Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

unterliegt es auch keinem Zweifel und ist es auch 
von dem Unterzeichneten selbst recht häufig konstatirt 
worden, daß Impflinge, deren ganzes Gesicht von 
tiesen alten Pockennarben entstellt war, bei Impfun- 
gen mit wirksamer Lymphe sehr schöne Resultate 
zeigten. Solche Beobachtungen aber führen zu der 
Schlußfolgerung, daß ein Mal überstandenc Pocken- 
erlrankung nicht für das ganze Leben gegen Neu- 
erkrankungen an Pocken schützt. Die heutige Wissen- 
schaft erkennt auch an, daß mehrmalige Erlrankungen 
an Pocken vorkommen, hält solche Fälle aber für 
Ausnahmen. Nach den oben berichteten Resultaten 
der diesmaligen Impfungen aber scheinen diese Aus- 
nahmen doch nicht so ganz selten zu sein. Wie er- 
jolgreiche Impfungen den Impfling nur für bestimmte 
Zeitperioden, etwa für mehrere Jahre, schülzen und 
dann an ihrer Schutkraft allmählich verlieren, bis 
letztere schließlich ganz erlischt; ähnlich dürfte es sich 
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auch mit der Schutzkraft der wirklichen Pockenerlran- 
kung verhalten. Die praktische Konsequenz aber, die 
hieraus für Deutsch-Ostafrika, das Land, in dem 
Pocken jahraus, jahrein epidemisch herrschen, gezogen 
werden lann, ist die, daß wir unsere Leute, mögen 
sie Pocken überstanden haben oder nicht, mögen sie 
früher bereits mit oder ohne Erfolg geimpft sein, in 
nicht zu geringen Zeitabständen immer wieder der 
Schutzpockenimpfung unlerziehen. Bleibt die Impsung 
bei ihnen resultatlos, so ist keinerlei Schaden zu be- 
llagen; ist sie aber von gutem Erfolg begleitet, so“ 
ist das ein Beweis, daß die Widerstandskraft des 
Mannes gegen das Poclkengift nicht mehr aus- 
reichend war. 
Denkmalsenthüllung in Bagamovo. 
Am 21. Dezember v. Is. hat in Bagamoyo die 
feierliche Enthüllung des zu Ehren der in den 
Kämpfen von Ostafrika gefallenen Mitglieder der 
früheren Wissmannschen Schutztruppe errichteten 
Denkmals stattgefunden. Die Mittel für die Her- 
stellung des Denkmals sind zum Theil von den 
Kameraden der Gefallenen aufgebracht worden. Als 
Standplatz ist die nach der Station führende breite 
Hauptstraße zwischen dem neuen Bezirksamte und 
dem Messegebäude gewählt worden. Das Denkmal 
besteht aus einer von Cement und Bruchsteinen her- 
gestellten Pyramide, in deren vier Seiten Bronze- 
platten eingelassen worden sind. Als krönender 
Schmuck ist ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen, 
auf einem Kanonenrohre sißend, in Aussicht ge- 
nommen. 
Der Enthüllungsakt verlief in feierlichster Weise 
in Anwesenheit des Gouverneurs und der sämmt- 
lichen abkömmlichen Beamten und Offiziere. Ferner 
nahm eine Anzahl der zum Zwecke der Elfenbein- 
auktion in Bagamoyo versammelten Kaufleute aus 
Sansibar und Dar-zes-Saläm sowie die ganze Mission 
du sacré cocur bei Bagamoyo und die gesammte 
Bevölkerung des Ortes theil. Der Gonverneur hielt 
die Festrede, und unter dem Donner der Geschütze 
senkte sich die Hülle. 
Besonders bemerkt bei der Feier wurde die vor- 
zügliche Haltung der französischen Missionare. Die 
schwarzen Missionskinder sangen in deutscher Sprache 
vier Lieder, darunter „Heil dir im Siegerkranz“ und 
„Deutschland über Alles“. 
Am Abend vereinigte ein Festmahl alle Theil- 
nehmer. 
Erdbeben. 
Nach einem Berichte des Stationschefs von 
Kisaki, Lientenants v. Grawert, hat am 2. Februar 
d. Is., morgens 6 ¼ Uhr, dort ein Erdbeben statt- 
gefunden. Es schien einen Streisen von geringer 
Breite in Leidenschaft zu ziehen, dauerte 1,5 Sekun- 
den und pflanzte sich von Westen nach Osten fort. 
RKamerun. 
Dampfer „Nachtigal“. 
Der in Kamernn stationirte, der Kaiserlichen 
Marine gehörige, bisher „Nachtigal"“ genannte 
Dampfer hat die Bezeichnung „Peilboot Kamerun“ 
erhalten. 
Togo. 
Entwickelung des Schutzgebietes. 
Nach den jetzt vorliegenden amtlichen Abrech- 
nungen haben die Einnahmen des Schutzgebietes im 
verflossenen Etatsjahre einen erfreulichen Aufschwung 
genommen. Die ersten zehn Monate haben bereits 
über 300 000 M. eingebracht. Es ist dieses Er- 
gebuiß in erster Reihe dem Bau der bequemen Wege 
nach dem Innern, wodurch der Handel mit dem 
Binnenlande eine neue Zunahme erfahren hat und 
die Zufuhr von Rohprodukten nach der Küste un- 
ausgesetzt steigt, zuzuschreiben. Die Erhöhung der 
Eingangszölle, welche im vorigen Jahre ins Werk 
gesetzt wurde, scheint weniger dazu beigetragen 
zu haben. Infolge der Steigerung des Pulverzolles 
in Togo auf die Höhe des in der Goldküstenkolonie 
geltenden hat nämlich die Einfuhr von Handelspulver 
sehr stark nachgelassen. 
Für das neue Etatsjahr ist eine Einnahme von 
1265 000 M. in Anschlag gebracht, welche nach den 
Erfahrungen des letzten Jahres sicher nicht zu hoch 
gegrissen ist. Wenn man in Betracht zieht, daß 
Togo noch im Etatsjahre 1891/92 nur 146 000, 
in den beiden folgenden je 220 000 M. aufzubringen 
im Stande war, wird man nicht leugnen können, daß 
die Kolonie in erfreulicher Entwickelung begriffen ist. 
Die Mehreinnahmen werden zum weitaus größten
	        
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