in kleinem Maßstabe, so doch in gutem Verhältniß
von der katholischen Mission bei Bagamoyo mit
Vanille erzielt werden.
Von dem Endpunkt der Bahnlinie reiste ich über
die der Church Mission Soc. gehörige Missions-
station Magila, deren große im Laufe fast dreier
Jahrzehnte entstandene Steinbauten und Aulagen
bekannt sind.
Dann begab ich mich nach dem Gebirgsstock von
Ostusambara, um dort die größeren Pflanzungen
kennen zu lernen. Eine anerkennenswerthe Arbeit
fand ich in der die steilen Ostabhänge des Gebirges
überwindenden Weganlage der Plantagen Derema
und Nguelo. Interessant war mir der Gebirgs-
urwald, den ich an diesen Hängen passirte und der
in großer Pracht und Ueppigkeit das ganze Handei-
gebirge bedeckt. Derselbe unterscheidet sich auffallend
von den großen Galecrieurwäldern und den großen
zusammenhängenden Landurwäldern im Kongobecken.
Man findet hier keine derartigen Waldgiganten wie
dort. Ich möchte diese Wälder hochwaldähnliche
Urwälder nennen. Es besteht keine große Arten-
verschiedenheit in den Bäumen. Ungefähr sechs
Baumarten machen den Bestand im großen Ganzen
aus, von denen die Hälfte eine weiche und wenig
brauchbare Holzbeschaffenheit aufweisen, während die
anderen sehr schöne gelbe, braune und röthliche Hart-
hölzer sind. Der Bestand der Bäume, selbst der
recht hohen, ist bei Weitem dichter als in den west-
lichen Urwäldern. Der Baumstamm hat durchschnitt-
lich 50 cm Durchmesser, 26 m Höhe, wovon nur
4 bis 5 m auf die Krone und der Rest auf einen
schönen geraden Stamm fallen. Lianenbildungen
sind ebensalls geringer als in den großen Urwäldern
des Kongo und auch an Ausbildung schwächer.
Trotz der größeren Anzahl hochstämmiger Bäume
sind die Wälder lichter. Sie haben nicht das Halb-
dunkel jener Urwälder, es treten infolgedessen stellen-
weise im Walde Gräser auf, die man dort niemals
findet. Niederurwaldgewächse wie Farne und
Amomum, schmarotzende Orchideen u. s. w. sind auch
wie dort vertreten; es kommt dazu als Pflanze aller
afrikanischen Gebirgswaldungen der Bambus. Die
Usambara-Urwälder erinnerten mich mehr an die
Wälder der Südabhänge des Himalaya als an irgend
welche afrikanische Urwälder. Auffallend ist, daß in
dem ganzen Waldgebirge von Westusambara kein
schwarzer Humus zu finden ist, selbst an Stellen,
die keine starken Hänge aufweisen, selbst nicht in den
Niederungen der Wasserläufe. Es ist dies durchaus
von keinem Einfluß auf die Fruchtbarkeit, denn die
Bodenuntersuchungen und die Beobachtungen aller
Pflanzer haben ergeben, daß der Reichthum des
Bodens durchaus jeder auch noch so anspruchsvollen
Tropenpflanze genügt. Der Boden ist überall ein
sast gleichmäßig rother, stark eisenhaltiger, fetter.
Ich habe keine Veranlassung gehabt, rücksichts-
loses Wegschlagen des Waldes zu beklagen; wenn
auch hier und da speziell in der allerersten Zeit der
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Rodung etwas ratkioneller hätte verfahren werden
können, so sind sich die Pflanzer doch der Wichtig-
keit des Stehenlassens von Waldschuß so bewußt,
daß Befürchtungen, wie ich sie in Deutschland aus-
sprechen hörte, unberechligt erscheinen. Immerhin
werde ich demnächst eine Sicherheit für später zu
schaffen versuchen, indem ich anordnen werde, daß
die Kämme der Bergrücken bis zu einem gewissen
Grade, daß Hänge über einen gewissen Winkel hin-
aus nicht abgeholzt werden dürfen, und daß in den
Thalniederungen Waldgürtel in gewissen Entsfernungen
voneinander, senkrecht zur Thallinie stehen gelassen
werden, erstere beide Anordnungen zur Erhaltung
der nölhigen Feuchtigkeit, letztere hauptsächlich zum
Schutz gegen Winde. Es hat sich herausgestellt,
daß, wo man der Bequemlichleit wegen größere
Bäume in dem zu bepflanzenden Gebiet stehen ge-
lassen hat, man doch bald gezwungen wurde, die-
selben zu werfen. Die hochstämmigen schlanken
Bäume jener Wälder sind auf gegenseitigen Schutz
angewiesen; sobald sie des Schutzes ihrer Nachbarn
beraubt sind, nimmt zunächst der Stamm mehr und
mehr eine weiße Färbung an, beginnt im zweiten
Jahre schon zu kränkeln und ist im dritten oder
vierten Jahre todt. Die vereinigte Wirkung der
Termiten und der Stürme wersen bald den schutz-
losen Stamm und richten großen Schaden in den
unter ihm stehenden Pflanzen an.
Auf der vorher schon erwähnten Kunststraße
stiegen wir bis zur Höhe von 1000 m zunächst zu
der der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft gehörigen
Pflanzung Derema an. Unterwegs begegnete uns
eine abwechselnd von sechs Negern in einer Hänge-
matte nach Tanga transportirte kranke Javanin, die
von ihrem Manne zum Anzt begleitet wurde, ein
Zeichen, daß die Behandlung der Kulis gewiß nicht
als einc rücksichtslose zu bezeichnen ist.
In den beiden großen Pflanzungen Derema und
Nguelo, die fast ausschließlich Kaffee bauen, hielt ich
mich einige Tage auf und gewann vor Allem die
Ueberzeugung, daß die Gefahr der Hemileia für jene
Pflanzungen durchaus keine breunende ist. Da meines
Wissens nur in Mexiko bisher jene Krankheit nicht
ausgetreten ist, dieselbe somit ein Umstand ist, der
ziemlich gleichmäßig die Kasseeproduktion auf der
Welt beeinflußt, so wird dadurch die Konkurrenz-
sähigkeit des ostafrikanischen Kaffees, wenn die Hemi-
leia nicht stärker austritt als bisher — was nicht
anzunehmen ist —, nicht beeinträchtigt. In Derema
lagen gegen 200, in Nguelo 400 Centner zum
Transport nach der Küste, auf das Eintreten der
Trockenzeit wartend, bereit.
Es ist in den Fachblättern eingehend über diese
Pflanzungen gesprochen worden; es ist allgemein be-
lannt, wie dieselben, wie überall in der Welt, sich
erst ihre Erfahrungen haben kaufen müssen; ich
möchte nur, nachdem ich in vielen anderen tropischen
Gegenden Pflanzungen gesehen habec, meine Ansicht
dahin aussprechen, daß wenigstens die älteren Pflau-