Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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haben oft neuen Grund für ihre Gärten aufzubrechen, 
und die Landwirthe in Proviso B. müssen ihre 
Ländereien düngen, ehe sie auf genügende Ernten 
rechnen können. 
Auch von Heuschrecken ist das Zululand im Jahre 
1894 heimgesucht worden. Große Schwärme passirten 
das ganze Land und ließen sich an manchen Stellen 
nieder, und zwar in den Monaten November und 
Dezember, wobei sic der noch stehenden Ernte großen 
Schaden zufügten, besonders in der Gegend von 
Melmoth. Die Pflanzungen bei Eshowe und Tugela 
sind weniger berührt worden. Die Heuschreckenplage 
ist in dem Land seit fast 30 Jahren unbekannt ge- 
wesen. Längs der Küste sollen, wie berichtet wird, 
große Schwärme junger Heuschrecken herangewachsen 
sein. Die Behörden haben die Anweisung erhalten, 
die Eingeborenen zu ermuthigen und mit allen zu 
Gebote stehenden Mitteln in der Vertilgung der 
Heuschrecken zu unterstützen. Der Gonverneur beab- 
sichtigt, seine Maßregeln im Benehmen mit der Re- 
gierung von Natal zu treffen und mit derselben 
zusammenzuwirken. 
In den höher gelegenen Distrikten sind während 
des Jahres große Verluste durch Pferdeseuchen vor- 
gekommen, die dort bis jetzt nur wenig belannt ge- 
wesen waren. Man schreibt dieselben dem ausnehmend 
starken Regenfall zu. Zu derselben Zeit schien das 
Tiefland, welches für Pferde stets ungesund ist, nicht 
besonders betroffen. 
Die gemeldeten Todesfälle von gehörntem Rind- 
vieh, welche der „Nagana“ genannten Krankheit 
zugeschrieben werden, waren im vergangenen Jahre 
nicht so zahlreich als im Jahr 1893. Ein Bakteriologe 
— Stabsarzt Brucc — ist beauftragt worden, diese 
Krankheit zu untersuchen und zu ermitteln, ob die- 
selbe verwandt ist mit der durch den Biß der Tsetse- 
fliege hervorgerufenen Krankheit. Die Untersuchungen 
sind noch nicht abgeschlossen. 
Die Hauptmineralien des Zululandes sind 
Gold und Kohlen. Die Hauptgoldfelder sind 
Nondweni im Nqutndistrikt, Ulundi und Melmoth 
im Entonjanenidistrilt, und Upper-Insuzi, Umhlatuzi, 
Vungwini und Rkunzana im RNkandhladistrikt. Kohlen 
werden gesunden in den Distrikten Nqutu, Rkandhla 
und Hlabisa. 
Apotheken sind vorhanden in Eshowe und 
Ndwandwe, erstere besteht seit dem 13. Februar 
1894; letztere seit dem 1. April 1894. Die 
Distriktsärzte ertheilen den Eingeborenen lostenlos 
Nath. Um die Kosten der verschriebenen Medizin 
zu decken, ist eine Gebühr von 1 Schilling angesetzt. 
Die Zahl der Besucher der Apothele in Eshowe 
betrug bis Ende des Jahres 1894 441 und die 
der Apotheke in Ndwandwe 283. 
Am I. Dezember 1894 wurde ein täglicher Post 
wagenverkehr zur Beförderung der Briefpost und 
von Passagieren zwischen Bonds Drift an der Natal- 
grenze und Eshowe eröffnet. Der diesbezügliche 
Vertrag mit den Unternehmern ist auf die Zeitdaner 
  
von drei Jahren geschlossen, die Regierung leistet 
einen Zuschuß von 650 Pfd. Sterl. pro Jahr. 
Mozambique. 
Bei dem geringen und zweifelhaften Quellen- 
material, welches über die Verhältnisse in den por- 
tugiesischen Kolonien bisher vorliegt, verdient ein 
im vorigen Jahre von dem Generalsekretär der 
Provinz Mozambique Correira e Lanza heraus- 
gegebenes Annnario Aufmerksamkeit. Von 1843 bis 
1859 ist bereits in Mozambique eine Art Almanach 
verössentlicht worden. Es war aber ein sehr kurzes 
und inhaltloses Heft, das keinerlei Interesse erweckte. 
Für die anderen portugiesischen Kolonien ist eine 
ähnliche Veröffentlichung nie versucht worden. Der 
jetzt für Mozambique vorliegende stattliche Band von 
714 Seiten enthält ein vollständiges Verzeichniß des 
Haushalts, Personals und der Gesetzgebung der 
Kolonie. Auch sämmtliche Handelshäuser, Banken, 
Schiffsagenturen, Bahnen, ihre Tarife und dergleichen 
sind ausgezählt. Endlich ist das Personal der Kron- 
lehen (Prasos da Coroa) und der privilegirten Ge- 
sellschaften sowie die auf sie bezügliche Gesetzgebung 
in dem Werke übersichtlich zusammengestellt. Zum 
ersten Male ermöglicht dieses Annuario eincn einiger- 
maßen genügenden Einblick in die Verhältnisse dieser 
großen und in den letzten Jahren vielgenannten 
Kolonie. Zu bedauern ist nur, daß der Verfasser 
nicht noch eingehendere statistische Zusammenstellungen 
gegeben hat. Diesem Mangel werden hoffentlich die 
nächsten Jahrgänge abhelfen. 
Ueber die Bevölkerung von Sansibar 
lesen wir in „Unter dem rothen Kreuz“: 
Eine sehr bedeutende Rolle spielt neben dem Araber 
der Inder in Sansibar. Er hat fast den ganzen 
Kleinhandel an sich gerissen und hält alle gangbaren 
Artikel für die Eingeborenen feil. Seine Hauptver- 
kaufsartikel bilden die verschiedenen Kleidungsstücke; 
daneben führt er Kaffee, Zucker, Gewürze, Petroleum, 
Hausgeräthe, Eisen und Blechgeschirre in seinem Store. 
Die Inder bewohnen ganze Stadtviertel, denen sie 
die nicht beneidenswerthe Eigenart aufdrücken, die 
schmutzigsten zu heißen! Das Inderweib ist förmlich 
mit Schmutz bedeckt, ihre ganze Kleidung, wenn auch 
meistens von (indischer) Seide, doch stets entsehlich 
salopp, zu welcher Beschaffenheit der Toilette das 
Ueberladen derselben mit allen erdenklichen Schmuck- 
sachen um so widerwärtiger und grell kontrastirend 
wirkt. Die Kinder sind an und für sich von Natur 
aus meist wirklich hübsch, aber so etelerregend in 
ihrer körperlichen Beschaffenheit, daß man sich nicht 
überwinden kann, sie überhaupt anzurühren. Die 
beste Gelegenheit, solche Inderfamilien in ihrer ganzen 
Schmutzverkommenheit zu beobachten, bot mir eine 
vierzehntägige Schiffsreise nach Bombay. Alles, was
	        
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