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Strafzug gegen die Khauas-Dottentotten.
Aus Windhoek eingetroffenen Nachrichten enl-
nehmen wir über den Beginn cines Zuges der
Schutztruppe gegen die Khauas-Hottentotten Fol-
gendes:
Schon seit geraumer Zeit hatte dieser Stamm
sich eine Neihe frecher Räubereicn zu Schulden
kommen lassen. So überfielen die Hottentotten in
der Nacht vom 10. zum 11. Oktober v. IJs. die
etwa 1500 m von Aais entsernt liegende Farm des
Ansiedlers Ohlsen und raubten ihm seinen ganzen
Viehbestand in Stärke von etwa 100 Cchsen und Kühen.
Gleichzeitig nahmen sie einem gewissen Mähler,
der gerade mit einem Transporte in Aais angelangt
war, das gesammte aus 47 Ochsen bestehende Zug-
vieh heimlich weg. Die Versuche des Stations-
ältesten von Aais, Sergeanten Bohr, den Hotten-
totten das Vieh wieder abzujagen, blieben erfolglos.
Infolgedessen sah sich Major Leutwein gezwungen,
einen Zug zur Bestrafung des räuberischen Stammes
zu unternehmen. Er brach am 21. Dezember v. Is.
mit der 2. Kompagnie unter Hauptmann v. Sack
und einem Theile der 1. Kompagnie nebst drei Ge-
schützen nach Aais auf. Bevor das Detachement
Kowas erreichte, traf eine Meldung von der Station
Hoachanas ein, welche ein Abschwenken der 2. Kom-
pagnie von Kowas nach Süden erforderlich machte.
Der Platz Hoachanas nebst seiner nächsten Umgebung
war, wie erinnerlich,“) nach der Unterwersung Witboois
von Major Leutwein der rothen Nation (Hoachanas-
Hottentotten) als ihr ehemaliger Wohnsiß wieder
angewiesen worden. Im Begriff, sich dort nieder-
zulassen, wurden die Hoachanas-Hottentotten von den
Khauas-Hottentotten überfallen. Der Stationsälteste
von Hoachanas entsandte auf das Schießen hin eine
Patronille in der Richtung auf die südlich von
Hoachanas liegende Wasserstelle Gomchanas. Etwa
200 m vor diesem Orte wurde die Patronille von
50 bis 60 Khanas-Hottentotten angegrissen, wobei
die Reiter Ziehm und Bahlecke, welche erst kürzlich
für ihr tapferes Verhalten durch eine Allerhöchste
Belobigung ausgezeichnet worden waren, gefallen
sind. Der Stationsälteste von Hoachanas mußte sich
bei der geringen Stärke der Besatzung auf die De-
sensive beschränken. Nach Eintressen der Nachricht
in Windhoek brach Lieutenant Eggers mit den noch
versügbaren Mannschaften und der Besatzung von
Rehoboth nach Hoachanas auf, sand dort aber bereits
die von Major Leutwein detachirte 2. Kompagnie
unter Hauptmann v. Sack vor. Major Leutwein
selbst hatte mit der 1. Kompagnie am 31. Dezember
v. 3. Aais erreicht.
Deutsch-Meu-Guinra.
Tod des Landeshauptmanns Schmiele.
Am 3. März d. JIs. ist in Batavia auf der
Rückreise nach der Heimath der Landeshauptmann
der Neu-Guinca-Kompagnie, Georg Schmiele, in-
solge von Malaria verschieden. Der Tod dieses ver-
dienstvollen und erfahrenen Beamten bedentet einen
schweren Verlust, nicht nur für die Neu-Guinca-Kom-
pagnie, sondern auch für die Kaiserliche Regierung
und überhaupt für den kolonialen Dienst. Die Neu-
Guinca-Kompagnie widmet dem Verstorbenen folgenden
Nachruf!
Nach telegraphischer Nachricht ist der Landes-
hauptmann im Schutzgebiet der Neu-Guinca-Kom
pagnie, Herr G. Schmiele, am 3. März an Vord
des Postdampfers „Lübeck“, mit welchem er die
Heimreise von Friedrich Wilhelmshafen angetreten
halte, auf der Rhede von Batavia verschieden.
Herr Schmiele war aus dem preußischen Justiz
dienst, dem er als Gerichtsassessor angehört hatte,
im Jahre 1886 in den Dienst der Neu-Guinea=
Kompagnie getreten und von dem Herrn Reichs-
kanzler als Richter für den Bismarck Archipel be-
stellt worden. Als das Neich im Jahre 1889 die
Landesverwaltung übernahm, trat er in den Reichs.
dienst über und blieb in der bisherigen Stellung
mit dem Titel eines Kanzlers. Bei Rücknahme der
Verwaltung im Jahre 1892 übertrug ihm die Neu
Guinca-Kompagnie, nachdem er aus dem Reichsdieust
beurlaubt war, das Amt des Landeshauptmanns als
ihrem obersten Vertreter im Schutgebiet. Dieses
Amt hat er bis zu seiner Abreise versehen.
In allen seinen Stellungen hat Herr Schmiele
sich als ein Mann von unermüdlicher Arbeitskraft,
von slets regem Pflichteifer und von vollkommener
Redlichkeit erwiesen. Mit gründlichen Rechts= und
Sprachkenninissen ausgerüstet, war er den schwierigen
Aufgaben der Landesverwaltung und des Ober-
richters, wie auch das Auswärtige Amt des Reichs
rühmend anerkannt hat, durchaus gewachsen. Dabei
hatte er ein warmes und lebhaftes Interesse für die
Erforschung des Landes und eine hervorragende
Fähigkeit, mit den Eingeborenen zu verkehren und
deren Zutrauen zu gewinnen.
Seine überaus rüstige Gesundheit hatte ihm er-
laubt, länger als acht Jahre in dem Klima des
Schutzgebietes auszuhalten. Nur wenige Wochen
dieser Zeit hal er auf Urlaub in Deutschland verbracht.
Jedoch erkrankte er im Herbst vorigen Jahres, so
daß er sich genöthigt sah, in einer von der eban-
gelischen Mission Simbang auf dem Sattelberge
eingerichteten Gesundheitsstalion Genesung zu suchen,
die er vollständig aber nicht gefunden hat.
In dem Dahingeschiedenen ist der Verlust eines
tüchtigen und pflichtgetreuen Kolonialbeamten von
unvergleichlich reicher Ersahrung zu beklagen, der,
wenn ihn der Tod nicht im lrästigsten Mannes=