Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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ber 1893 cingeweiht worden. Das Seelsorgewerk 
unter den Eingeborenen nimmt einen guten Fortgang, 
doch treten auch zuweilen Rückschläge ein.“ 
„Die Sklaven, welche durch den Stationshaupt- 
mann von Langenburg befreit und unseren Brüdern 
überwiesen wurden, sind mit Liebe und Erbarmen 
behandelt worden, haben aber viele Noth gemacht. 
Auf Wangemannshöh blieben die elendesten, die kör- 
perlich und geistig verwahrlost waren. Lügen und 
Stehlen war bei ihnen eingewurzelt, und die größte 
Unreinlichkeit war ihnen Gewohnheit. 
In der hochgelegenen Gesundheitsstation Manow 
ist am 2. September v. Is. eine Kirche eingeweiht 
worden. 
Auch auf Muakareri haben verschiedene Missio- 
nare gearbeitet. Die Missionare Bunk und Hübner 
waren hier stationirk, traten aber zeitweilig in die 
Arbeit ein auf Wangemannshöh, während die Missio- 
nare Nauhaus und Wolff sich wieder in der 
herrlichen Luft der Gebirgsstation erholten. Die 
Missionare hatten noch mit Ausbau des großen 
Wohnhauses und dem Bau der Kirche zu thun. 
Letztere ist als Fachwerk errichtet, auch wurde eine 
Holzbrücke über den vor der Station fließenden 
Muatessifluß gebaut. Auch Gärten wurden angelegt, 
und, wie das im Kondelande selbstverständlich ist, 
eine Bananenpflanzung. Es wird von gutem Ertrage 
des Kartoffelfeldes berichtet, so daß die Missionare 
weniger als früher in Bezug auf Beschaffung von 
Nahrungsmitteln von den Eingeborenen abhängig 
waren. Gepredigt wurde, wenn es anging, am 
Sonntage auf dem Platz und in der Nähe auf einem 
Dorfe; 30 bis 50 fanden sich gewöhnlich zum Gottes- 
dienste ein; freilich kamen die Leute wohl meist, um 
sich den Missionaren gefällig zu erweisen. Auch mit 
den Arbeitern wurden Andachten gehalten. Von 
diesen Arbeitern meldeten sich vom Juni bis Oktober 
sechs zum Unterricht, bei dem sie große Aufmerlsam- 
leit zeigten. Das Weihnachtsfest konnte in der neuen 
Kirche gefeiert werden. 
Auch über die Arbeit auf der Seestation Jkombe 
ist Erfreuliches zu berichten. Missionar Grieguszies 
erkrankte einmal gefährlich; er hatte sich bei der 
Ueberführung eines großen Kanus von der Baustelle 
nach dem Rufiriofluß zu viel gethan. Nachdem er 
in Manow Erholung gesucht und wieder nach Ikombe 
zurückgekehrt war, ist er von hier dauernd durch 
Missionar Nauhaus abgelöst worden. Missionar 
Schüler erfreute sich einer guten Gesundheit. Die 
Halbinsel, auf der die Station liegt, ist nicht frucht- 
bar, doch aber wurden 300 Bananen gepflanzt sowie 
Ananas und Melonenbäume, auch ein Batatengarten 
wurde angelegt. Außerdem beschäftigte die Missionare 
der Bau eines Hafens, der viele Kosten machte und 
ihre Zeit und Kraft sehr in Anspruch nahm. 
Beim Bau der größeren südlichen Mole sind 
1200 Kubikmeter, bei dem der kleineren nördlichen 
Mole 400 Kubikmeter Steine verwendet worden. 
Die Bakessi, d. h. Kanulente, die hier am See woh- 
  
neu, sind ärmer und weniger stolz und thatkräftig 
als die Konde, sie betreiben auch nur wenig Ackerbau 
und verwenden auf die Errichtung von Häusern ge- 
ringe Sorgfalt. Auch auf dieser Station hat die 
Liebe, mit welcher die Brüder sich der Kranken an- 
nahmen, viel dazu beigetragen, daß das Volk zu ihnen 
Zutrauen faßte, hatte doch Missionar Schüler im 
April täglich an 100 Leidende in Behandlung. Das 
Evangelium wurde nicht nur auf Ikombe, wo sich 
durchschnittlich 100 Hörer sammelten, sondern auch 
auf der Halbinsel Kanda und auf anderen Predigt- 
plätzen an den Ufern des Sees verkündigt. Auf der 
Halbinsel ist der Sitz eines Priesters, des Muakin- 
jassa, der auch heilige Rinder hütet. Sein Ansehen 
ist im Schwinden, wie das Volk überhaupt nur lose 
an seinem Aberglauben zu hängen scheint. Ein Mann 
Muanjabaras mit Namen Guabaramira zeugt vor 
seinen Landsleuten vom wahren Gott, und eine kleine 
Anzahl von Leuten erhält besondere und eingehende 
Unterweisung. 
Da das Stahlboot „Paulus“ im Februar d. Is. 
glücklich auf Jkombe angelangt ist, werden die Brüder 
jetzt leichter als früher die am See gelegenen Dörfer 
besuchen können. 
Eine Stunde südlich von Ikombe erstreckt sich die 
Halbinsel Rumbira in den See, auf welcher die 
deutsche Militärstation Langenburg liegt. Mit den 
dort wohnenden Beamten unterhielten die Missionare 
freundlichen Verkehr und fanden in Bezug auf et- 
waige Wünsche stets freundliches Entgegenkommen. 
Mit den ebenfalls im Kondelande wirkenden 
Missionaren der Brüdergemeinde wurde in einträch- 
tiger und freundschaftlicher Weise verkehrt und wich- 
tige Fragen in gemeinsamem Einverständniß behandelt.“ 
Die Sammlumg der gemäß des Artikels 82 der 
Brüsseler Generalakte bei dem Brüsseler Internatio- 
nalen Büreau eingegangenen, auf die Unterdrückung 
des Sklavenhandels und die Verhinderung des Waffen- 
und Spirituosenvertriebes bezüglichen Urkunden ist in 
diesem Jahre in zwei Theilen veröffentlicht worden, 
wovon nunmehr auch der zweite erschienen ist. 
Die beiden Theile enthalten eine Reihe von Ge- 
setzen, Verordnungen, Berichten und statistischen Mit- 
theilungen folgender Mächte: Deutschland, England, 
Kongo-Freistaat, Frankreich, Jtalien und Türkei. 
Von deutscher Seite ist eine Verordnung des 
Kaiserlichen Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika vom 
25. Mai 1894 abgedruckt, durch welche eine frühere 
Verordnung vom 9. Juli 1892 über die Einfuhr von 
Feuerwafsen abgeändert und ergänzt wird. Ferner 
eine Statistik von Sklavenbefreiungen und eine Sta- 
tistik der wegen Sklavenhandels und Sklavenraubes 
im deutsch-ostafrikanischen Schutzgebiete verhängten 
Strafen. Endlich eine Verordnung des Gonverneurs 
vom 14. Februar 1894, welche den Verkauf geistiger 
Getränke regelt und den Vertrieb derselben an Ein- 
geborene unter schwere Strafen siellt.
	        
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