Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

rollende Herero. Kurz und gut ein reines Babylon, 
was die Sprachen betrifft. 
Endlich war der festliche Tag angebrochen, und 
bald sah man die festlich gelleidete Menge dem 
Schullokale zuströmen, in dem bis dahin die Gottes- 
dienste abgehalten wurden. Hier hielt Missionar 
Fenchel die Abschiedsrede, dann sand der Zug zur 
neuen Kirche statt. Vorauf zog die Schuljugend 
unter Leitung sämmtlicher Schulmeister des Nama- 
landes, dann folgte ein Maurer (ein Nama) mit dem 
Schlüssel zum nenen Gotteshause; hieran schlossen 
sich nach der Reihe: 1. die Missionare mit den hei- 
ligen Gesäßen, 2. die deutschen Beamten, 3. die 
Damen der Europäer, 4. das Militär (etwa 60 Mann), 
5. die weißen Herren und schließlich 6. die Nama- 
gemeinde. Nachdem der Missionssuperintendent 
Hegner mit einem Segenswunsch dem Stations- 
missionar den Schlüssel überreicht hatie, erschloß 
dieser das Gotteshaus im Namen des dreieinigen 
Gottes, worauf die Festversammlung unter Gesang 
Einzug hielt. Es solgte nun Weihrede und Fest- 
predigt; die Kirche, die wohl über 600 Zuhörer 
faßt, war gedrängt voll, ja Viele mußten noch außer- 
halb des Gotteshauses stehen bleiben. Die Kirche 
war mit Palmzweigen und Kränzen geschmückt, die- 
selbe ist etwa 90 Fuß lang und über 30 Fuß breit, 
der Thurm ist ungefähr 100 Fuß hoch. Die ganze 
Kirche ist aus Bruchsteinen gebaut und zwar unter 
Anleitung von Missionar Feuchel, nur mit Hülfe 
von Eingeborenen. Die schmucke Kirche ist nun eine 
Zierde für die ganze Station, möge sie auch eine 
Segensstätle sein für Weiße und Eingeborene. Am 
Festtag Nachmittag fanden noch kurze Ansprachen 
aller Missionare (7) statt. Aus dem erstatteten Bau- 
bericht vernahmen wir, daß die Kirche über 1000 Pfd. 
Sterl. gelostet hat, wovon noch etwa 600 Pfd. Sterl. 
zu decken sind. 
Ueber den Stand der Stationen der Rheinischen 
Mission im Jahre 1894 enthält der eben erschienene 
65. Jahresbericht folgende Angaben: 
Im Namagqualande werden neun Missionsstationen 
und drei Außenstationen; unter den Hereros zehn 
Haupt= und neun Außenstationen; bei den Ovambos 
zwei Stationen unterhalten. Es sind im Ganzen 
22 Missionare in Südwestafrika thälig. Einen be- 
dauerlichen Verlust erlitt die Mission im März d. Is. 
durch den plötzlichen Tod des jugendlichen Missionars 
Rust in Gochas. 
In Neu-Guinea unterhält die Gesellschaft drei 
Stationen, auf denen sechs Missionare thätig sind. 
Ein siebenter befindet sich auf der Reise nach dem 
Schutzgebiete und ein weiterer wird noch in diesem 
Jahre dahin abgehen. 
Die Ausgaben der Mission für Südwestafrika 
beliefen sich 1894 auf 81265, für Neu-Guinea auf 
16 349 Mark. 
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Die evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft in 
Leipzig, welche kurz nach der Besiegung Melis in 
Moschi am Kilimandjaro auf dem früher von der 
englischen Mission innegehabten Grundstück eine Nie- 
derlassung begründet und mit mehreren Missionaren 
besetzt hatte, hat in diesem Monat wieder zwei Brüder 
dorthin abgeordnet. Die Namen derselben sind 
Ewald Ovis und Karl Segebrock, Beides Deutsch- 
Russen. 
Dem einundsiebzigsten Jahresberichte der Gesell- 
schaft zur Beförderung der evangelischen Missionen 
unter den Heiden entnehmen wir Folgendes über die 
in sehr erfreulicher Entwickelung begriffene Mission 
im Kondelande (Deutsch-Ostafrika): 
„Troß aller Schwierigkeiten, die zu überwinden 
waren, krotz aller Befürchtungen, die deshalb immer 
wieder auftauchen, hat sich unser Werk im Kondelande 
ausdehnen und tiefere Wurzeln schlagen können. 
Demüthig müssen wir vor Allem dafür danken, daß 
unsere Brüder dort noch alle in Arbeit stehen, daß 
keiner abgerufen wurde oder ausscheiden mußte, ob- 
wohl einige von ihnen an der gefährlichen (perniziösen) 
Art des Malariafiebers erkrankten. Neben Wange- 
mannshöh und Ikombe, die tiefer liegen, haben wir 
die beiden sast 5000 Fuß hoch gelegenen Gebirgs- 
stationen Manow und Muakareri, wo die Lust gesund 
ist, und wo deshalb die Missionare, wenn sie im 
Tieflande erkrankten, immer wieder verhältnißmäßig 
schnell Besserung und Kräftigung fanden. Wie sehr 
wir Ursache haben, dem Herrn dafür zu danken, daß 
unsere Arbeiterschaar am Nyassa noch keinen Verlust 
durch den Tod erlikten hat, lehrt ein Blick auf die 
englischen Missionen in den benachbarten Gebieten. 
Die Schotten haben mehrere ihre Arbeiter verloren, 
seit wir am Nyassa sind, und eine Expedition der 
Universitäten-Mission, die eben so viele Mitglieder 
zählte als unsere HAyassa- Expedition, ist vollständig 
gescheitert. Im Juni 1893 traf Bischof Hornby 
—8 sieben Missionaren am See ein; nach Jahresfrist 
waren von denen drei gestorben, und die Uebrig- 
gebliebenen kehrten siech mit ihrem Führer nach 
England zurück, und im letzten Jannar slarb ein 
Lehrer in Likoma, der nur 19 Monate dort gear- 
beitet hatte.“ 
„Die deutsche Oberherrschaft ist in unserem Gebiet 
mit Vorsicht und mit Milde aufgetreten. Wenn es 
auch nöthig war, gegen einige widerspenstige kleinere 
Störenfriede Gewalt anzuwenden, so wurde doch auch 
in solchen Fällen mit Mäßigung verfahren, und der 
Besitz der Konde ist von unseren Landsleuten nicht 
angetastet worden. Unterdrückte haben durch sie 
Schutz gefunden; so zogen Bakinga vom Gebirge in 
die Ebene herab, und Bakessi (Fischer) zogen vom 
Süden her in die Nähe der am See gelegenen 
Stationen. 
Was die einzelnen Stationen betrifft, so sind in 
der ältesten, Wangemannshöh, hute und gesunde 
Wohnhäuser errichtet und ein Gotteshaus im Novem-
	        
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