Recht der Missionare auf den Missionsstationen ist
jetzt von den Häuptlingen ausdrücklich anerkannt; sie
können sich jetzt bei Anlage von neuen Stationen
viel freier bewegen als früher und sind darin nicht
mehr von der Laune der Hererohäuptlinge abhängig.
Die Gemeinden werden nicht mehr wie bisher durch
die kriegerische Lage des Landes in ihrer Entwicke-
lung beeinträchtigt merden. Was aber vielleicht am
meisten sagen will, die Arbeit unter den Bergdamara
wird eine ganz andere, viel aussichtsvollere werden.
Die Hoffnung, daß nämlich diese armen geknechteten
Leute durch das deutsche Regiment ihre Freiheit er-
halten würden, das ist an einer sehr wichtigen Stelle,
in Okombahe, schon zur Wahrheit geworden und das
giebt Hoffnung, daß das Gleiche über kurz oder lang
überall geschehen wird.
Seit fünf Jahren hat die Zahl der Christen
unter den Nama, Bergdamara und Herero um etwa
2000 Seelen zugenommen. Im Namalande zählen
die Gemeinden 5337 Seelen unter einer Gesammt-
bevölkerung von kaum mehr als 10 000. Im Herero-
lande sind 3044 Christen, in den dortigen Missions-
schulen 1748 Schüler.
Troß mannigfacher aus den kriegerischen Ver-
hältnissen und anderen Umständen entspringender
Hindernisse haben die 19 rheinischen Missionare nicht
nur treulich ausgehalten, sondern haben mit Mäßigung
und Beharrlichkeit ihre Arbeit verrichtet. Hervorzu-
heben ist, daß es möglich war, fünf neu ausgebildete
Gehülfen im Hererolande anzustellen, daß die Berg-
damara (38.000 Seelen) mehr als bisher mit dem
Evangelium bedient werden konnten, und daß die
Witbooischen Leute trotz ihres wilden Lebens boch
Christen bleiben wollten.
Aus der Zeitschrift „Die katholischen Missionen=
entnehmen wir: Die erste Abtheilung der Schwestern
U. L. Frau von Afrika, der „Weißen Frauen“, hat
ihren Bestimmungsort im Herzen des schwarzen
Erdtheils glücklich erreicht. P. Gerboin, Provikar
von Unyanyembe, traf mit seiner Karawane nach
einem beschwerlichen Marsche am 21. Oktober v. Is.
in der Station U. L. Frau von der Hülfe ein, wäh-
rend Msgr. Lechaptois, apostol. Vikar von Tan-
ganyika, am 24. November Karema erreichte. Troß
der ungewohnten Strapazen sind alle Schwestern
gesund geblieben. Ihre Erscheinung ist für die guten
Schwarzen ein wahres Weltwunder, da die meisten
noch nie eine weiße Frau gesehen. „Täglich“, so
schreibt F. Capus, „wurden wir vor der Ankunft
der Schwestern mit Fragen aller Art bestürmt.
2 Sind sie verheirathet — AMein, es sind gott-
geweihte Jungfrauenl. — „Was werden sie hier
thun?e — „Die Frauen unterrichten, wie wir die
Männer.“ — „Werden sie dieselben auch nähen,
spinnen, weben lehren?# — „Gewiß.“ — »O, dann
sollen sie bald kommen; unsere Weiber sind faul und
verstehen nichts als kochen und das Land bestellen.
Nun werden die weißen Frauen sie lehren, schöne
Stoffe machen, und wir werden alle schöne Kleider
bekommené u. s. w. Nach ihrer Ankunft kamen ganze
Prozessionen, um die weißen Frauen anzustaunen,
und das Missionshaus ist von Neugierigen beständig
umlagert.“ Die Ankunft der Schwestern ist für die
blühende Mission einc unschätzbare Wohlthat.
Dem im Juniheft von „Afrika“ abgedruckten Ge-
schäftsberichte des Hauptvorstandes des evangelischen
Afrika-Vereins vom 10. Mai d. Is. entnehmen
wir Folgendes:
„Was die praktische Verwirklichung der Ziele des
Vereins angeht, so ist die Anlage einer Aufnahme-
stätte für befreite Sklaven in Ostafrika in bestimmte
Aussicht genommen. Es sind Unterhandlungen au-
gelnüpft, um den nöthigen Grundbesitz entweder im
Hinterlande von Dar-es-Saläm oder in Usambara
zu erwerben. Da bereits besondere Gelder für diesen
Zweck eingegangen sind, so steht zu erwarten, daß
dies Erstlingswerk des Vereins in nicht zu ferner
Zeit ausgeführt werden kann.
Ein weiteres Ziel, die Enisendung von Aerzten
in unsere Schutgebiele, ist in der Weise verfolgt
worden, daß zunächst einem jungen Mediziner durch
ein jährliches Stipendium von 600 Mark das Stu-
dium erleichtert wird, wofür sich derselbe verpflichtet
hat, nach Ablegung der Staatsprüfung im Dienste
unseres Vereins nach Afrika zu gehen. Außerdem
hat der rheinische Provinzialverband unseres Vereins
für die Einrichtung eines Krankenhauses in Tanga
400 Mark zur Verfügung gestellt. Ferner hat man
sein Augenmerk auf die Gründung bezw. Unterstützung
evangelischer Schulen in unserem Schutzgebicte ge-
richtet. Nach dieser Richtung ist gleichsalls insofern
ein Anfang gemacht, als der genannte Verband un-
seres Vereins für die Hottentottenschule in Berseba,
für die Herero= und Bergdamaraschule in Okombahe
je 300 Mark; für die deutsche Schule der Otyim-
bingue 1000 Mark und für eine Erziehungsanslalt
in Kamerun 300 Mark zur Verfügung gestellt hat.
Der evangelische Afrika-Verein hat es sich serner
zur Pflicht gemacht, für den Schuß der Eingeborenen
einzutreten. Er hat im vergangenen Jahre eine gut
besuchte Volksversammlung veranstaltet, auf welcher
Missionsinspeltor Merensky über „Die Sklaverei in
Afrika“, und der Generalsekretär des Vereins über
„Die Pflicht des Deutschen Reiches gegenüber der
Sklaverei in Afrika“ sprachen und welche einen höchst
befriedigenden Verlauf nahm. Weiter hat der Haupt-
vorstand im Interesse der Eingeborenen der deutsch-
ostafrikanischen Schutzgebiete den Erlaß wirksamer
Anordnungen gegen etwaige Uebergriffe von Beamten
und Privatpersonen bei dem Herrn Reichskanzler
beantragt und darauf eine sehr entgegenkommende
Erwiderung erhalten, welche wir wenigstens in ihren
einleitenden Worten wiedergeben:
„ Auf die Eingabe des evangelischen Afrika-Vereins
beehre ich mich ganz ergebenst zu erwidern, daß die