Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Pachrichten aus den deutschen Schuhgebieken. 
Deutsch-Hlkafrika. 
Sicherung der Befestigungen in Kilwa Riwindija. 
Gelegentlich der Kämpfe mit den Kilwa an- 
greifenden Mavudji-Sklavenhändlern und deren An- 
hang im September v. Is. (vergl. Kol. Bl. 1894, 
S. 572 ff.) hatte sich die Nothwendigkeit heraus- 
gestellt, in der Stadt Kilwa aus strategischen Gründen 
darunter zwei Moscheen, zu entfernen, um ein freies 
Schußfeld der Befestigungen zu sichern. Nach einem 
Bericht des stellvertretenden Gouverneurs ist es ge- 
lungen, auf gütlichem Wege den Abbruch dieser Ge- 
Dourchmesser, der oberhalb der Mitle etwas weniger 
als ½2 Fuß beträgt. Es kommen verhältnißmäßig 
nur wenig Früchte zur Entwickelung, die bei ihrer 
Verletzung einen dicken goldgelben Saft von sich 
geben. Im Allgemeinen ist der Baum äußerlich im 
Wald sofort zu erkennen durch seine eigenartige, von 
der der anderen Bäume abweichende Art und 
Zauweigstellung; namentlich die Zweige sind es, welche 
mehrere dem Fort zu nahe stehende Steinhäuser, Zweigs 9 h die Zweig h 
eine unregelmäßige, quirlförmige Stellung besitzen und 
dann gehen diese sast immer im rechten Winkel ab.= 
bäude und die Erbauung derselben an anderer Stelle 
von den Eigenthümern bezw. Religionsgesellschaften 
zu erreichen. Ebenso ist für Unterbringung des ge- 
sammten Pulvers im Fort Sorge getragen worden, 
so daß, falls einmal wieder ein feindlicher Angriff 
zu befürchten wäre, die Vertheidigungsfähigkeit von 
Kilwa erheblich erhöhl ist. 
vorkommen einer (bisher unbekannten) Guttiferenart 
in Deutsch-Ostafrika. 
Dr. Stuhlmann hat bei einer Bereisung der 
Landschaft Ulugurn das häufige Vorkommen eines 
von den Eingeborenen Mkani genannten Baumes 
fesigestellt, aus dessen Früchten die Wakami ein talg- 
arliges Fett hersiellen, welches nach Bagamoyo zum 
Verkauf gebracht wird. Um den Baum, welcher 
wegen des Fettgehalts seiner Früchte möglicherweise 
mit Aussicht auf Gewinn kultivirt werden kann, 
wissenschaftlich zu bestimmen, sind von Dr. Stuhl-= 
mann Blätter und Früchte eingesandt worden, welche 
von dem Direktor des Königlichen Botanischen Gartens 
in Berlin, Geheimen Regierungsrath Dr. Engler 
einer Prüfung unterzogen wurden. Das daraufhin 
erstaltete Gutachten spricht sich dahin aus: 
„Nach dem von Dr. Stuhlmann zur Ver- 
sügung gestellten Material konnte von mir festgestellt 
werden, daß der Baum zu einer bisher unbeschriebenen 
Pflanzengattung aus der Familic der Guttiferen 
gehört, welche ich Stcarodendron Stuhlmannii ge- 
naunt habe. Gleichzeitig kann ich mittheilen, daß 
der Baum auch von dem verstorbenen Holst bei 
Nguelo in Usambara in großer Menge wildwachsend 
beobachtet worden ist. Holst schrieb darüber, daß 
der Baum zu den mächtigsten und größten des 
dortigen Tropemwaldes gehöre: „Nicht allein seiner 
Größe und Schönheit wegen ist der Baum interessant, 
es sind dies Blüthen sowohl wie Frucht. Erstere 
liegen um diese Zeit (24. Febrnar) zu Hunderten 
zerstreut auf dem Boden; alle Augenblicke begegnet 
man durch den Waldpfad gehend mehr oder weniger 
jolchen Blüthenkomplexen. Die Früchte sind mächtig 
hroß und schwer, messen 1 Fuß Länge mil einem 
Da der Baum mit den Gummiegutti-Bäumen 
entfernt verwandt ist, und das aus dem Samen in 
Nordost-Ulugurn gewonnene Fett zum mindesten 
technisch verwerthbar ist, so empfiehlt es sich: 
1. Den Plantagenbesitzern in Usambara dringendst 
die Schonung des Baumes anzuempfehlen, 
2. denselben auch Anbauversuche anzurathen. 
Zu bemerken ist noch, daß der fragliche Fett- 
baum zweifellos mit dem in Westafrika. in Sierra 
Leone und am Nun Niver vorkommenden „Butter- 
and Tallow-ree“ Pentadesma butyra- 
ccuum Don nahe verwandt ist. Letzterer Baum 
trägt aber eiförmige, elwa 1 dm lange und 6 bis 
7 cm dicke Früchte, welche in ihren Fächern nur 
1 bis 2 Samen einschließen, während Stearoden- 
dron in jedem Fache über 20 Samen enthält. Von 
dem westafrikamschen Butterbaum wird der gelbe 
dicke Saft der Fruchtwandung von den Eingeborenen 
wie Butter den Speisen zugeseczt. Er ist nicht zu 
verwechseln mit dem Butternußbaum Butyro- 
spermum Parkii (Don) Kotsch)y, einem in West- 
afrika und dem oberen Nilgebiet vorkommenden 
Sapoteceenbaum (vergl. Engler und Prankl, Natürl. 
Pflanzensam. IV. 1. Fig. 74), dessen dicke Keimlinge 
die Sheabutter geben, welche sich durch ihre Dauer- 
haftigkeit auszeichnet. 
A. Engler, 
Direktor des Kgl. botanischen Gartens und Museums.“ 
Eine von Professor Engler gegebene Beschreibung 
faßt die Merkmale und Eigenschaften des Baumes 
dahin zusammen: 
Stcarodendron Stuhlmannii, Engler, 
eine neue Gattung der Guttiferen. 
Blüthen zur Zeit hier unbekannt. Früchte eine 
groste (2,5 bis 3 m lange und 1,5 dm dicke) Beeren- 
frucht mit reichlichem, goldgelbem Harz in der Frucht- 
wandung, fünffächerig, mit elwa 24 zwelireihig ge- 
stellten Samen in jedem Fach. Samen tetraedrisch, 
stumpfkantig, von etwa 3 cm Durchmesser, an der 
einen Kante mit einer fleischigen Arillarbildung; 
Samenschale dünn und hellbraun. Embryo von der 
Geslalt des Samens, ungegliedert, sehr reich an Fett. 
Mächtige Bäume mit rechtwinkelig abstehenden 
Aesten. Blätter gegenständig, mit 1 cm langem Stiel 
und lederartiger, dunkelgrüner, beiderseits kahler und
	        
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