Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

— 434 — 
Bei einem Ausfluge, den ich mit Herrn v. Brau- 
chitsch zusammen nach den nahe gelegenen Edeafällen 
unternahm, erhielt ich den Eindruck, daß die Um- 
gehung der Fälle gerade jetzt zur Regenzeit nicht 
ohnc die größten Schwierigkeiten möglich ist. Indeß 
spricht die derzeitige politische Lage im Bakokogebiet 
dafür, möglichst bald den Versuch zu machen, mit den 
Dogodjes in Beziehungen zu treten, da es nicht aus- 
geschlossen ist, daß unter dem Eindruck des soeben 
durchgeführten Feldzuges die Dogodjes, welche bis 
jetzt jeden Weisen, der ihr Gebiet betrat, angeschossen 
haben, zu friedlichen Verhandlungen geneigt sind. 
Sammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist 
am 6. Juni d. Is. eine von Dr. Preuß in Kamerun 
zusammengebrachte Sammlung zoologischer Gegen- 
stände zugegangen, welche enthielt: 
12 Sängethierfelle mit Schädeln, 
22 Vogelbälge, 
12 Reptilien, 
16 Fische, 
70 Krebse, 
120 Schmetterlinge, 
3 Ranpen in Spiritus, 
3 Orthopteren in Düten, 1 in Spirilus, 
1 Glas mit Vogelspinnen, 
2 Gläser mit Konchylien in Spiritus. 
Die Konservirung aller Objekte war recht gut, 
der wissenschaftliche Werth derselben bedeutend. Unter 
den Sängethieren ist ein für das Kamerungebiet 
neuer Affe nachgewiesen, unter den Vögeln befanden 
sich zwei für das Gebiet noch nicht nachgewiesene 
Arten. 
Toypv. 
Dom Kachligalkrankenhause 
berichtet Schwester Bertha in „Unter dem rothen 
Kreuz“ Folgendes: 
Mit dem schönen großen, auf die Wand gemalten 
Bilde im Rekonvaleszentensaal, mit welchem sich Herr 
Leuschner, der drei Wochen bei uns als Patient 
war, im Krankenhause verewigte, hat der Rekonvales= 
zentensaal viel gewonnen — überhaupt sieht jeßt 
unser Haus durch die Auffrischung sehr gut aus. 
Leider hält hier nur das Schmucksein nicht lange vor, 
denn durch die slarke Brise verliert sich die Farbe 
schnell und wird leicht schmußig. Schwester Helene 
badet nun wieder fleißig in der See, trotz der Bran- 
dung, die hier ist. Sie ist wohl auch die einzige 
Weiße, die es thut, aber die Hauptsache ist: die 
Bäder bekommen ihr gut 
Es giebt hier sehr schöne Fische, z. B. Seezunge haben 
wir öster. Dann ist hier eine Krebsart, „Schrims“ 
genannt, die auch vortresslich schmeckt. Einige Süd- 
  
früchte sind als Kompot gut verwendbar. Mango= 
pflaumen, so gekocht wie Apfelmus, munden z. B. 
vorzüglich. Die Papayafrucht, die etwas Verwandtes 
mit Melonen hat, wird in Stücke geschnitten und 
Citrone darauf gelräufelt. Wird sie nicht ganz reif wie 
Zuckergurken eingemacht, so hält sie sich ganz gut und 
schmeckt auch ebenso schön. Ab und zu giebt es dann 
auch kleine Ausnahmen mit dem Fleisch, z. B. Anti- 
lopenkeule. Zuweilen hatten wir auch wilde Enten 
und Tauben, aber nur sehr selten! Darum versuch- 
len wir es einmal auch mit einem Spanferkel. Die 
kleinen Schweinchen kanft man hier billig, für 4 Mk. 
Zwei haben wir bekommen, eins davon haben wir, 
nach zwei Wochen Fütterung, als Spanferkel gegessen, 
das andere sollte aufgefüttert werden, damit wir auch 
einmal frische Wurst zu kosten bekämen. Eines Tages 
halte ich es ins Frcie bringen lassen, aber der Küchen- 
junge hatte es wohl nicht fest genug angebunden und 
so war unser Schwein auf und davon gelaufen; — 
trotz alles Suchens haben wir es nicht wieder be- 
kommen. Ich machte mich daher eines Morgens mit 
meinem Koch auf die Suche, um ein anderes Schwein 
zu besorgen. Wir sind zu diesem Zwecke in das 
nächstliegende, ungefähr 15 Minuten vom Kranken- 
hause entfernte Dorf gegangen. Es ist ein ziemlich 
großes Dorf mit Namen Teg-bemo. Dort sind wir 
in allen Hütten gewesen; Keiner wollte uns ein 
lleines Schwein verkaufen. Endlich hatten wir dann 
ein etwas größeres für 2,50 Mk. erstanden und 
konnten zufrieden heimgehen. Aber wie habe ich bei 
diesem Besuch über die Sauberkeit der Negerhütten 
gestaunt; sogar die kleinen Höfe und schmalen Gänge 
waren reinlich gelehrt, auch die Verschläge, wo sich 
die Schweinc, Ziegen und Schafe aufhielten. Nirgends 
Unsanberkeit. Unsere Gesundheit läßt nichts zu 
wünschen übrig. 
  
Telegrapbenlinie. 
Nach cinem telegraphischen Berichte der Kaiser- 
lichen Landeshauptmannschaft ist am 26. August die 
telegraphische Verbindung des Schutzgebietes mit der 
französischen Kolonie Dahomey dem Verkehr über- 
geben worden. Togoland ist somit jetzt nach beiden 
Seiten sowohl über die Goldküste als über Dahomey 
mit dem internationalen Telegraphennetz in Verbin- 
dung gesetzt. Hoffentlich wird nun der Draht anch 
bald die Küstenplätze mit den Hauptstationen des 
Innern in nähere Verbindung bringen. 
KAns dem Berriche der Wissionen und 
der Antishlavereri-Bewegung. 
In Maneromango ist seitens der deutsch-ostafrika- 
nischen Mission durch Missionar Maaß am 15. Juni 
d. Is. eine Station angelegt worden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.