Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

den centralen Provinzen, 3 in Assam, 1 in Central- 
indien, 1 in Hyderabad, 1 in Belutschistan; die ge- 
sammte Förderung belief sich auf über zwei Millionen 
Tonnen. 
Gold findet sich in fast allen Theilen Ostindiens; 
aber nur in Mysore und Wynaar wird bis jetzt ein 
Minenbetrieb nach fachmännischen Grundsätzen durch- 
geführt; sonst wird nur Waschgold erzeugt, dessen 
Menge im jährlichen Durchschnitt sich auf 700 Unzen 
beläuft. Die Ausbeute der Minen in Mysore allein 
ergab dagegen im Jahre 1892 163 187 Unzen im 
Werthe von 9 896 021 Rupien. 6 
Die Förderung von Eisenerz hebt sich stetig; die 
Hauptproduktion liegt in den Händen der Bengal 
Iron Company in Varakhar; die geförderte Menge T 
bezisserte sich 1892 auf 19 486 Tonnen. 
Salz wird sowohl durch bergmännischen Abbau 
als auch durch Verdunstung gewonnen, ersteres in 
den Mayominen im Panjab, letzteres am Sambarsee 
in Rajputangn und an den Seeküsten von Madras 
und Bombay. Die Mayominen lieferten 1892 über 
100 000 Tonnen; das gesammte Erzeugniß belief 
sich in dem genannten Jahre auf 898 909 Tonnen 
im Werthe von 3 382 845 Rupien; dazu wurden 
noch eingeführt 360 042 Tonnen. Die Salpeter= 
erzeugung betrug 1892/93 443 931 Tounen im 
Werthe von 4 389 397 Rupien. Petroleum liefern 
hauptsächlich die Werke zu YDenang-houng und Atyab 
(Provinz Burma) mit einem Ergebniß von über 
  
466 
  
800 000 Gallonen im Jahre 1892. Da aber auch 
anderwärts — namentlich in Belutschistan, Panjab, 
Assam — Petroleum sich findet, so darf man sich T 
hinsichtlich der Entwickelung der Erzeugung den weit- 
gehendsten Erwartungen hingeben. 
Für die Industrie Ostindiens ist die Spal- 
tung in den einheimischen Handbetrieb und in den 
von Europa eingeführten Fabrikbetrieb bemerkens- 
werth. Gegenstand der Betrachtung soll nur leßterer 
sein. Ein groser Ausschwung ist hier unverkennbar. 
Am besten zeigt dies die Vergleichung der für Aus- 
und Einfuhr in Betracht kommenden Werthe. Die 
Ausfuhr Ostindiens nach fremden Ländern betrug 
1879/80 6409 508 331 Rupien; im Jahre 1892/93 
war sie auf 1 019 157 065 Rupien oder um 56,0 
Prozent gestiegen; der durchschnittliche Jahreszuwachs 
betrug 4 Prozent. Besonders beachtenswerth ist aber 
hierbei, daß die Ausfuhr der nicht industriellen Er- 
zeugnisse aller Art, wie Thiere, Nahrungsmittel, 
Getränke, Metalle, Chemikalien, Oele, Nohslosse in 
derselben Zeit von 596 727991 Nupien auf 
855 209 499 Rupien oder um 43,3 Prozent, die 
Ausfuhr der industriellen Erzeugnisse von 52780 340 
Rupien auf 164 247 566 Nupien oder um 211,2 
Prozent sich hob; aufzuzählen sind hier besonders 
Erzeugnisse von Baumwolle (wie Faden und Garne 
jeder Art, Zeuge, Strumpfwaaren, Kannevas), Flachs, 
Jute, Seide und Wolle; ferner Kleiderslosse, Felle 1 
und Häute, Leder und Lederwaaren, Matten, Seiler- 
waaren, Erzengnisse der Buchdruckerei, Hausgeräthe, 
  
