Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

darin sowie in den begleitenden beiden Artikeln der 
Zeitschrift „Afrika“ dargelegten menschenfreundlichen 
Anschanungen und Wünsche sich mit der von der 
Kaiserlichen Regierung von jeher vertretenen Aussassung 
über die Behandlung der Eingeborenen in unseren 
Schutgebieten fast in allen Punkten decken. 
Endlich hat der Hauptvorstand an den Reichstag 
eine Petition gerichtet, durch welche für den vor- 
liegenden Gesetzentwurf, betreffend die Bestrafung des 
Sklavenhandels, einige schärfere Bestimmungen ge- 
fordert werden. Hat diese Bitte auch bei der end- 
gültigen Fassung des Gesetzes keine Berücksichtigung 
gesunden, so ist die gegebene Anregung bei den Ver- 
handlungen doch nicht unbeachtet geblieben, und darf 
man hoffen, daß die Verwirklichung unserer Hoff- 
nungen und Wüünsche einer gelegeneren Zeit vor- 
behalten bleibt. 
Wenn nun bisher der Verein eine solche Aus- 
dehnung nicht erreicht hat, wie es wohl zu wünschen 
wäre, so darf doch gesagt werden, daß überall, wo 
nur immer Gelegenheit gewesen ist, dieselben darzu- 
legen, die Ziele des Vereins nicht nur Verständniß, 
sondern auch Theilnahme gefunden haben. So ist 
der rheinische Provinzialverband entstanden, ein Verein 
in Minden (Westfalen) und Mühlhausen (Thüringen) 
gegründet. So haben sich an verschiedenen Orten, 
z. B. Görlitz, Künzelsan, Ulm, Aalen, Metz u. A., 
eine Reihe von Mitgliedern zusammengesunden, wäh- 
rend sonst die Mitglieder im ganzen weiten Vater- 
lande, ja über seine Grenzen hinaus, selbst in England, 
Afrika, Amerika zerstreut wurden. Es ist daher 
Grund und Ursache zur Hoffnung vorhanden, daß 
der Verein stetig wachsen wird.“ 
Rus fremden Rolonien. 
Britisch-Ostafrika. 
Nach einer amtlichen Veröffentlichung der König- 
lich großbritannischen Regierung sind die Territorien, 
die zwischen Uganda und der Küste einerseits, dem 
Juba und der deutschen Sphäre andererseits liegen 
und bisher noch nicht unter britischem Proteltorat 
standen, darunter gestellt worden. 
Der bisherige englische Konsul in Sansibar Ernest 
Berkeley ist zum Kommissar und englischen General- 
konsul für Uganda ernannt worden und sollte Ende 
Juni nach seinem neuen Posten aufbrechen. Oberst 
Colville ist aus Gesundheitsrücksichten zurückgetreten. 
Mr. Berkeley gilt für einen guten Kenner von 
Britisch-Ostafrika. Er hat bereits unter Oberst Sir 
Evan Smith in Sansibar den Posten eines engli- 
schen Vizekonsuls versehen, wurde im Jahre 1891 
zum Konsul ernannt und trat dann kurze Zeit darauf 
in die Dienste der Britisch-Ostafrikanischen Gesellschaft 
über, bei der er juristische und Verwaltungsbefugnisse 
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ausübte. Demnächst begleitete er Sir Gerald Portal 
auf seiner Mission nach Uganda und wurde nach 
seiner Rückkehr von dort auf seine alte Stelle als 
Konsul in Sansibar zurückgesandt. Während seiner 
dortigen Thätigkeit hat er sich vorzugsweise mit der 
Bearbeitung auf Uganda bezüglicher Angelegenheiten 
befaßt. Mr. Berkeley wird auf seiner Reise nach 
Uganda von einem Mr. Pordage begleitet werden. 
Dieser steht seit zwei Jahren als Ingenieur in den 
Diensten der Regierung von Sansibar und scheint 
jetzt von der britischen Regierung übernommen wor- 
den zu sein. Er soll sofort nach seiner Ankunft in 
Uganda wieder umkehren, sich nach Kikuyo begeben, 
hier ein für den Victoriasee bestimmtes Dampfboot 
in Empfang nehmen und demnächst dessen Transport 
nach dem See leiten. Das Dampfboot soll bereits 
vor einigen Tagen aus England in Mombassa an- 
gekommen sein. 
In der Noyal Geographical Society hielt kürzlich 
Mr. Scott-Elliot einen Vortrag über eine von 
ihm nach dem Ruwenzorigebirge und dem Tanganyika= 
see unternommene Reise. 
Von Interesse ist, daß nach- den Wahrnehmungen 
des Reisenden der Kagera jedenfalls von Bagafu 
aus, wahrscheinlich aber schon von einem Punkte 
60 Meilen nördlich vom Tanganyikasee aus für 
Boote und kleine Dampsschiffe schiffbar ist und damit 
eine direkte und bequeme Verbindung zwischen dem 
Tanganyikasee einerseits und dem Albert Edwardsee 
und dem Victoria Nyanzasec andererseits herstellt. 
Stellen sich diese Beobachtungen als richtig heraus, 
so würde ein billiger Transportweg vom Zambesi 
nach dem Victoriasee vorhanden sein. Denn der 
Transport würde nur bei den Schirefällen eine Strecke 
zu Lande von 100 Meilen, ferner den Stevensonweg 
von 240 Meilen und vom Tanganyika bis zum 
Kagera 60 Meilen, insgesammt also 400 Meilen, zu 
Lande zurückzulegen haben, im Uebrigen aber die 
Wasserläufe benußen können. 
Stanley, der dem Vortrag beiwohnte, sprach 
dem Redner zwar seine Anerkennung aus, hielt aber 
im englischen Interesse es für besser, die Verbindung 
des Victoriasees mit der Küste durch eine Eisenbahn 
nach Mombassa herzustellen, da der von Scott- 
Elliot geschilderte Transportweg nur zum kleinsten 
Theile britisches Gebiet berühre. 
Produktion von Alobfaser und sonstigen indischen 
Hanssorten sowie Dandel mit diesen Produkten.“) 
Indien ist, wie auch andere Tropenländer, sehr 
reich an Faser liesernden Pflanzen, die aber zum 
hrößten Theil nur wild wachsen und wirthschaftlich 
auch im Lande selbst noch wenig oder gar nicht aus- 
genutzt werden. Zu diesen Pflanzen gehören auch 
die „Alos-Hanf“ liefernden Agavearten, namentlich 
*) Deutsches Handels-Archiv 1895, S. 224 ff. 
 
	        
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