Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Strafzug gegen die Khauas-Dottentotten. 
Aus Windhoek eingetroffenen Nachrichten enl- 
nehmen wir über den Beginn cines Zuges der 
Schutztruppe gegen die Khauas-Hottentotten Fol- 
gendes: 
Schon seit geraumer Zeit hatte dieser Stamm 
sich eine Neihe frecher Räubereicn zu Schulden 
kommen lassen. So überfielen die Hottentotten in 
der Nacht vom 10. zum 11. Oktober v. IJs. die 
etwa 1500 m von Aais entsernt liegende Farm des 
Ansiedlers Ohlsen und raubten ihm seinen ganzen 
Viehbestand in Stärke von etwa 100 Cchsen und Kühen. 
Gleichzeitig nahmen sie einem gewissen Mähler, 
der gerade mit einem Transporte in Aais angelangt 
war, das gesammte aus 47 Ochsen bestehende Zug- 
vieh heimlich weg. Die Versuche des Stations- 
ältesten von Aais, Sergeanten Bohr, den Hotten- 
totten das Vieh wieder abzujagen, blieben erfolglos. 
Infolgedessen sah sich Major Leutwein gezwungen, 
einen Zug zur Bestrafung des räuberischen Stammes 
zu unternehmen. Er brach am 21. Dezember v. Is. 
mit der 2. Kompagnie unter Hauptmann v. Sack 
und einem Theile der 1. Kompagnie nebst drei Ge- 
schützen nach Aais auf. Bevor das Detachement 
Kowas erreichte, traf eine Meldung von der Station 
Hoachanas ein, welche ein Abschwenken der 2. Kom- 
pagnie von Kowas nach Süden erforderlich machte. 
Der Platz Hoachanas nebst seiner nächsten Umgebung 
war, wie erinnerlich,“) nach der Unterwersung Witboois 
von Major Leutwein der rothen Nation (Hoachanas- 
Hottentotten) als ihr ehemaliger Wohnsiß wieder 
angewiesen worden. Im Begriff, sich dort nieder- 
zulassen, wurden die Hoachanas-Hottentotten von den 
Khauas-Hottentotten überfallen. Der Stationsälteste 
von Hoachanas entsandte auf das Schießen hin eine 
Patronille in der Richtung auf die südlich von 
Hoachanas liegende Wasserstelle Gomchanas. Etwa 
200 m vor diesem Orte wurde die Patronille von 
50 bis 60 Khanas-Hottentotten angegrissen, wobei 
die Reiter Ziehm und Bahlecke, welche erst kürzlich 
für ihr tapferes Verhalten durch eine Allerhöchste 
Belobigung ausgezeichnet worden waren, gefallen 
sind. Der Stationsälteste von Hoachanas mußte sich 
bei der geringen Stärke der Besatzung auf die De- 
sensive beschränken. Nach Eintressen der Nachricht 
in Windhoek brach Lieutenant Eggers mit den noch 
versügbaren Mannschaften und der Besatzung von 
Rehoboth nach Hoachanas auf, sand dort aber bereits 
die von Major Leutwein detachirte 2. Kompagnie 
unter Hauptmann v. Sack vor. Major Leutwein 
selbst hatte mit der 1. Kompagnie am 31. Dezember 
v. 3. Aais erreicht. 
  
Deutsch-Meu-Guinra. 
Tod des Landeshauptmanns Schmiele. 
Am 3. März d. JIs. ist in Batavia auf der 
Rückreise nach der Heimath der Landeshauptmann 
der Neu-Guinca-Kompagnie, Georg Schmiele, in- 
solge von Malaria verschieden. Der Tod dieses ver- 
dienstvollen und erfahrenen Beamten bedentet einen 
schweren Verlust, nicht nur für die Neu-Guinca-Kom- 
pagnie, sondern auch für die Kaiserliche Regierung 
und überhaupt für den kolonialen Dienst. Die Neu- 
Guinca-Kompagnie widmet dem Verstorbenen folgenden 
Nachruf! 
Nach telegraphischer Nachricht ist der Landes- 
hauptmann im Schutzgebiet der Neu-Guinca-Kom 
pagnie, Herr G. Schmiele, am 3. März an Vord 
des Postdampfers „Lübeck“, mit welchem er die 
Heimreise von Friedrich Wilhelmshafen angetreten 
halte, auf der Rhede von Batavia verschieden. 
Herr Schmiele war aus dem preußischen Justiz 
dienst, dem er als Gerichtsassessor angehört hatte, 
im Jahre 1886 in den Dienst der Neu-Guinea= 
Kompagnie getreten und von dem Herrn Reichs- 
kanzler als Richter für den Bismarck Archipel be- 
stellt worden. Als das Neich im Jahre 1889 die 
Landesverwaltung übernahm, trat er in den Reichs. 
dienst über und blieb in der bisherigen Stellung 
mit dem Titel eines Kanzlers. Bei Rücknahme der 
Verwaltung im Jahre 1892 übertrug ihm die Neu 
Guinca-Kompagnie, nachdem er aus dem Reichsdieust 
beurlaubt war, das Amt des Landeshauptmanns als 
ihrem obersten Vertreter im Schutgebiet. Dieses 
Amt hat er bis zu seiner Abreise versehen. 
In allen seinen Stellungen hat Herr Schmiele 
sich als ein Mann von unermüdlicher Arbeitskraft, 
von slets regem Pflichteifer und von vollkommener 
Redlichkeit erwiesen. Mit gründlichen Rechts= und 
Sprachkenninissen ausgerüstet, war er den schwierigen 
Aufgaben der Landesverwaltung und des Ober- 
richters, wie auch das Auswärtige Amt des Reichs 
rühmend anerkannt hat, durchaus gewachsen. Dabei 
hatte er ein warmes und lebhaftes Interesse für die 
Erforschung des Landes und eine hervorragende 
Fähigkeit, mit den Eingeborenen zu verkehren und 
deren Zutrauen zu gewinnen. 
Seine überaus rüstige Gesundheit hatte ihm er- 
laubt, länger als acht Jahre in dem Klima des 
Schutzgebietes auszuhalten. Nur wenige Wochen 
dieser Zeit hal er auf Urlaub in Deutschland verbracht. 
Jedoch erkrankte er im Herbst vorigen Jahres, so 
daß er sich genöthigt sah, in einer von der eban- 
gelischen Mission Simbang auf dem Sattelberge 
eingerichteten Gesundheitsstalion Genesung zu suchen, 
die er vollständig aber nicht gefunden hat. 
In dem Dahingeschiedenen ist der Verlust eines 
tüchtigen und pflichtgetreuen Kolonialbeamten von 
unvergleichlich reicher Ersahrung zu beklagen, der, 
wenn ihn der Tod nicht im lrästigsten Mannes=
	        
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