Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Weise gehoben hat. Aus Friedrich Wilhelmshafen 
gelangten 171, aus Konstantinhafen 132 Stämme 
bez. Blöcke zum Versandt, so daß im Ganzen 
303 Stämme bez. Blöcke in Bremen eingetroffen 
sind. Die ersteren hatten nach Bremer Usance ge- 
messen ein Verkaufsmaß von 74 Kubikmeter, die 
letzteren von 50 Kubikmeter. Davon ist eine Anzahl 
bereits zu befriedigenden Preisen verkauft, und steht 
weiterer Absatz in Aussicht. Eine Probesendung 
von 76 Stämmen von Alzelia bijuga, im Ver- 
kaufsmaße von 32 Kubikmeter, eines sehr harten 
Eisenholzes, das sich für Drechslerarbeiten eignen 
dürfte, ist ebenfalls in Bremen eingetroffen; über 
dessen Verwerthbarkeit schweben zur Zeit Unter- 
suchungen. 
Derbertsböhe. 
Die Station, welche außer der Anwerbung von 
Arbeitern im Bismarck-Archipel hauptsächlich den 
Anbau von Baumwolle und von Kokospalmen zu 
betreiben hat, halte im April 185 ha mit Baum- 
wolle bestellt. Wenn es die Arbeiterverhältnisse zu- 
lassen, sollten in diesem Jahr im Ganzen 214 ha 
bepflanzt und außerdem 100 ha für die Anpflanzung 
vorbereitet werden. Der Ertrag au Baumwolle be- 
lief sich im Jahre 1893 auf 61 Ballen im Gewicht 
von etwa 26 000 Pfund gegen 29 Ballen im Ge- 
wicht von 12 156 Pfund im Jahre 1892; er ist 
also um 114 péCt. gestiegen. Da für die lang- 
stapelige Sea Island-Baumwolle Liverpool der 
Hauptmarkt ist, wurde der Verkauf der aus dem 
Schutzgebiete eingehenden Baumwolle in Liverpool 
in die Wege geleitet; für einzelne Partien ergab sich 
ein Preis von 16 d per Pfund englisch. 
Von der diesjährigen Ernte wurden am 4. Juli 
20 Ballen und am 29. August 24 Ballen im Netto- 
gewichte von zusammen 19 085 Pfund (11 Kilo) 
verschifft und nach Liverpool auf den Markt ge- 
bracht. Beide Sendungen konnten bei Eintreffen 
sofort zu hohen Preisen begeben werden, da die 
Qualität der Baumwolle in jeder Hinsicht als „eine 
vorzügliche“ angesprochen wurde und daher die Nach- 
frage nach ihr cine rege war. 
Der Bau des Gin= und Maschinenhauses, in 
welchem die Baumwolle gereinigt wird, wurde im 
Laufe des Jahres 1893 beendet; der Betrieb wird 
durch einen sarbigen Maschinisten, der durch den 
Leiter der Reparaturwerkstätte angelernt worden ist, 
geleitet. Im Uebrigen sind die Bauten, nachdem im 
November 1893 noch zwei Arbeiterhäuser errichtet 
worden sind, vor der Hand zum Abschluß gebracht. 
Die Anpflanzung und Pflege der Kokospalmen 
in den Baumwollfeldern wird fortgesetzt. Die Station 
besaß einen Bestand von 11 700 Bäumen; hiervon 
sind einjährig 3600, zweijährig 7600, dreijährig 
500, außerdem etwa 300 alte; ausgesetzt wurden 
5656 Nüsse. 
Die alte Landungsbrücke wurde im Februar 1894 
  
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von der See fortgerissen, es mußte dafür zum Bau 
einer neuen geschritten werden. Ein neuerbohrter 
Brunnen gab in 6 m Tiefke gutes Trinkwasser. Auf 
der Station sind im Durchschnitt der 12 Monate 
von Juni 1892 bis dahin 1893 350 Arbeiter be- 
schäftigt worden, fast ausnahmslos Melanesier. 
Bismarck-Archipel. 
Die Jahre 1892 und 1893 waren, was die 
Kopra= und Trepang-Gewinnung anlangt, recht 
günstige zu nennen, und da beide Produkte, nament- 
lich Kopra, die Stapelartikel des Archipels darstellen, 
so war auch die Geschäftslage eine befriedigende. 
Die Firma E. E. Forsayth in Ralum steht 
von den drei Firmen des Archipels insofern voran, 
als sie nicht bloß in der Menge der durch den 
Tauschhandel mit den Eingeborenen erworbenen 
Produkte hinter den anderen Firmen nicht zurück- 
bleibt, sondern auch zwei Baumwollpflanzungen, 
Ralum und Tokuka, an der Blanche Bai besitzt, 
welche einen sich stetig steigernden Ertrag abwerfen. 
Gegenwärtig sind ctwa 20 Haupt Rindvich vor- 
handen. Die sichere Grundlage des Unternehmens 
bilden die ausgepflanzten 43 000 Kokospalmen, 
welche zum Theil 8 Jahre alt sind und zu tragen 
beginnen. Da eine ausgewachsene Palme etwa 
80 Nüsse trägt, von denen drei durchschnittlich ein 
Pifund trockene Kopra liefern, so kann eine solche 
Pflanzung ohne erhebliche Kosten etwa 600 Tonnen 
Kopra ergeben. Die Firma besißzt außerdem sieben 
Handelsniederlassungen auf Neu Pommern, zehn in 
den übrigen Inseln des Archipels und zwei außer- 
halb desselben. 
Die Firma führte ein im Jahre 1892 Waaren 
im Werthe von etwa 144 000 Mark, in der Zeit 
vom Jannar bis Juni 1893 etwa 123 600 Mark. 
Ausgeführt wurden in der gleichen Zeit 1497 Tons 
Kopra und 18 Tons Trepang sowie 538 Pfund 
Schildpatt und 2½ Tons Perlmutterschaalen. Die 
Baumwollenernte ergab 1892 54 815 Pfund ge- 
reinigte Wolle. Eine kleine Kaffeepflanzung von 
10 ha gab bisher noch leinen nennenswerthen Ertrag. 
Die Firma Hernsheim & Co. in Matupi, ob- 
wohl erheblich älteren Ursprungs als die Firma 
Forsayth ist bisher nicht in die Bebanung von 
Grund und Boden eingetreten, sondern beschränkt 
sich ausschließlich auf das Waarengeschäft und den 
Tauschhandel. 
Segelschiffe pflegten bisher die Waaren ebenso 
wie Kohlen für die Kaiserlichen Kriegsschiffe heran- 
zubringen und Kopra als Rückfracht zu nehmen. 
In dieser Nichtung scheint sich nun durch die Ein- 
siellung des Neichspostdampfers ein Umschwung vor- 
zubereiten, indem die billige Fracht, die sichere Be- 
förderung sowie die Möglichkeit, mit Gewißheit über 
die Ankunft der Güter versügen zu können, immer 
mehr dazu drängen, die subventionirte Linic zum 
Bezuge fast sämmtlicher Waaren aus Deutschland
	        
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