Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

der Hereros festzusetzenden Zeitpunkte das ganze 
Wasser im Nosob und das Weiderecht auf dem 
rechten Nosobufer bis halbwegs zum Seeisfluß ver- 
bleiben. 
3. Von Otyipaue nach Okapuka soll die Grenz- 
linie durch den Feldmesser festgelegt und nach Zu- 
stimmung beider Theile durch Grenzmarken sichtbar 
gemacht werden. 
Den südlich der Grenze wohnenden Hereros ist 
dieselbe bekannt gegeben, und sind dieselben, soweit 
sie nicht sofort gezogen sind, angewiesen worden, 
nach Eintritt der Regenzeit die südlich der hier be- 
zeichneten Grenze gelegenen Gebiete zu räumen. 
Insbesondere ist auf der Versammlung in Otyi- 
heinena am 10. d. Mts. dem Unterkapitän Nicodemus 
und den Großleuten Mambo, Kahimemoa, Kanangati, 
Kayata und Baratyio der Grenzvertrag und die 
Vereinbarung der Grenzkommission mitgetheilt. Die- 
selben haben sich sämmtlich damit einverstanden 
erklärt. 
v. übersetzt g. u. 
gez. v. Lindequist, gez. Assa Riarna. 
Regierungsassessor. 
Als Zengen: 
gez. Gustav Voigts, gez. Paulus Kanaimba, 
als Dolmetscher. Julius Kauraisa, 
. Christian Muturua, 
Friedrich Maharero, 
Hugo Kandyin, 
Wilhelm, Schulmeister. 
*--. 
Die Bergdamaras in Okombabe. 
Behufs Feststellung der Grenzen des den Berg- 
damaras zugewiesenen Platzes Okombahe (siehe Ko- 
lonialblatt S. 78) hat sich der Stationschef von 
Omaruru, Lieutenant v. Volkmann, dorthin be- 
geben und über seine Thätigkeit Folgendes berichtet: 
Vom 16. bis 22. Dezember v. Is. führte ich den 
Besuch in Okombahe aus. Der Weg dahin, etwa 
18 Fahrstunden, landschaftlich, namentlich in der 
zweiten Hälfte, sehr schön, macht große Umwege. 
Während der erste Theil des Weges im Allgemeinen 
gut ist, ist der zweite Theil außerordentlich schwierig 
für Ochsen; auf einem Treck z. B. muß man etwa 
12 größere oder kleinere sandige Reviere passiren. 
Dazu findet sich auf dem ganzen Wege wenig Weide, 
so daß das Vieh von den zahlreichen Werften vier 
bis fünf Stunden weit getrieben werden muß. Am 
18. um 10 Uhr abends traf ich in Okombahe ein 
und fand bei Missionar Schaar freundliche Auf- 
nahme. Am 19. früh begann ich mit den Be- 
rathungen; von dem Kapitän Manasse waren Mutate 
und Asser mitgeschickt. Ich konnte mich bald über- 
zeugen, daß der Kapitän Daniel Karriko, ein auf- 
geblasener Patron, der überall das große Wort führt 
und die Bergdamaras sehr bedrückt hat, in lkeiner 
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Weise geeignet wäre, mit Kornelius zusammen zu 
regieren und daß die Streitigkeiten nicht aufhören 
würden. Ich sagte ihm deshalb, er könnte Kapitän 
in Olombahe bleiben, aber nur für die am Platz 
wohnenden Hereros, daß aber Herr Major Leut- 
wein den Platz selbst dem Kornelius zur Nutz- 
nießung übergeben hätte. 
Merkwürdigerweise waren die Gesandten des 
Manosse und Daniel, der übrigens von Manasse als 
Kapitän eingesetzt ist und als solcher einc recht unter- 
geordnete Rolle spielt, der Ansicht, daß es sich bei 
der Abtretung nur um den Platz handelte und Weide-= 
land im Umkreise von ctwa einer Stunde. Da ich 
mich überzeugte, daß im Umkreise von zwei bis drei 
Stunden nur wenig Gras wächst, beschloß ich, vor 
nochmaliger Rücksprache mit Manasse keine Grenzen 
sestzusetzen, und setzte einen Vertrag auf, laut dessen 
vorläufig die Viehposten der Hereros und Berg- 
damaras bleiben sollen, wo sie sind, und die Hereros 
nicht das Recht haben, in der Umgegend von Okom- 
bahe den Bergdamaras das Wasser zu verweigern, 
wic sie bis jetzt mit Vorliebe gethan haben. 
Nach längeren Verhandlungen mit Manasse, dem 
ich klar machte, daß er dem Herrn Major als dem 
Vertreter Sr. Majestät des Kaisers ein so kleines 
Stück Land doch überhaupt gar nicht anbieten könnte, 
bin ich zu einem nach meiner Ansicht günstigen Ab- 
schluß gekommen. Manasse hat bei der Abtretung, 
wic ich selbst sehen konnte, große Schwierigkeit mit 
seinen Großen gehabt und ich habe mich über die 
Energie gefreut, mit der er bei der Berathung an 
den von ihm vorgeschlagenen Grenzen festhielt. 
Die Namen der Außenplätze — mir von Okom- 
bahe her bekannt — stehen nicht auf der Karte. 
Die Grenze, welche ich bei meiner nächsten Anwesen- 
heit in Okombahe abreiten will, was vier bis fünf 
Tage in Anspruch nimmt, läuft in östlicher Richtung 
nahe Okombahe — etwa zwei Stunden —, da in 
Kawab bedeutende Hererowerften sind und Manuasse 
diesen Platz gern behalten wollte; nach Süden 
folgen die Wasserstellen Okanadyon und Ornaron-- 
gombeondowazu; nach Westen Otyombane, Olatnetue, 
Tabethaub, Tsumtsaub, Ongavakahoni (etwa einen 
Tag von Okombahe zu reiten); nach Norden Otyi- 
kukuma, Otyangeama, Paknaas-Berg (bei Kiepert 
Paukuab). Ferner hat sich, allerdings nach schweren 
Kämpfen, Manasse entschlossen, einer Anzahl Berg- 
damaras, welche am Bockberge, südlich Olombahe, 
eine große Werft haben und welche Daniel Karrilko 
als seine Sklaven ansah, zu erlauben, als freie 
Leute nach Okombahe zu gehen. 
Manasse beabsichtigt übrigens, um alle Streitig- 
leiten zu vermeiden, den Platz von Hereros, die 
ohnehin in geringer Zahl da wohnten, frei zu machen. 
Den Ritt nach Otyonboneb will ich in der 
zweiten Hälfte des Januar mit Missionar Berns- 
mann ausführen. 
 
	        
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