wie überhaupt dieser letztere Ort 
ein bedeutender Handelsplaß zu sein scheint, da er 
mir überall genannt wurde. So gerne wir nun 
auch noch geblieben wären, wir mußten fort, wollte 
ich überhaupt noch daran denken, mit meinen er- 
schöpften Mitteln den Benuc zu erreichen, und ver- 
ließen wir am 4. Juni Mbamkin. 
Wir waren kaum zwei Stunden durch meist an- 
gebautes Hügelland marschirt, als unsere Führer 
vor den Befestigungen eines großen Platzes anhielten 
und erllärten, wir müßten erst den Häuptling um 
die Erlaubniß bitten, hier durchziehen zu dürfen. 
Aergerlich über den Ausenthalt, erklärte ich, ich wolle 
nicht in die Stadt, sondern würde sie umgehen, da 
ich nicht Lust hätte, meinen Marsch jeßt schon zu 
unterbrechen. Indessen lamen jedoch schon Boten 
des Häuptlings der Stadt Vaudem, vor welcher wir 
lagen. Er ließ mich bitten, doch nicht vorbeizugehen 
und auch ihm die Ehre meines Besuches zu erweisen. 
So freundlich eingeladen, durfte ich nicht ablehnen, 
war es ja doch meine Pflicht, mit diesem gastlichen 
Volke, dessen Land noch nie ein Weißer betreten 
hatte, ein freundschaftliches Verhältniß einzugehen 
und späteren Reisenden den Weg zu bahnen. Baudem, 
welches vom älteren Bruder des Mbamlin beherrscht 
wird, dürfte ebenso groß wie Mbamkin sein und ist 
gleich diesem von cinem tiesen Graben und einer 
Wn umgeben. Es soll 3000 Bewasfnete 
stellen können. Die Lage jedoch ist noch viel reizender, 
da der ganze von einem tiefen Bache durchzogene 
Ort in einem Palmenhain liegt. Der Häuptling 
Sauri, ein äußerst gemüthlicher Mann, bat mich, 
doch einige Tage zu bleiben, und ich wollte dagegen 
leinen Eimwand machen. War es doch für unsere 
Nerven wirklich sehr beruhigend, nach den täglichen 
Aufregungen von Sanserni sich wieder bei einem 
freundlich gesinnten Volke zu wissen. Unsere Plander- 
stündchen bei dem Häuptling waren frei von jedem 
lästigen Ceremoniell; bei vorzüglichem Palmwein 
oder Bier ergingen wir uns in zwangloser Unter- 
haltung. Von ihm erfuhr ich, daß ganz Tikar, 
westlich des Mbams, zu Banyo tributär sei, die 
dortigen Fullahfürsten seien jedoch stets milde 
Herrscher gewesen, und so seien dem Lande schon 
seit langer Zeit die Schrecken des Krieges erspart 
geblieben. Seit dem Entstehen Sansernis ginge die 
große Handelsstraße nach dem Süden hier durch. 
doch hätlen die Tikarlente lange vorher schon mit 
den Haussas in kaufmännischer Verbindung gestanden, 
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welche hier Elfenbein und auch Palmöl einkauften. 
Auch die Verpflegung wurde wieder mannigfacher. 
Seit unserem Abgange von Sanserni waren wir 
mehr auf die Hühnerkost i gewesen, und 
wenn es allerdings in Tikar auch nirgends Rind- 
vieh gab, erhielten wir doch stets sette Schafe, Eier, 
Kassada, Koko, süße Kartoffeln, Bananen und grünes 
Gemüse. 
Am 6. Juni unternahmen Häring und ich einen 
Ausflug, um Büffel zu schießen, da uns mitgetheilt 
worden war, daß eine große Herde in westlicher 
Richtung gespürt worden sei. Nach einigen Stunden 
Marsches kamen wir thatsächlich auch auf die Fährte, 
welche wir in der Savanne verfolgten, bis wir sic 
plötlich wieder in einem etwa 80 m breiten Fluß- 
bette verloren. Das träge Gewässer wurde von den 
Eingeborenen Koi genannt und soll nicht zum Mbam, 
sondern nach Westen fließen, dürste deshalb möglicher- 
weise einer der Quellflüsse des Calabar sein. Es 
war dies eine sehr interessante geographische Ent- 
deckung, welche uns darüber trösten konnte, daß es 
mit der Büffeljagd vorbei war, und so wurde auf 
dem Heimwege, um wenigstens zum Schusse zu 
kommen, auf die zahlreichen schwarzen, weiß- 
geschwänzten Affen, welche sich massenhaft in den 
Büschen herumtrieben, Jagd gemacht und davon 
einige erlegt. Als wir heimkehrten, wartete unser 
eine große Ueberraschung. Amalamu hatte, nachdem 
er vorher vergebens die Tikarhäuptlinge hatte 
bewegen wollen, uns den Durchgang zu verwehren, 
Abgesandte zu mir geschickt und ließ mich bitten, 
doch wieder zu ihm zu kommen. Wenn es nun 
auch erklärlich schien, daß er nach dem Vorgefallenen 
befürchten mußte, wir würden s. Z. zurückkommen, 
um Rache zu nehmen, so war doch diese Zumuthung 
unbegreiflich naiv oder bodenlos unverschämt. Selbst- 
verständlich wies ich der Gesandtschaft die Thür. 
Am 7. Juni setzten wir unseren Weg angesichts 
eines wunderbaren Gebirgspanoramas fort, doch 
nach vier Stunden hielten wir bereits wieder vor 
den Befestigungen einer Stadt, deren Bewohner alsbald 
erschienen und uns cinluden, bei ihnen zu verweilen. 
Schon während des Marsches ersah ich aus dem 
Kompaß, daß unsere Führer nicht die richtige Di- 
rektion einschlugen und uns wieder verschleppten, doch 
wollte ich auch diesen gutmüthigen Leuten ihre Bitte 
nicht abschlagen, und so betraten wir bald das 
Weichbild der kleinen Stadt Ndun, deren gemüthlicher 
Häuptling Ngeri uns herzlich willkommen hieß. Ndu, 
welches kaum ein Drittel so groß wie Baudem ist, 
hat im Allgemeinen dieselbe Physiognomic wie die 
anderen Tikarorte; hier wie überall tragen die Be- 
wohner Wohlstand, Zufriedenheit und Arbeitslust 
zur Schau. 
Am nächsten Tage näherten wir uns, zahlreiche 
kleine Gewässer übersetzend, durch wellige Savanne 
dem Fuße des Gebirges. Der Marsch führte an 
einer mächtigen Bergkette entlang, welche ich der 
frappanten Aehnulichkeit halber, welche sie mit meinen
	        
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