Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Die Ausgaben betrugen 43 923 Pfd. Sterl., 
d. h. 5069 Pfd. Sterl. mehr als im Jahr 1893, 
und 1669 Pfd. Sterl. weniger als die Einnahmen 
pro 1894. 
Der Aktivstand des Landes am 31. Dezember 
1894 iberstieg die Verbindlichkeiten des Landes an 
diesem Tag um 39 037 Pfd. Sterl. 16 Schill. 
1 Perce. 
Für öffentliche Arbeiten wurden 1254 Pfd. 
Sterl. verausgabt. Es wurden Verlegungen der 
Hauptstraßen zwischen Tugela, Eshowe und Melmoth 
ausgeführt. In dem letzten Bezirk ist auf diese 
Weise eine Wegersparniß von 17 Meilen erzielt 
worden. Fähren wurden am Matikula-, Umhlatuzi- 
und dem weisen Umfolozifluß an den Hauptüber- 
ghangsstellen angelegt. Dieselben waren schon lange 
als ein großes Bedürsniß erkannt worden, weil 
während der nassen Jahres zzeit, z. B. auch im letzten 
Jahre, die Flüsse zeitweise für ganze Tage unpassirbar 
sind, und dadurch sowohl der Handelsverkehr als 
der Postdienst große Unterbrechungen erleiden. 
Während des Jahres 1894 wurden 12 Verord- 
nungen erlassen, deren wichtigste die folgenden sind: 
1. eine Verordnung über Einrichtung und Verwal= 
tung der Gefängnisse, 2. eine Verordnung über die 
Ausdehnung der Gerichtsbarkeit der Eingeborenen- 
häuptlinge in Civil= und Strafsachen, 3. eine Ver- 
ordnung über das Bergwesen, 4. eine Verordnung 
zur Erhaltung der Waldungen und des Bauholzes. 
Die Zahl der im Zululand lebenden Europäer 
betrug 994 gegenüber 857 im Jahr 1893. Die 
Zahl der Eingeborenen kann nur durch Schäßung 
bestimmt werden, das einzige Mittel hierzu ist eine 
Berechnung auf Grund des Betrages der ein- 
gegangenen Hüttensteuer — eine Methodc, die natür- 
lich nur mangelhaft sein kann. Danach wird die 
Zahl der Eingeborenen auf etwa 165 121 Seelen 
geschätzt. Auf Grund einer eingehenden Enquete 
über die Verhältnißzahl der Männer und Frauen in 
jeder Hütte waren die Behörden dabei angewiesen 
worden, das allgemeine Verhältniß von 3½7½/16 Köpfen, 
und zwar 11½2 männlicher und 1 97/108 weiblicher 
Bevölkerung per Hütte der Berechnung zu Grunde 
zu legen. Die Gesammtbevölkerung des Landes wird 
auf 13,30 Köpfe pro Onadratmeile geschätzt, aber 
infolge der Malariafieber ist ein großer Theil des 
Zululandes unbewohnt. Insolge der ausnehmenden 
Heftigkeit des Fiebers im Jahr 1893 sind eine An- 
zahl von Kraals von den Eingeborenen verlassen 
worden, dann auch noch infolge der beträshtlichen 
Verluste an Rindvieh und Pferden durch Krankheiten, 
besonders durch die unter dem Namen Nagana be- 
kaunte Seuche. Daher kommt es, daß von den 
12 500 Quadratmeilen des Landes 3200 Onadrat- 
meilen, also etwas mehr als 25 Prozent unbewohm 
439 
  
sind. Auf die Quadratmeile bewohnter Fläche 
tommen durchschnitllich 17,75 Eingeborene. 
In den Distrikten von Eshowe, Nlandhla und 
Nquiu kamen einige Ausbrüche von Kinderblaktern D 
vor. Im Ganzen wurden ungefähr 1149 Ein- 
geborene von dieser Epidemie ergriffen, davon sind 
41 Todesfälle bekannt geworden. Ueber 30 000 Per- 
sonen wurden geimpft, was dem Gouvernement im 
Ganzen 599 Pfd. Sterl. 4 Schill. Kosten verursachte. 
Alle Kraals, in welchen die Blattern ausgebrochen 
waren, wurden isolirt, und die Absperrungsmaßregeln 
erfolgreich durchgeführt, zeitweise mit Hülfe cin- 
geborener Wächter unter Mitwirkung der Stammes- 
häuptlinge. Gegen Ende des Jahres erlosch die 
Epidemie vollständig. 
Für Erziehung und Unterricht betrugen die Aus- 
gaben im Jahr 1894 481 Pfd. Sterl. 16 Schill. 
Das Bildungswesen steht unter der Leitung der ver- 
schiedenen Kirchen und Missionsgesellschaften des 
Landes, welche zu den Kosten von der Regierung 
Geldzuschüsse erhalten. So erhielt z. B. die Eng- 
lische Kirche von Südafrika, welche 18 Schulen unter- 
hält, 220 Pfd. Sterl., die Norwegische Missions- 
gesellschaft mit 4 Schulen 50 Pfd. Sterl., die Kirche 
der Norwegischen Mission (von Schreuder ge- 
gründet) mit 1 Schule 18 Pfd. Sterl., die Schwe- 
dische Missionsgesellschaft mit 1 Schule 8 Pfd. Sterl. 
In Eshowe besteht eine nur für Kinder von 
Europäern bestimmte Schule unter der Leitung des 
Bischofs der Kirche von Südafrila. Sie ist die 
einzige derartige Schule im Zululand, die Errichtung 
einer zweiten solchen Schule in Melmoth ist bis 
jetzt noch an der Schwierigkeit, geeignete Lehrer zu 
bekommen, gescheitert. 
Industrieschulen giebt es in Zululand nur zwei, 
beide in Eshowe. Dic eine derselben steht unter 
der Leitung der Norwegischen Mission und lehrt 
das Schmiede-, Zimmermanns= und Wagnerhandwerk, 
die andere — eine Buchbinderei und Buchdruckerci 
— gehört der Kirche von Südafrika. Beide Schulen 
arbeiten zufriedenstellend, sie erhalten beide zusammen 
von der Negierung einen Zuschuß von 100 Pf. 
Sterl. 
Landeskultur. Die Zuln, mehr ein Hirten- 
volk als ein ackerbautreibendes Volk, sind gewohnt, 
wenig mehr anzubauen, als was nöthig ist, um ihre 
unmittelbaren Bedürfnisse zu decken. Durch schwere 
Verluste au Rindvieh aber, sowie durch die zu- 
nehmende Schätzung des Werths des Geldes sind 
Manche von ihnen dazu veranlaßt worden, Pffüge 
zu kaufen, oder Andere zu miethen, um für sie zu 
pslügen. Dies hat zu einer Vergrößerung des an- 
gebauten Areals geführt. 
Die Getreideernte ist in dem vergangenen Jahr 
in den Distrikten von Eshowe, Umfolozi, Nkandhla 
und Nqutu vollständig mißrathen, und große Quan 
titäten Mehl wurden von Natal, der Südafrikanischen 
Republik und dem Basutoland importirt, wofür die 
Zulu so viel wie 1 Pfd. Sterl. oder 1 Pfd. Sterl. 
10 Schill. per Sack zahlten. 
Der Boden ist im Allgemeinen für Ackerbau 
sehr geeignet, aber über den Küstenstrich hinaus ist. 
er nicht mehr so ausnehmend ergiebig. Die Zuln
	        
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