Erd= und Glaswaaren, Geschmeide und Silbergeschirr, 
Lackfarben, Oelkuchen, Parfümerien, Seife. 
Diese Steigerung der Ausfuhr war einer Schwan- 
kung nicht unterworfen. Die Zusammenstellung der 
eingeführten Werthe für dieselbe Zeit ergiebt ein 
anderes Bild: die Gesammteinfuhr stieg von 
397 421 662 Rupien auf 626 050 303 Rupien oder 
um 57,5 Prozent mit einem durchschnittlichen Jahres- 
zuwachs von 4,1 Prozent, die Einfuhr an eigentlichen 
Industrieerzeugnissen von 259 865 827 Rupien auf 
362 231 872 Rupien oder um 39,3 Prozent mit 
einem durchschnittlichen Jahreszuwachs von 2,8 Pro- 
zent; die Einfuhr der nicht industriellen Erzeugnisse 
hob sich von 137 555 835 Rup. auf 263 818 431 
Rup. oder um 91.7 Prozent mit einem durchschnitt- 
lichen Jahreszuwachs von 6,5 Prozent. Diese Stei- 
gerung vollzog sich aber unter erheblichen Schwan- 
lungen und seit 1889 ist in der Einfuhr der 
eigentlichen industriellen Erzeugnisse ein beachtens- 
werther Rückschlag eingetreten. Dieselbe Erscheinung 
bietct auch eine Verfolgung der einzelnen Artikel. 
So hob sich z. B. die Einfuhr von Baumwollerzeug= 
nissen jeder Art von 192 586 440 Rupien im Jahre 
1875/76 auf 315 202 300 Rupien im Jahre 1888/89, 
um wieder auf 256 589 650 Rupien im Jahre 
1892, 93 herabzusinken. Die Ausfsuhr in denselben 
Waaren stieg in dieser Zeit stetig und zwar von 
17 049 980 Rupien auf 99 246 550 Rupien. 
Die angeführten Zahlen verschieben sich aber noch 
zu Gunsten der Ausfuhr Ostindiens, wenn man die 
folgenden, gleichfalls eine Bearbeitung erfordernden 
Waaren unter die eigentlichen industriellen Erzeugnisse 
einreiht. Die Einfuhr in Kassee, Weinen und 
Spirituosen, Bier, Lebensmitteln, Mehl, Zucker, Thee, 
Tabak und Cigarren, Oelen (ohne Mineralöle), In- 
digo, Lackfarben bewegte sich von 56 132 040 Rup. 
im Jahre 1889/90 bis zu 68 381 198 Rupien 
1892/93, die Ausfuhr belief sich 1888/89 auf 
126 059 339 Rup. und 1892/93 auf 143 539 239 
Rupien. 
Die bedeutendste Industrie ist die in Baumwolle. 
Das in derselben angelegte Kapital bezissert sich auf 
120 bis 125 Millionen Rupien. 1878/79 belief 
sich die Zahl der vorhandenen Fabriken (Spinnereien 
und Webercien) auf 58, 1892,93 auf 130, die Zahl 
der Webstühle wuchs von 12 983 auf 26 317, die 
der Spindeln von 1 436 464 auf 3 378 303; die 
Zahl der Arbeiter betrug im letztgenannten Jahre 
120 893. Mit dem NReinigen, Sortiren und Pressen 
der Baumwolle beschäftigen sich etwa 380 Betriebe. 
Jute wird in 27 Fabriken hergestellt; das an- 
gelegte Kapital beläuft sich auf 34 344 500 Rupien; 
die Zahl der Arbeiter beträgt 67 291, die der Web- 
stühle 8976, die der Spindeln 181 172. 
Die Seidenindüfstrie beschäftigt eiwa 16 000 Per- 
sonen in 31 Posamentierwerkstätten (80 davon in 
Bengalen); daneben sind noch zwei große Fabrilen 
vorhanden; das Jahreserzeugniß der ersteren be- 
trägt ½ Million Pfund.
	        
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