— 440 —
haben oft neuen Grund für ihre Gärten aufzubrechen,
und die Landwirthe in Proviso B. müssen ihre
Ländereien düngen, ehe sie auf genügende Ernten
rechnen können.
Auch von Heuschrecken ist das Zululand im Jahre
1894 heimgesucht worden. Große Schwärme passirten
das ganze Land und ließen sich an manchen Stellen
nieder, und zwar in den Monaten November und
Dezember, wobei sic der noch stehenden Ernte großen
Schaden zufügten, besonders in der Gegend von
Melmoth. Die Pflanzungen bei Eshowe und Tugela
sind weniger berührt worden. Die Heuschreckenplage
ist in dem Land seit fast 30 Jahren unbekannt ge-
wesen. Längs der Küste sollen, wie berichtet wird,
große Schwärme junger Heuschrecken herangewachsen
sein. Die Behörden haben die Anweisung erhalten,
die Eingeborenen zu ermuthigen und mit allen zu
Gebote stehenden Mitteln in der Vertilgung der
Heuschrecken zu unterstützen. Der Gonverneur beab-
sichtigt, seine Maßregeln im Benehmen mit der Re-
gierung von Natal zu treffen und mit derselben
zusammenzuwirken.
In den höher gelegenen Distrikten sind während
des Jahres große Verluste durch Pferdeseuchen vor-
gekommen, die dort bis jetzt nur wenig belannt ge-
wesen waren. Man schreibt dieselben dem ausnehmend
starken Regenfall zu. Zu derselben Zeit schien das
Tiefland, welches für Pferde stets ungesund ist, nicht
besonders betroffen.
Die gemeldeten Todesfälle von gehörntem Rind-
vieh, welche der „Nagana“ genannten Krankheit
zugeschrieben werden, waren im vergangenen Jahre
nicht so zahlreich als im Jahr 1893. Ein Bakteriologe
— Stabsarzt Brucc — ist beauftragt worden, diese
Krankheit zu untersuchen und zu ermitteln, ob die-
selbe verwandt ist mit der durch den Biß der Tsetse-
fliege hervorgerufenen Krankheit. Die Untersuchungen
sind noch nicht abgeschlossen.
Die Hauptmineralien des Zululandes sind
Gold und Kohlen. Die Hauptgoldfelder sind
Nondweni im Nqutndistrikt, Ulundi und Melmoth
im Entonjanenidistrilt, und Upper-Insuzi, Umhlatuzi,
Vungwini und Rkunzana im RNkandhladistrikt. Kohlen
werden gesunden in den Distrikten Nqutu, Rkandhla
und Hlabisa.
Apotheken sind vorhanden in Eshowe und
Ndwandwe, erstere besteht seit dem 13. Februar
1894; letztere seit dem 1. April 1894. Die
Distriktsärzte ertheilen den Eingeborenen lostenlos
Nath. Um die Kosten der verschriebenen Medizin
zu decken, ist eine Gebühr von 1 Schilling angesetzt.
Die Zahl der Besucher der Apothele in Eshowe
betrug bis Ende des Jahres 1894 441 und die
der Apotheke in Ndwandwe 283.
Am I. Dezember 1894 wurde ein täglicher Post
wagenverkehr zur Beförderung der Briefpost und
von Passagieren zwischen Bonds Drift an der Natal-
grenze und Eshowe eröffnet. Der diesbezügliche
Vertrag mit den Unternehmern ist auf die Zeitdaner
von drei Jahren geschlossen, die Regierung leistet
einen Zuschuß von 650 Pfd. Sterl. pro Jahr.
Mozambique.
Bei dem geringen und zweifelhaften Quellen-
material, welches über die Verhältnisse in den por-
tugiesischen Kolonien bisher vorliegt, verdient ein
im vorigen Jahre von dem Generalsekretär der
Provinz Mozambique Correira e Lanza heraus-
gegebenes Annnario Aufmerksamkeit. Von 1843 bis
1859 ist bereits in Mozambique eine Art Almanach
verössentlicht worden. Es war aber ein sehr kurzes
und inhaltloses Heft, das keinerlei Interesse erweckte.
Für die anderen portugiesischen Kolonien ist eine
ähnliche Veröffentlichung nie versucht worden. Der
jetzt für Mozambique vorliegende stattliche Band von
714 Seiten enthält ein vollständiges Verzeichniß des
Haushalts, Personals und der Gesetzgebung der
Kolonie. Auch sämmtliche Handelshäuser, Banken,
Schiffsagenturen, Bahnen, ihre Tarife und dergleichen
sind ausgezählt. Endlich ist das Personal der Kron-
lehen (Prasos da Coroa) und der privilegirten Ge-
sellschaften sowie die auf sie bezügliche Gesetzgebung
in dem Werke übersichtlich zusammengestellt. Zum
ersten Male ermöglicht dieses Annuario eincn einiger-
maßen genügenden Einblick in die Verhältnisse dieser
großen und in den letzten Jahren vielgenannten
Kolonie. Zu bedauern ist nur, daß der Verfasser
nicht noch eingehendere statistische Zusammenstellungen
gegeben hat. Diesem Mangel werden hoffentlich die
nächsten Jahrgänge abhelfen.
Ueber die Bevölkerung von Sansibar
lesen wir in „Unter dem rothen Kreuz“:
Eine sehr bedeutende Rolle spielt neben dem Araber
der Inder in Sansibar. Er hat fast den ganzen
Kleinhandel an sich gerissen und hält alle gangbaren
Artikel für die Eingeborenen feil. Seine Hauptver-
kaufsartikel bilden die verschiedenen Kleidungsstücke;
daneben führt er Kaffee, Zucker, Gewürze, Petroleum,
Hausgeräthe, Eisen und Blechgeschirre in seinem Store.
Die Inder bewohnen ganze Stadtviertel, denen sie
die nicht beneidenswerthe Eigenart aufdrücken, die
schmutzigsten zu heißen! Das Inderweib ist förmlich
mit Schmutz bedeckt, ihre ganze Kleidung, wenn auch
meistens von (indischer) Seide, doch stets entsehlich
salopp, zu welcher Beschaffenheit der Toilette das
Ueberladen derselben mit allen erdenklichen Schmuck-
sachen um so widerwärtiger und grell kontrastirend
wirkt. Die Kinder sind an und für sich von Natur
aus meist wirklich hübsch, aber so etelerregend in
ihrer körperlichen Beschaffenheit, daß man sich nicht
überwinden kann, sie überhaupt anzurühren. Die
beste Gelegenheit, solche Inderfamilien in ihrer ganzen
Schmutzverkommenheit zu beobachten, bot mir eine
vierzehntägige Schiffsreise nach Bombay. Alles, was