Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

RAus fremden Kolonien. 
Lundadistrikt. 
Unter dem Namen Lundadistrikt ist im Osten 
Angolas von der portugiesischen Regierung ein neuer 
Verwaltungsbezirk gegründet worden. Vorläufiger 
Regierungssitz ist Capenda Canenlamba, östlich vom 
Cuango auf 9° südl. Breite. Es ist ein Gouverneur 
und eine Kompagnie Soldaten dafür ausersehen; 
auch sollen eine Schule, Krankenhaus und Wetter- 
warte erbaut werden. Kaufleute, die dorkhin Handel 
treiben, erhalten eine Ermäßigung von 50 pCt. des 
Zolles. Für die Einrichtungskosten sind 100 Kontos 
(etwa 400 000 Mark) angewiesen. 
Daussteuer in Angola. 
In Angola ist eine Haussteuer eingeführt wor- 
den, die für Loanda, Benguela, Mossamedes und 
Ambriz 1000 Reis (etwa 4 Mark), für die anderen 
Ortschaften 500 Reis beträgt. 
Verschiedene Wittheilungen. 
Ueber Tabora. 
Einem in „Unter dem rothen Kreuz“ abgedruckten 
Privatbriefe entnehmen wir: 
„Wollen Sie den Gesammtcharakter Taboras 
sich vorstellen, so denken Sie sich am besten einen 
Suppenteller, dessen Mitte die Stadt ist, während 
mäßig hohe Berge und Hügelketten den Rand ab- 
geben. All das Wasser nun, das sich während der 
sechsmonatigen Regenzeit auf Berg und Hihgel 
niederschlägt, läuft in Tabora zusammen, so daß der 
Boden für Reis und sonstige Sumpfkulturen ganz 
vorzüglich geeignet ist, daneben aber natürlich auch 
den unverwüstlichsten Fieber= und Malariaherd ab- 
giebt. Es ist einfach unglaublich, was für Stellen 
sich die Araber immer zu ihren Städtegründungen 
ausgesucht haben; mit geradezu rührender Sorgsalt 
bevorzugten sie siets nur die ungesundesten Gegenden 
für diesen Zweck. Und doch ist troß all seiner Ge- 
fährlichkeit damit Tabora schließlich ein großer Platz 
von 15 000 bis 20 000 Einwohnern geworden. — 
Die Fruchtbarkeit ist natürlich nicht hinwegzuleugnen; 
in den Gemüsegärten der Kaiserlichen Station sehen 
wir sämmtliche europäischen Gartenfrüchte, auch vor- 
züglichen Blumenkohl, Erbsen, Salate, Suppenkränter 
u. s. w., und soll dieser Frucht= und Gemüsereichthum 
das ganze Jahr hindurch der gleiche sein, ebenso wie 
es nie an Eiern, an Milch, Butter und Käse Mangel 
geben soll, was leicht zu glauben ist. Besitzt doch 
die Station eine Herde von mehreren Hundert Kühen 
sowie über 300 Schafe und Ziegen. Die Vieh- 
wirthschaft wird in einem Vorwerk mit dem schönen 
Namen „AUleia“ betrieben, und eine hanze Hirten- 
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familie vom Stamme des hierzu besonders veranlagten 
Hirtenvolkes der Watusi sind die Hüter des Kaiser- 
lichen Eigenthums, zu dessen Bewachung sie stets 
schwer bewaffnet gehen müssen, da die Leoparden oft 
bei hellem Tage in die Herden einfallen. Wenige 
Tage, bevor wir eintrafen, hatte ein Leopard 
15 Schafe und Ziegen getödtet, ehe es dem herbei- 
eilenden Hirten gelang, ihn zu erlegen; das schöne 
Fell des Thieres breitet sich jetzt in der Tembe des 
Stationschefs aus. Eine Tembe ist ein mit Erde 
gedecktes Häuserviereck, das eine Festung für sich ist 
und aussieht wic eine alte Defensionskaserne; hier 
ist sie durch Anlage von Veranden und sonstigen 
Ausbauten, durch Einsetzen von Fenstern und Thüren, 
durch Verputzung und Verschönerungen aller Art 
selbst für europäische Begriffe ziemlich wohnlich und 
komfortabel geworden, — ob daneben auch gesund, 
dürfte eine andere Frage sein. 
Vier Tagemärsche von Tabora entfernt liegt die 
englische Missionsstation Urambo. Frau Missionar 
Shaw, eine Pastorentochter, hat es verstanden, sich 
hier auf den von Blumen mitten eingeschlossenen und 
von duftgetränkten Winden kühl umwehten Bergen 
ein ganz reizendes Ilme zu schaffen. Dem Wohn- 
zimmer darin fehlt selbst der englische Kamin nicht, 
und täglich brennt ein behagliches Holzseuer in dem- 
selben und erhöht den wohnlichen Zanber. Während 
ich dieses schreibe, bringt ein Bursche einen ganzen 
Korb voll Stranßeier." 
  
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Tikkerarische Besprechungen. 
R. Schmidt: Deutschlands Kolonien. II. Band. 
Mit über 100 Bildern und 6 Karten. Berlin. 
Verein der Bücherfreunde. 
Der vorliegende Abschluß des Schmidtschen 
Buches, dessen erster Theil im Deutschen Kolonial- 
blatt 1895, S. 146, angezeigt worden ist, schildert 
die deutschen Besitzungen in Westafrika und der Süd- 
see. Der Verfasser kennt sie allerdings aus eigener 
Anschauung nicht, aber er hat in dem vielen bereits 
über sie vorliegenden amtlichen Material und den 
Veröffentlichungen und mündlichen Mittheilungen der 
verschiedenen Reisenden reichliche Quellen für seine 
Darlegung gefunden. Der Verfasser schildert in 
kurzen Zügen die Erwerbung der verschiedenen Kolo-= 
nien, ihre natürliche Beschaffenheit, Bevölkerung und 
die Fortschritte, welche die deutsche Herrschaft in 
ihnen schon gemacht hat. Der verdienstlichen Thätig- 
keit der Missionen ist eingehend Erwähnung geschehen. 
Zahlreiche auf Photographien beruhende Bilder geben 
dem Buche einen besonderen Reiz. Es ist zu hofsfen, 
daß es das Interesse für die deutsche Kolonisation 
in weite Kreise tragen wird. 
 
	        
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