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einer Station in einer gesunderen Gegend nöthig
werden wird. Ueber den Ort, wo die künftige Sta-
tion angelegt werden soll, wird der jetzige Gouver=
neur Major v. Wissmann zu entscheiden haben.
Daß auch aus militärischen und politischen Grün-
den eine Verlegung der Station von Ulanga nöthig
ist, geht aus folgenden Meldungen des Stations-
vorstehers Lientenants v. Kleist hervor:
„Der Oberhäuptling der Wahehe (Mkwawa) hat
vor etwa zwei Monaten von Ubena aus den Versuch
gemacht, mit Shabruma ein Bündniß zu schließen,
ist aber von den Lupembe= und Mbejeraleuten (le-
tere wohnen westlich von Lupembec) daran verhindert
worden, da sie seine Gesandtschaft nicht durch ihr
Gebiet ließen.
Bei dieser Gelegenheit ist der Jumbe Massalike,
welcher am Gunameberg wohnt, von den Wahehes
ausgeraubt worden. Derselbe untersteht Kiwangas
(des uns befreundeten Mahenge-Sultans) Einfluß
und ist wahrscheinlich überfallen worden, weil er die
deutsche Flagge angenommen hat.
Auf einen Widerstand der Lupembe= und Mbe-
jeraleute dem Mkwawa gegenüber ist nur in diesem
Jahre zu rechnen. Mkwawa ist augenblicklich nicht
in der Lage, größere Massen seiner Leute zu sammeln,
da er infolge der Wahehe-Expedition im vorigen
Jahre wenig Lebensmittel besistzt. Im nächsten Jahre
wird er voraussichtlich dieses aber wieder vermögen,
und es liegt dann die Gefahr nahe, daß er die
Lupembe= und Mbejeraleute unterwirft und mit
Shabruma ein Bündniß schließt, dessen Folgen gar
nicht abzusehen sind.
Die Mafiti sind, seitdem auch Pepo um Frieden
gebeten hat, beruhigt und treiben Ackerbau und
Handel. Die Leute, welche in der Gegend der
Sarangakette und des Gunameberges wohnen, stehen
unter Kiwangas Einfluß.
Nach Erkundigungen soll ein guter Karawanen-
weg von Kungulio — rechtes Rusitji-Ufer —, Mtschon-
gotschogotscho nach Ulanga oder durch Upogoro nach
dem Mpanga führen, der, sobald es möglich, rekognos-
zirt werden soll. Sollte dieser Weg für Karawanen
nicht gangbar sein, so müßte in Ulanga oder besser
noch in Ngahoma ein Fährposten in der Stärle von
1 Europäer, 1 Schausch und 12 Askaris mit drei-
monatlicher Ablösung bleiben.
Eine Verlegung der Station nach dem Shabruma=
gebiet halte ich nicht für geboten, da ich glaube, daß
Shabruma nur in der Hoffnung auf ein Bündniß
mit Mkwawa die Verhandlungen mit der Station
abgebrochen hat. Sobald ihm diese Möglichkeit ge-
nommen ist, wird er voraussichtlich bereit sein, sich
zu unterwerfen.
Vom 4. bis 21. Mai habe ich mit Arzt Arning
eine Rekognoszirung nach den Kisakkabergen, Land-
schaft Luli, Muhanga, Sorawaga, Ide bis Tundo,
behufs Auswahl eines Platzes für eine Station unter-
nommen und dabei gesundheitlich wesentlich bessere
Plätze gefunden; jedoch liegen dieselben alle so, daß
eine Vereinigung Mkwawas mit Shabruma ebenso-
wenig wie von hier aus verhindert werden kann.
Für Letzteres wärc eine Station im Mpangagebiet
am geeignetsten, von welcher auch ein Einfluß auf
die Masiti ebenso wie von Ulanga aus ausgeübt
werden könnte.
Ich halte daher die Verlegung der Station an
den Mpanga, etwa da, wo der Name „Mpanga“
auf der Namsayschen Karte steht, schon in diesem
Jahre für unbedingt nothwendig, damit Mkwawa
nicht erst wieder zu Kräften kommt, und will, sobald
das Wasser gefallen ist, mich nach einem guten
Plaß für eine Station am Mpanga umsehen.“
Auch aus Mpwapwa ist ein Bericht eingetroffen,
daß Nondoa= und Korkowahehes sich am Ruhaha
fünf Tagemärsche südlich von Mpwapwa festgesetzt
haben und die Unterwerfung verweigern.
Die deutsche Schule in Tanga in der Seit vom
J. Juni 1894 bis zum J. Juni 1895.
Die Anzahl der Schüler belrug während des
verflossenen Schuljahres durchschnittlich 50, von denen
7 der ersten, die anderen der zweiten (jüngeren)
Schülerabtheilung angehörten.
Ihrer Nationalität nach waren elwa zwei Drittel
Wasuaheli, ein Drittel Indier. Da der Lehrer
Barth, der zwei Jahre hindurch die hiesige Schule
geleitet hatte, am 10. November 1894 nach Europa
zurückkehrte, so wurde Anfang Dezember der ehe-
malige Lehrer Gilcher mit der vorläufigen Weiter-
führung der Schule betraut, bis am Schluß des
Schuljahres, am 14. Mai 1895, der am Orienta-
lischen Seminar vorgebildete Lehrer Blank die
Leitung der Schule übernahm.
Der Lehrsloff war folgender:
Im Deutschen wurden im Anschluß an den
Anschauungsunterricht kleine Aufsätze über Thiere,
Hausgeräthe u. s. w. gefertigt und die Kinder an-
geleitct, in wechselseitigem Fragen und Antworten
über das Gesehenc Auskunft zu geben.
Lesen. Die meisten Kinder wurden so weit ge-
fördert, daß sie zusammenhängende Stücke in latei-
nischer Schreib= und Druckschrift (aus dem Suaheli-
Phrase-Book) lesen und den Lesestoff nach Diktat
wiedergeben konnten.
Rechnen. Addiren und Subtrahiren ein= und
mehrstelliger Zahlen, das kleine Einmaleins und
Dividiren im Zahlenkreise 1 bis 100.
Singen. Imbeni chezeni, nalikuwana-
mwenzangu, akdja myuni, Heil dir im Sieger-
kranz (deutsch).
Turnen. Turnspiele: Jagd, Post, schwarzer
Mann, Königsball u. A.
Neuerdiugs wird in der Schule auch ein Kursus
in deutscher Sprache für die in der Zollverwaltung
angestellten Goanesen und Inder abgehalten.