Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Hiernach haben im Jahre 1894 die Handels- 
beziehungen zwischen Deutschland und Calcutta auch 
binsichtlich der Einfuhr, ganz abgesehen von den 
beiden Massenartikeln Zucker und Salz, wiederum 
an Ausdehnung gewonnen. 
Die Einfuhr von Salz und Zucker betrug: 
1894 1893 1892 
erth: Rupien 
Salz 1 019 697 328 477 725222 
Zucker 339 518 88 486 187 321 
Ein großer Theil von deutschen Waaren wird 
über Triest und Antwerpen verschifft und in den 
Zolllisten nicht als Waaren deutschen Ursprungs 
aufgeführt. 
Salz. Die hohen Preise, die Ansang des Jahres 
1894 infolge geringer Zufuhren in Calcutta herrsch- 
ten, gaben sofort Anlaß zu bedeutenden Verschiffungen 
nach Calcutta. Von Hamburg allein wurden direkt 
eingeführt 59 369 Tonn. gegen 16773 im Jahre 1893. 
Infolge dieser großen Verschiffungen wurde der 
Markt ganz bedeutend überführt, so daß in den Zoll- 
lagern von Calcutta kein Naum mehr zu finden war. 
Von dem eingeführten deutschen Salz liegt noch 
ungefähr ein Drittel unverkauft da, und die einfache 
Folgerung ist, daß sich im laufenden Jahre die Zu- 
fuhren entsprechend verlleinern werden. 
Zucker. Nachdem in der Saison 1893/94 die 
Ausfuhr von Rübenzucker infolge der billigeren Preise 
von einheimischem Fabrikat gänzlich stockte, hat der 
außerordentliche Preisfall der europäischen Ernte des 
Jahres 1894 wieder eine Aufnahme der Geschäfte im 
Herbst letzten Jahres ermöglicht. Aller Aussicht nach 
wird auch in diesem Jahre ein Geschäft zu machen 
sein, vorausgesetzt, daß die Preise sich niedrig halten. 
Was Wollen= und andere Manufaktur- 
waaren betrifft, so war die Saison 1894 eine un- 
befriedigende, und ein ziemlicher Theil der eingeführten 
Waaren konnte mangels Nachfrage nicht verkauft 
werden. 
Die Einfuhr von Stahl aus Deutschland zeigt 
eine bedeutende Zunahme, ebenso die von Spiri- 
tuosen. 
Die in der Einfuhrtabelle ausgeführten (über 
Hamburg eingeführten) Zündhölzer sind meisten- 
theils schwedischen Ursprungs. 
Deutsche Anilinfarben werden größtentheils 
über Antwerpen verschisst, und der Werth der in 
Calcutta eingeführten Fabrikate dürfte sich auf min- 
destens 200 000 Rupien siellen. 
Die anderen Einfuhrartikel bieten zu keiner be- 
sonderen Bemerkung Anlaß; die Einfuhr der meisten 
von ihnen hat trotß der allgemeinen schlechten Geschäfts- 
lage eine Zunahme aufzuweisen. 
Ausfuhr. 
Für die wichtigsten Handelsartikel Calcuttas stellt 
sich die Ausfuhr, wie folgt: 
Jute. Im Gegensaß zu der Ernte des Jahres 
1893/94, die in Qualität sowohl als in Quantität 
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unbefriedigend ausfiel, kann die Ernte des Jahres 
1894/95 mit einem muthmaßlichen Ertrage von 
5000000 Ballen gegen 4200,000 Ballen im Jahre 
1893/94 als eine gute bezeichnet werden. Ja, es 
hat sich sogar die allgemeine Annahme, daß man es 
in dieser Saison mit einer Ernte von außerordent- 
licher, noch nie dagewesener Größe zu thun haben 
würde, bis jetzt nicht als unrichtig erwiesen, dagegen 
sind die Erwartungen, die an ihre Qualität gelnüpft 
wurden, nicht ganz in Erfüllung gegangen. 
Nach dem schlechten Quantitätsausfall der Ernte 
1893/94 fanden allerdings die neuen Verschiffungen 
im Allgemeinen Zufriedenheit bei den Konsumenten, 
besonders da die Waare ziemlich trocken und wenig 
„heart damage“ vorkam, auch wesentliche Gewichts- 
verluste nicht festgestellt wurden, dagegen soll wenig 
feine Jute vorhanden sein. 
Die Gesammtverschiffungen der letzten Saison 
vergleichen sich mit den vorhergehenden Jahren, 
wie folgt: 
Es wurden verschifft: 
Vom bis 
1. August 31. Jan. 
894 1895. 2527 562 Ballen 
1893 1894 1 820 8 - 
1892 1893 2 436 "7 - 
Davon fallen auf: 
1894/95 
18004 1892/93 
i 
Ballen Vallen Valler 
London . 374791 365 673 353 306 
und 860 639 708 475 1.006 458 
das Frun. von Gureaa 792 060 448762 554 981 
andere Häfen 8 6405 91697 13019 
Zusammen auf Enropa 2036 185 1 614 607 1927 764 
Die Verschifsungen nach Hamburg betrugen bis 
31. Januar 1895 419 858 Ballen gegen 221 980 
Ballen im Jahre 1893/94; nach Bremen im Jahre 
1894/95 52 660 Ballen gegen 27 783 Ballen im 
Jahre 1893/94, sind also in beiden Fällen beinahe 
um das Doppelte gestiegen. 
Intesäcke. Verglichen mit dem Jahre 1893 
blieb die Gesammtausfuhr von Jutesäcken aus Calentta 
bis auf einige Tausend Stücke dieselbe. Das Absatz- 
gebiet hat sich dagegen in ganz bedeutender Weise 
geändert. 
Es wurden ausgeführt: 
4% 4 15 
Stü 
Ueberhaupt. ur- 0. 552 171 821 249 160 24 425 
Davon nach: 
Großbritannien 
27 341 154 19353 638 22 3126630 
Hamburg 1 730 600 1 451 500 1 733050 
Die Ausfuhr von Säcken nach europäischen Häfen 
hat bedeutend zugenommen und läßt auf die That- 
sache schließen, daß die indischen Spinnereien unter 
vortheilhafteren Bedingungen liefern können, als die 
europäischen dies thun. Hamburg hat im Berichts- 
jahre etwa 300 000 Säcke mehr als im Jahre 1893 
bezogen, die Ausfuhr nach Hamburg beziffert sich auf 
ungefähr die Hälfte der Gesammtansfuhr nach dem 
Festlande von Europa.
	        
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