unterliegt es auch keinem Zweifel und ist es auch
von dem Unterzeichneten selbst recht häufig konstatirt
worden, daß Impflinge, deren ganzes Gesicht von
tiesen alten Pockennarben entstellt war, bei Impfun-
gen mit wirksamer Lymphe sehr schöne Resultate
zeigten. Solche Beobachtungen aber führen zu der
Schlußfolgerung, daß ein Mal überstandenc Pocken-
erlrankung nicht für das ganze Leben gegen Neu-
erkrankungen an Pocken schützt. Die heutige Wissen-
schaft erkennt auch an, daß mehrmalige Erlrankungen
an Pocken vorkommen, hält solche Fälle aber für
Ausnahmen. Nach den oben berichteten Resultaten
der diesmaligen Impfungen aber scheinen diese Aus-
nahmen doch nicht so ganz selten zu sein. Wie er-
jolgreiche Impfungen den Impfling nur für bestimmte
Zeitperioden, etwa für mehrere Jahre, schülzen und
dann an ihrer Schutkraft allmählich verlieren, bis
letztere schließlich ganz erlischt; ähnlich dürfte es sich
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auch mit der Schutzkraft der wirklichen Pockenerlran-
kung verhalten. Die praktische Konsequenz aber, die
hieraus für Deutsch-Ostafrika, das Land, in dem
Pocken jahraus, jahrein epidemisch herrschen, gezogen
werden lann, ist die, daß wir unsere Leute, mögen
sie Pocken überstanden haben oder nicht, mögen sie
früher bereits mit oder ohne Erfolg geimpft sein, in
nicht zu geringen Zeitabständen immer wieder der
Schutzpockenimpfung unlerziehen. Bleibt die Impsung
bei ihnen resultatlos, so ist keinerlei Schaden zu be-
llagen; ist sie aber von gutem Erfolg begleitet, so“
ist das ein Beweis, daß die Widerstandskraft des
Mannes gegen das Poclkengift nicht mehr aus-
reichend war.
Denkmalsenthüllung in Bagamovo.
Am 21. Dezember v. Is. hat in Bagamoyo die
feierliche Enthüllung des zu Ehren der in den
Kämpfen von Ostafrika gefallenen Mitglieder der
früheren Wissmannschen Schutztruppe errichteten
Denkmals stattgefunden. Die Mittel für die Her-
stellung des Denkmals sind zum Theil von den
Kameraden der Gefallenen aufgebracht worden. Als
Standplatz ist die nach der Station führende breite
Hauptstraße zwischen dem neuen Bezirksamte und
dem Messegebäude gewählt worden. Das Denkmal
besteht aus einer von Cement und Bruchsteinen her-
gestellten Pyramide, in deren vier Seiten Bronze-
platten eingelassen worden sind. Als krönender
Schmuck ist ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen,
auf einem Kanonenrohre sißend, in Aussicht ge-
nommen.
Der Enthüllungsakt verlief in feierlichster Weise
in Anwesenheit des Gouverneurs und der sämmt-
lichen abkömmlichen Beamten und Offiziere. Ferner
nahm eine Anzahl der zum Zwecke der Elfenbein-
auktion in Bagamoyo versammelten Kaufleute aus
Sansibar und Dar-zes-Saläm sowie die ganze Mission
du sacré cocur bei Bagamoyo und die gesammte
Bevölkerung des Ortes theil. Der Gonverneur hielt
die Festrede, und unter dem Donner der Geschütze
senkte sich die Hülle.
Besonders bemerkt bei der Feier wurde die vor-
zügliche Haltung der französischen Missionare. Die
schwarzen Missionskinder sangen in deutscher Sprache
vier Lieder, darunter „Heil dir im Siegerkranz“ und
„Deutschland über Alles“.
Am Abend vereinigte ein Festmahl alle Theil-
nehmer.
Erdbeben.
Nach einem Berichte des Stationschefs von
Kisaki, Lientenants v. Grawert, hat am 2. Februar
d. Is., morgens 6 ¼ Uhr, dort ein Erdbeben statt-
gefunden. Es schien einen Streisen von geringer
Breite in Leidenschaft zu ziehen, dauerte 1,5 Sekun-
den und pflanzte sich von Westen nach Osten fort.
RKamerun.
Dampfer „Nachtigal“.
Der in Kamernn stationirte, der Kaiserlichen
Marine gehörige, bisher „Nachtigal"“ genannte
Dampfer hat die Bezeichnung „Peilboot Kamerun“
erhalten.
Togo.
Entwickelung des Schutzgebietes.
Nach den jetzt vorliegenden amtlichen Abrech-
nungen haben die Einnahmen des Schutzgebietes im
verflossenen Etatsjahre einen erfreulichen Aufschwung
genommen. Die ersten zehn Monate haben bereits
über 300 000 M. eingebracht. Es ist dieses Er-
gebuiß in erster Reihe dem Bau der bequemen Wege
nach dem Innern, wodurch der Handel mit dem
Binnenlande eine neue Zunahme erfahren hat und
die Zufuhr von Rohprodukten nach der Küste un-
ausgesetzt steigt, zuzuschreiben. Die Erhöhung der
Eingangszölle, welche im vorigen Jahre ins Werk
gesetzt wurde, scheint weniger dazu beigetragen
zu haben. Infolge der Steigerung des Pulverzolles
in Togo auf die Höhe des in der Goldküstenkolonie
geltenden hat nämlich die Einfuhr von Handelspulver
sehr stark nachgelassen.
Für das neue Etatsjahr ist eine Einnahme von
1265 000 M. in Anschlag gebracht, welche nach den
Erfahrungen des letzten Jahres sicher nicht zu hoch
gegrissen ist. Wenn man in Betracht zieht, daß
Togo noch im Etatsjahre 1891/92 nur 146 000,
in den beiden folgenden je 220 000 M. aufzubringen
im Stande war, wird man nicht leugnen können, daß
die Kolonie in erfreulicher Entwickelung begriffen ist.
Die Mehreinnahmen werden zum weitaus größten