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Am 1. Juli übernachtelen wir in dem großen
mit einer 3 m hohen Lehmmaner umgebenen Laro,
am 2. Juli in Bakari Bassa,
einwohner dieser Gegend, der Schambanos. Diese
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Expedition die Stadt zu betreten, erhielt ich auch
thatsächlich am 8. Juli und wir bezogen im Haussa-
einem Orte der Ur= viertel schöne geräumige Hänser.
Yola ist ein großer, offener Platz mit ungefähr
sind zwar von den Fullahs unterworfen; doch sind 20 000 Einwohnern. Es liegt in einer sumpfigen
sie weder ausgewandert wie die Dongas, noch voll-
ständig zu Sklaven gemacht, sondern leben in großen
Ortschaften inmitten ihrer mohammedanischen Be-
zwinger. Auf dem Wege nach Anassarawa begegnete
uns der Haupttheil einer großen Karawane; der
Kaufherr aus Kano, selbst zu Pferde, hatte
500 Träger und Trägerinnen sowie 10 Esel.
Allerdings darf man sich den Marsch einer der-
artigen Kolonne nicht geschlossen gleich dem einer
Expedition vorstellen, sondern es waren die einzelnen
Abtheilungen derselben oft 5 bis 6 Tage aus-
einander. Diese letzten Marschtage waren die
heißesten während der ganzen Expeditionszeit; gegen
Abend hatten wir noch 36° im Schatten und mein
Waschwasser hatte nicht selten bis 27° C.
In Anassarawa, einem großen Orte mit schönen
geräumigen Häusern, war es uns gar nur gegen
Brokat möglich, Lebensmittel zu erwerben, und so
war ich unendlich froh, als wir am 4. Juli Gitau.
dau Kifi, einen großen Farmort drei Stunden vor
Yo#la, erreichten, denn meinc letzten Stücke Weißzeng
wurden hier ausgegeben und ich mußte daran denken,
meine Vorräthe so schnell als möglich durch Einlauf
auf dem Hulk der Royal Niger Company, wolcher
sich nahe bei Nola auf dem Benns befindct, zu er-
gänzen. Vom Agenten dortselbst, Mr. Bradshaw,
erhielt ich auch alsbald ein Schreiben, in welchem er
mir seine Dienste speziell auch für eine eventuelle
Rückfahrt per Flußdampser zur Verfügung stiellte.
Gleichzeitig sandte mir auch Alall Boten und ließ
mich zu einer nächtlichen Unterredung in eine zwischen
Gitan dau Kifi und Yola gelegenen Rumde einladen.
Akall, die rechte Hand des Emirs, ursprünglich ein
Freigelassener, mag 60 Jahre zählen und sieht eher
einem direkten Araber als einem Fullah ähnlich. Da
er auch stets den Vermittler seines Herrn mit der
Company macht, ist er an den Verkehr mit den
Europäern gewöhnt und hat sich deren Umgangs-
sormen angewöhnt. Er glaubt deshalb nicht, denselben
durch hohlen Pathos aufhalten zu müssen, sondern tritt
ohne Umschweife in die Verhandlungen ein. Doch ist er
ein unendlich verschlagener Schwarzer, welcher nichts
verabsäumt, um neben der unglaublichen Habgier
seines Herrn auch seine nicht geringe eigene befrie-
digen zu können. Ich theilte ihm den Zweck meines
Kommens mit und bat ihn um seine Vermittelung
beim Emir. Es war mir in erster Linie darum zu
thun, mit der Expedition nach Yola selbst zu kommen,
da dies bis jetzt noch keinem Führer gelungen war,
und um dann mit dem Emir Subern, welcher sich
in seiner Sommerresidenz Gire, nördlich des Benus,
befand, direkt in Verbindung zu treten. Akall ver-
sprach mir, sogleich zu diesem zu reiten und demselben
meine Wünsche vorzutragen. Die Erlaubniß, mit der
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Ebene, etwa 3 km südlich des Benus, von dessen
Ufer es durch eine Lagune getrennt ist, welche in
der Trockenzeit einen durchwatbaren Sumpf, in der
Regenzeit jedoch einen See bildet und dann nur im
Kanu passirt werden kann. Die Stadt dürfte von
Ost nach West eine Ausdehnung von zwei Stunden
haben und ist durch einen großen Weideplatz in zwei
Hälften, das Fullah= und Haussaquartier, getreunt.
Die Gehöste sind durchgängig eingezäunt und bestehen
in der Regel aus mehreren Hütten, welche ziemlich
hoch aus Lehm sauber ausgeführt sind und Stroh-
dächer haben. Angenehm berührten mich hier die
großen Thüren, welche sogar nicht selten in Angeln
liefen. Der Zutritt in die Gehöfte geschieht auch
hier durch ein Durchgangshaus, das zu gleicher Zeit
Empfangs= und Geschäftszimmer des Hausherrn ist.
Der Hofraum ist regelmäßig mit Korn bebaut.
Daß die Fullahs ein einfaches, wenig auf Prunk
sehendes Volk sind, beweist auch der Umstand, daß
die Gehöfte des Emirs und der Prinzen sich lediglich
dadurch von denen der übrigen Einwohner unter-
scheiden, daß sie mit hohen Lehmmanuern umgeben
sind; die einzelnen Häuser sind in keiner Weise
prächtiger oder komfortabler gehalten.
Der Markt ist entsprechend der Wichtigkeit des
Platzes groß und besucht, steht jedoch an Bedentung
denen von Banyo und Kontsha nach. Dagegen hat
Mola große Manufjakturen, so daß auf diese Weise
Adamana in der jüngsten Zeit weniger abhängig von
dem Handel der Haussastaaten ist als früher. Haupt-
sächlich bestehen diese in der Erzengung von Baum-
wollstossen, aus einheimischer Baumwolle gewebt und
mit selbstgezogenem Farbstoff, in erster Linie Indigo,
gefärbt. Dieselben werden zu folgenden Artikeln
verwendet: zur Tobe, zum Turkedi, einem die Frauen-
bekleidung ausmachenden Shawl, und zum Gesichts-
tuch der Männer, dem Litam. Ein weiterer Artikel
einheimischer Industrie sind die Lederarbeiten, als
Sandalen, Schuhe, allc Arten von Taschen mit reicher
Stickerei, ferner Sättel, Zaumzenge und Pferdedecken.
Hand in Hand mit diesen Industriezweigen geht die
Gerberei, und die Zubereitung und das Färben der
Felle stehen auf einer sehr hohen Stufe.
Einen Theil ihrer Bedürfnisse kaufen die Ein-
wohner auf dem im Benus gelegenen Hulk der
Noyal Niger Company. Die Hauptnachfrage besteht
in Salz, Geweben und Pulver im Austausche gegen
Elfenbein, arabischen Gummi, Wachs und kleine
Quantitäten von Benniseed. Die Preise für Elfen-
bein sind im Allgemeinen nicht hoch zu neunen und
verschifft der Hull jährlich 16 bis 18 Tons.
Derselbe war früher bei Garna gelegen, jenem
wichtigen Punkte unseres Gebietes, von welchem die
Straße vom Tshadsee zum Kongo den Benus schneidet;