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„Karl Woermann“ zu helfen. Der Landungsagent
Koch hatte die Bitte unterstützt, und mit Rücksicht
auf die oft bewiesene Geschicklichkeit der Matrosen
war ihnen die Erlaubniß ertheilt worden. Das Boot
legte die erste Fahrt nach dem Dampfer und zurück
glatt zurück, ohne einen Tropsen Wasser zu erhalten.
Bei der zweiten Fahrt, wo das Boot nur halbe
Ladung hatte, schlug eine Welle das Boot von hinten
voll Wasser. Die darin befindlichen Fässer schwammen
heraus und Obermaat Schlüter mit zwei Matrosen
wurden herausgeschleudert. Sie schwammen wieder
ins Boot, und die Mannschaft versuchte es ans Land
zu bringen. Da sie aber die Riemen nicht rechtzeitig
fassen konnte, kam das Boot quer vor den nächsten
Brecher und kenterte. Drei der Leute versuchten auf
Fässern ans Land zu schwimmen. Die drei anderen
hielten sich auf dem Boot, bis eine Welle sie herab-
spülte. Nur einer von ihnen, der Gefreite Becker,
welcher einen Matrosen vertreten hatte, erreichte
schwimmend das Land. Alle Versuche von dort wie
vom Meere aus, die Leute zu retten, waren leider
vergeblich. Die fünf Leute sind in ihrem Berufe
ehrenvoll gestorben.
KHus dem Bereiche der Missivnen und
der Antistlaverei-Bewegung.
Der Centralvorstand des Afrikavereins deutscher
Katholiken beschloß, eine Summe von 87 000 Mark
unter Berücksichtigung der früher bereits bewilligten
Zuwendungen an die in Deutsch-Afrika thätigen
Missionsgenossenschaften zu vertheilen, und zwar an
die Väter vom heiligen Geist, die Benediktiner, die
Weißen VBäter, die Pallotiner, die Väter vom gött-
lichen Worte je 15 000 Mark, ferner zur Ausbildung
deutscher Missionare 12000 Mark.
In Tanga fand am ersten Osterfeiertage die Taufe
von sechs Erwachsenen statt. In Hohenfriedeberg
stehen wieder vier Personen im Taufunterricht. Am
15. Mai ist auf den Stationen Hohenfriedeberg,
Bethel und Wuga ein Erdbeben bemerkt worden.
Es waren drei heftige Stöße, die gegen Morgen
eintraten. r
Zum Nachfolger des Bischofs der Universitälen-
Mission im Nyassaland Hornby, der im vorigen
Jahre sein Amt niedergelegt hat, ist Archidiakon
Chauncy Maples, der seit 1876 in Afrika thätig
ist, ausersehen worden.
Der Stationsvorsteher von Misahöhe, Baumann,
hat die Missionsstation Ho besucht. Die Missionare
Spieth und Innes waren abwesend, aber der
Missionar Diehl zufällig dort. Baumann hat,
nach dem „Monatsblatt der Norddentschen Mission“,
dem König von Ho befohlen, die Wege zu machen,
und die von den Missionaren gemachten als Muster
hingestellt. Auch zum Besuch von Kirche und Schule
hat er ermuntert. Mit Missionar Diehl hat er
ein kleines Observatorium auf der Station errichtet.
Missionar Diehl hat es übernommen, Bemerkungen
über die Witterung auszuzeichnen.
Se. Eminenz Kardinal Ledochowski, der Prä-
fekt der Propaganda in Rom, feierte am 13. Juli
sein goldenes Priesterjubiläum.
Nach den „Berichten der Rheinischen Missions-
gesellschaft“" zu Barmen haben sich im südlichen Theile
Südwestafrikas die Gemüther nach Besiegung Hendrik
Witboois beruhigt. Von besonders gutem Erfolge
war der Besuch des Landeshauptmanns Ende Fe-
bruar d. Is. Von der Zeit an sind die umher-
schwirrenden Gerüchte, als ob die Deutschen gegen
die Eingeborenen irgend ein Unheil im Schilde führten,
verstummt und ein Geist des Friedens hält nach und
nach seinen Einzug. Der lang anhaltenden Dürre
wegen, durch welche viele Stationsbewohner mit
ihren Viehposten ins Außenfeld getrieben wurden,
war der Kirchen= und Schulbesuch im verflossenen
Konferenzjahre in Warmbad ein schwacher, doch mit
der Regenzeit füllte sich die Station wieder. Bruder
Wandres konnte auch mit der Arbeit unter den im
Warmbadschen Gebiete ansässigen holländischen Buren
einen Anfang machen. Ende Jannar wurden zehn
jüngere Glieder dieser Einwanderer konfirmirt.
In der Gemeinde Bethanien macht sich ein an-
erkennenswerthes Bestreben geltend, die Trunksucht
fern zu halten. Eine große Anzahl Gemeindeglieder
hat bei dem Herrn Landeshauptmann eine Petition
eingereicht, in der sic denselben gebeten haben, den
Verkauf von Spirituosen an Eingeborene gänzlich zu
verbicten. Am 21. April kam dann auch eine Ver-
ordnung von Windhoek, in der den Händlern verboten
wurde, fernerhin an Eingeborenc geistige Getränke
zu verkaufen oder zu verschenken. Jeder, der weiß,
welche Verwüstungen der Branntwein unter den
Eingeborenen Afrikas anrichten kann, wird diese Ver-
ordnung der deutschen Behörde nur mit Dank und
Freude begrüßen. Die Gottesdienste wurden stets
gut besucht. Dagegen war der Schulbesuch in den
Monaten Juli bis Oktober 1894 sehr schwach, weil
viele Kinder von den Eltern auf die Außenposten
geschickt waren. Seit Ende März d. Is. hat der
Schulbesuch auch dadurch sich wieder gehoben, daß
die Witkams, ein Theil des auf Bethanien wohnen-
den Stammes, die sich Hendrik Witbooi angeschlossen
hatten, zurückgekechrt sind. Am 28. April wurden
12 Personen konfirmirt und 22 durch die Taufe der
Gemeinde einverleibt.
Die in Keetmanshoop erbaute neue Kirche besitzt
einen 100 Fuß hohen Thurm und hat im Innern
auch eine Galerie, so daß sie ungefüähr 1000 Menschen
fassen kann. Es ist dadurch die Möglichkeit gegeben,
daß die Europäer und die Namagemeinde sich zu-