Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Figuren im Text und zwei farbigen Karten. 
Bielefeld und Leipzig 1895. 
Das hier vorliegende Werk hat sich in erster 
Auflage so viele Freunde erworben, daß es schon 
nach Jahresfrist in erweiterter Gestalt aufs Neue 
erscheinen konnte. In der jetzigen Gestalt ist es ein 
ganz vorzügliches Nachschlagebuch geworden, welches 
an Fülle des Inhalts, Zuverlässigkeit und Ueber- 
sichtlichkeit seines Gleichen sucht. Den deutschen 
Kolonien ist ein verhältnißmäßig breiter Naum ein- 
geräumt. Alle amtlichen Veröffentlichungen und die 
neuesten Forschungsresultate sind bei ihrer Schilderung 
verwerthet. Daß daneben den fremden Kolonien 
ebenfalls eine eingehende Berücksichtigung zu theil 
wird, ist für jeden, der sich mit überseeischen Dingen 
beschäftigt, höchst erwünscht. 
Grundzüge des Kleinbahnwesens. Im Auf- 
trage des Königlich preußischen Ministeriums der 
ösfentlichen Arbeiten verfaßt und herausgegeben 
von Friedrich Müller, Königlicher Regierungs- 
baumeister. Berlin 1895. W. Ernst & Sohn. 
0 
  
583 S 
Das mit großem Fleiß gearbeitete Buch giebt 
eine vollständige systematische Schilderung der bisher 
in der Welt vorhandenen Kleinbahnen verschiedenster 
Arten. Alle Erfahrungen, die mit solchen Bahnen, 
ob sie durch Dampf, Elektrizität, Kabel oder Thiere 
betrieben werden, gemacht worden sind, finden hier 
eingehende Besprechung. Auch die Art der Verwal- 
tung, das Tarifwesen und die wirthschaftlichen Ver- 
hältnisse dieser Anlagen in den verschiedenen Ländern 
sind sorgfältig berücksichtigt worden. 
Bei dem Interesse, welches die Erbauung von 
Kleinbahnen für die Kolonien besiczt, verdient das 
Müllersche Werk auch in allen Kreisen, welche der 
Entwickelung der Schutzgebiete Interesse schenlen, 
nähere Beachtung. Wenn der Verfasser selbst der 
eigentlichen Kolonialbahnen nur beiläufig gedacht hat, 
dürfte das seinen Grund in dem recht dürftigen und 
unzuverlässigen Material haben, was darüber vorliegt. 
Jules Leclereq: A travers I'/Alriquc australe. 
Paris 1895. E. Plon, Nourrit & Co. 
Der Verfasser des sehr hübsch ausgestatteten 
Buches schildert in anschaulicher Weise seine Eindrücke 
in der Kapkolonie, den Boerenstaaten, den Gold-- und 
Diamantenfeldern, Natal und Zululand. Besonderes 
Interesse dürfte die Darstellung seiner Besuche und 
Unterhaltungen mit Cecil Rhodes und den Präsi- 
denten der beiden Boerenfreistaaten Krüger und 
Reiß erwecken. 
C. ILLumbert: Madagascar. Paris, Nancy 1895. 
Berger-Lerrault & Cie. 
Das von mehreren Karten und einem mada- 
gassischen Vokabularium begleitete Buch, dessen Ver- 
sasser aus den Archiven des Marineministeriums 
285 
  
geschöpft hat, besitzt gegemwärtig für Jeden, der dem 
Verlaufe des französischen Feldzuges Aufmerksamkeit 
schenkt, ein besonderes Interesse. Der Verfasser 
schildert nicht nur die Geschichte, Natur und Lage 
des Hovareiches, sondern auch den Verlauf des letzten 
französischen Feldzuges auf Madagaskar 1883—85, 
dessen Lehren ja gegenwärtig erhöhte Bedeutung 
besitzen. 
1 
De Saint-Louis à Tripoli par le lac 
Tcehad par le lient. colonel P. L. Monteil. 
Paris 1895. Félix Alcean. 
Der vielgenannte sranzösische Reisende, welcher 
vor zwei Jahren längere Zeit in Berlin weilte, um 
an der Verhandlung wegen Abgrenzung der deutsch- 
französischen Gebiete im Hinterlande von Kamerun 
theilzunehmen, schildert in dem vorliegenden großen, 
mit höchster Sorgfalt ausgestatteten Bande seine Er- 
lebnisse auf der Reise, die er in den Jahren 1890 
bis 1892 ausgeführt hat. Während der geheimniß- 
volle Tschadsee im Herzen Mittelafrikas bis dahin 
immer nur auf den alten Karawanenstraßen vom 
Norden aus erreicht worden war, hat Monteil zum 
ersten Male die Aufgabe gelöst, vom Senegal aus 
bis zu dem See vorzudringen. Als dic erste Kunde 
von dem Wiedererscheinen des lange verschollenen 
Osfiziers in Tripolis nach Europa gclangte, dünkte 
vielen erfahrenen Afrikanern es kaum glaublich, daß 
er wirklich auf dem Wege über den Tschad nach dem 
Norden Afrikas gelangt sei. Jeder Zweifel daran 
wurde aber bald beseitigt. Die Leistung Monteils 
ist um so bewundernswerther, als er nur in Be- 
yleitung eines Weißen und von acht Senegalesen den 
Marsch von ctwa 8000 km mitten durch mächtige 
kriegerische Staaten zurückgelegt hat. Monteil ver- 
dankt seinen Erfolg ebenso seiner zähen Energie, 
Unerschrockenheit und Kunst der Behandlung der 
Neger als dem Glück, welches ihn auf der ganzen 
Reise nie verlassen hat. Wie wichtig der letzte Faktor 
bei allen solchen Unternehmungen ist, beweist das 
Mißlingen seiner neuen Mission im Hinterlande der 
Elfenbeinküste, von der er eben zurückgekehrt ist. 
Monteil erzählt seine Reiseerlebnisse in fesseluder 
Form. Zahlreiche, wohl meist nach Photographien 
gezeichnete Landschaftsbilder und Volkstypen sowie 
16 sorgfältig ausgeführte Karten setzen den Leser in 
den Stand, ein deutliches Bild dessen, was der 
Reisende gesehen und gelitten, zu gewinnen. Das 
Buch wird daher auch in Laienkreisen zweisellos den 
verdienten Anklang sinden. Besonders lebhaftes In- 
teresse aber wird es mit Recht allen den Personen 
einslößen, welche an der Kolonisation Westafrilas 
Antheil nehmen. Monteil hat nämlich inmitten 
aller Strapazen vortreffliche wissenschaftliche Beobach- 
tungen gemacht und insbesondere sich das Verdienst 
erworben, die bisher unbekannte Lage verschiedener 
wichtiger Orte astronomisch zu bestimmen. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.