Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Uganda ziehenden Missionskarawanen, als welche sie 
seiner Zeit ins Leben gerufen wurden, haben aber 
auch für die Missionsarbeit in Usagara und Ugogo 
mehr und mehr Bedeutung erlangt. Sehr schwer 
betroffen wurde das Gebiet von der durch die Heu- 
schrecken herbeigeführten allgemeinen Hungersnoth, 
weshalb die Kirchenmission in England Gelder zur 
Beschaffung von Lebensmitteln für die nothleidenden 
Eingeborenen aufzubringen sucht. In Mamboia und 
Mpwapwa wurde eine Reihe von Leuten getauft. 
In ersterem konnte eine zweite Kirche und einige 
Schulen errichtet werden. In der Umgebung fangen 
die Leute an, von sich aus Kapellen zu bauen. Leider 
verlor diese Mission im Jannar den seit 1879 in 
Ostafrika arbeitenden Missionar Price durch den Tod. 
Im britischen Schutzgebiete finden wir im nörd- 
lichen Theil — am Tana und in Lamu (im Wiln- 
land) — die Neukirchener Mission. Auf ihrer 
Station Ngao am Tanafluß, wo sie lange mit den 
größten Anfangsschwierigkeiten zu ringen hatte, hat 
nun doch das Missionswerk seine ersten Wurzeln 
geschlagen. Die Erstlinge sind getauft, und manche 
Pokomo fangen an, ihre geheimen Zauberorden auf- 
zugeben; es finden sich die Leute zu Gottesdienst und 
Schule ein, und auch von weiteren Tausbewerbern 
darf berichtet werden. Den Tana hinauf, für den 
ein kleines Dampfboot hinausgesandt worden ist, 
werden gelegentlich größere Predigttouren unter- 
nommen. Die bisher schriftlose Sprache der Pokomo 
ist von Missionar Würtz, der leider krank nach 
Europa zurückkehren mußte und bei seiner Ankunft 
in Marseille am 9. Mai v. Is. dem Fieber erlag, 
so weit bearbeitet worden, daß das Marlus-Evangelium, 
ein Abc= und erstes Lesebuch mit den zehn Geboten, 
dem Gebet des Herrn, dem apostolischen Glaubens- 
bekenntnin und einer Anzahl von Liedern gedruckt 
vorliegt. Außerdem hat derselbe eine von ihm aus- 
gearbeitete Pokomo-Grammatik und ein vergleichendes 
Wörterbuch des Sansibar-Lamu= und Nord-Snaheli- 
dialekts, wie des Pokomo hinterlassen. Einc guädige 
Bewahrung erfuhr Ende letzten Jahres die Station, 
als die räuberischen Somali wieder einmal einen 
plötzlichen Einfall machten. Sie machten eine Anzahl 
Ngaoleute auf dem jenseitigen User nieder oder 
schleppten sie als Gesangene himweg, wurden aber 
durch das energische Vorgehen einiger Europäer, die 
in der Nähe auf der Jagd waren, veranlaßt, die 
Station und das Dorf Ngao sowie die weiter unter- 
halb gelegene englische Methodistenstation Golbanti 
in Ruhe zu lassen. Dagegen griffen sic auf ihrem 
Rückzug den Tana hinauf die schwedische Missions- 
niederlassung Kulesa an. Der Angriff wurde indeß 
abgeschlagen, und die eintretende Tanaüberschwemmung 
nöthigte die Somali, nach Norden abzuziehen. Sehr 
viel sind die Missionare in Ngao durch Fieber und 
allerlei Krankheitsnoth heimgesucht. Die andere 
Station der Neukirchener, Lamu an der Küste, ist 
wie Ngao ebenfalls ein Fieberherd und, was noch 
schlimmer ist, ein überaus harter Boden. Die Missio- 
  
nare treiben fleißig Straßenpredigt, aber die vor- 
wiegend mohammedanische Bevölkerung zeigt sich weder 
empfänglich noch sehr freundlich gesinnt. 
Viel Geduld und Glaubensmuth erfordert auch 
die Arbeit der vormals bayerischen, nun mit Leipzig 
vereinigten Mission unter den Wakamba. Ihre drei, 
westlich von Kisulutini gelegenen Stationen Dschimba, 
Mbungu und Ilutha sind ein harter, unfruchtbarer 
Boden und noch immer lautet die Klage: „Die Wa- 
kamba wollen sich nicht bekehren.“ Selbst die große 
Heuschreckenplage, mit der das Land weithin heim- 
gesucht worden ist, hat keinen tieferen Eindruck auf 
die Herzen ausgeübt. Nur auf der Aufangsstation 
Dschimba, das auf einer kleinen Anhöhe nicht weit 
von Mombas liegt, hat es der Arbeit der Missionare 
nicht am Segen Gottes gesehlt. Der vor acht Jahren 
noch öde Waldhügel ist jetzt ein von elwa 138 Snaheli- 
und Wakambanegern bewohntes und unier christlichem 
Einfluß stehendes Dorf mit einem Kirchlein, einer 
Schule und einem zweistöckigen Missionshaus. Ende 
v. Is. gehörten 16 Christen, eine von etwa 27 Kin- 
dern besuchte Schule und eine Anzahl von Katechn- 
menen zur Station, die von zwei Missionaren ver- 
sehen wird. Dagegen schreibt Missionar Säuberlich 
von Ikutha — und dasselbe gilt von Mbungn: „Wir 
gleichen noch immer dem Prediger in der Wüstc. 
Denn wie es um uns herum in weitem Kreise Wüste 
und Wald ist, so ist es auch in geistlicher Beziehung 
im Ukambalande. Wüste, bloße Wüste, ohne sicht- 
bare Wahrnehmung, daß sich ein Theil derselben 
infolge des gepredigten Wortes vom Kreuz in gutes 
Ackerland verwandeln wollte.“ Auf etwa 15 Predigt- 
plätzen wird von der Starion aus allwöchentlich 
regelmäßig das Evangelium verkündigt, aber es ist 
den Leuten, auch wenn sie sich zur Predigt einstellen, 
nicht ernst. 
Der englisch = kirchlichen Mission im Mombas 
distrikt, die in Freretown und nenerdings auch in 
Kilindini (auf der Insel Mombas) befreite Sklaven 
ansiedelt und in Kirche und Schule, auf dem Bazar 
und in den Häusern der Stadt Mombas ihre durch 
die Küstenverhältnisse sehr erschwerte Arbeit treibt, 
fehlt es nicht an einigem Ersolg. Von segensreicher 
Wirkung ist auch die Thätigkeit der hier stationirten 
weiblichen Missionsarbeiter. Eine kleine Schaar 
junger Leute, die für den Evangelistenberuf vorbereitet 
werden, berechtigt zu guten Hoffnungen. Seit 1892 
ist auch ein neues Hospital errichtet worden, von 
dessen Patienten einige getauft werden konnten. Die 
aus afrikanischen und asiatischen Elementen gemischte 
Bevölkerung von Mombas ist vorwiegend moham- 
medanisch und wenig zugänglich. 
Taweta, das unfern der deutschen Kilimandjaro- 
grenze liegt, hat einen erfreulichen Aufschwung ge- 
nommen. Bevor die kirchliche Mission sich hier 
niederließ, war der Platz eine öde Wildniß. Jeht 
gleicht er einem Garten Gottes, wie ihn denn auch 
die Eingeborenen „Mahn“, das ist „glückliches Land“, 
nennen. Diese Veränderung ist hauptsächlich durch
	        
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