Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Muyuka aus und theilt sich nach etwa / stündigem 
Marsch. Der Weg rechts führt nach Bwapaki, wäh- 
rend der links abführende Weg in Miang endigt. 
Beide Wege sind ziemlich gut und werden, wie es 
scheint, viel gegangen. Ihre Entferumg ist ebenfalls 
fast gleich, nämlich 10 bis 11 Stunden. Der Weg 
nach Bwapaki hat weniger Berge als der nach Miang, 
dafür aber mehr zu überschreitende Bäche als jener, 
die theils dem Mongo, theils dem Abo zuströmen. 
Der südliche Theil entstand hauptsächlich durch An- 
siedelung mehrerer Bewohner der nördlichen Städte, 
die den Namen der alten Vaterstadt auch auf die 
neuen Wohnsitze übertrugen. Deshalb finden wir 
Muyuka, Duke und Ndo sowohl im südlichen als 
auch im nördlichen Landestheile als Städtenamen. 
Mukonje ist ebenfalls eine solche alte Balonglkolonie. 
Der wichtigste Landestheil ist der nördliche. 
Derselbe ist der Ausgangspunkt des Handels mit 
dem Inland, d. h. mit dem Nkosistamm. Hier wohnen 
die Leute sehr gedrängt beisammen, so daß man in 
drei bis vier Stunden von Ndo, der südlichsten Stadt 
des nördlichen Theiles, im Bogen nach Nordosten 
gehend, die Städte Ndom, Dikuma, Dnke, Fiko und 
außerdem zwei Sklavenstädte erreichen kann. Fitlo 
soll etwa drei Stunden von Mundame, einem Han- 
delsplaße der Firma Jantzen & Thormählen, entfernt 
sein und nach Aussage seiner Bewohner am Mbome- 
fluß, den man von Muke als kleinen Bach passirt, 
einen Landungsplatz haben, von wo aus die Leute 
per Kanu in kurzer Zeit nach dem Handelsplatz Mbome 
gelangen können und dadurch durch den Mabombe 
mit dem Wuri in Verbindung stehen. In elwa 
zwei Tagereisen durch unbewohnten Urwald erreicht 
man Ngab, die erste Nkosistadt. Wic ich mich in 
Nyasoso in Nlosi selbst überzeugen konnie, gelangt 
eine Unmasse Bieh, wie Nindvieh, Schafe, Ziegen, 
Schweine, vom Innern des Landes über Sundern, 
Nyasoso Mbule, Ngab nach Balong, von wo aus es 
hauptsächlich über Ndo den Mongo hinunter nach 
Duala gelangt. Die südlichen Aboer holen vielfach 
ihr Vieh ebenfalls in Balong. Die Balong kausen 
das Vieh hauptsächlich mit Salz im Innern. Auf 
dem sruchtbaren Boden des eigenen Landes gedeihen 
vortrefflich Pisang, Mais, Yams und dergl., welche 
Produkte in großer Menge nach Duala kommen. 
Der Handel mit Oel und Palmkernen ist weniger 
bedeutend; auch wird der Elejant immer mehr ver- 
drängt, und somit wird das Elfenbein auch weniger. 
Der Urwald liefert den Balong die beliebte Baum- 
butter, Njabi genannt, in reicher Menge. So viel 
über den nördlichen Theil. 
Das zuletzt Gesagte, mit Ausnahme des Vieh- 
handels, gilt auch vom südlichen Theile. Hier finden 
wir Mpondo, ein Dorf am rechten Mongoufer, auf 
ziemlich hohem Hügel gelegen. 
Muynka liegt ½ Stunde vom Fluß entsernt, 
au einem wunderschönen, silberklaren Bach, der, vom 
Kamerunberg kommend, ein ausgezeichnetes frisches 
Wasser hat. Von hier aus erreicht man in einer 
483 
  
  
Stunde Yuke, in dessen Nähe ein wilder Gebirgs- 
bach einen prächtigen Wasserfall bildet. Das Wasser 
desselben hat einen eigenthümlichen Geschmack. Außer 
diesen drei Städten gehören noch zum südlichen Lan- 
destheil Ndo mianga auf dem linken Mongoufer 
und Malende etwas abseits von der rechten Fluß-= 
seite. Mukonje ist bekannt durch seinen reichen, ein- 
flußreichen Häuptling Makia, der gegen Weiße und 
Schwarze sehr gastfreundlich ist. Bei einem Besuche 
dort zeigte er mir einige enorm große Elefantenzähne. 
Als ich ihn auf die 13 Menschenschädel aufmerksam 
machte, die über der Thürc der Elfenbeinhütte auf- 
gehängt waren, antwortete er mir mit einem gewissen 
Stolz: „Ich selbst habe diese Alle getödtet.“ 
Ueber den Ursprung der Balong habe ich bis 
jezt nichts erfahren können. In Gestalt, Größe, 
Gesichtssorm und Lebensweise sind dieselben ihren 
Grenznachbarn gleich. Ihre Sprache hat mehr 
Aehnlichkeit und Gleichheit mit der Abosprache, dem 
Bankon, als mit den Duala. Auch wird letztere 
weniger gut verstanden als Bakon, obwohl die Duala 
die Händler im Lande sind. In Anlegung der 
Städte und der Bauart der Häuser unterscheiden 
sich die Balong von den Duala, Aboern und Bak- 
wiri. Die Städte derselben sind oft sehr lang und 
bestehen aus zwei Häuserreihen, die eine breite, 
meistens von Gras gereinigte Straße einfassen. 
Mitten in dieser Straße stehen in gewissen Abständen 
zwei bis fünf aus Lehm gebaute und mit Matten 
gedeckte Hütten, deren Wände oft mit verschichenen 
Farben bemalt sind. Die eine Querwand fehlt 
meistens, so daß man gut hineinschauen kann. Der 
eine Träger des Daches ist ein mannsdicker Pfosten, 
vor dem auf einem Lehmsockel ein formloses Stück 
Holz steht, bemalt, manchmal mit einer Müße ver- 
sehen, zuweilen auch Menschengestalt hat, der Fctisch 
des Dorses. An den Wänden der Hütte hängen 
Trommeln und andere Geräuschinstrumente. In 
diesem Naum werden Palaver abgehalten, Gerichts- 
händel geschlichtet u. s. w., zuweilen dient er auch als 
Werkstatt für Maltenfabrikanten, Korbflechter u. s. w. 
Keine Frau darf in die eben beschriebene Fetisch- 
hütte eintreten. In manchen Städten sind diese 
Hütten nun zerfallen und werden auch nicht wieder 
aufgebaut. Der dicke Baumslamm, auf den ein Stein 
gelegt wird, bleibt als siummer Zeuge allein übrig. 
Die Wohnhäuser zerfallen in mehrere Räume. 
An der Straße steht eine große Hütte, mit breiter 
Thüre versehen. Hier hält man sich des Tages auf, 
hier sind verschiedene Kochplätze für die Weiber. 
Ueber denselben befindet sich ein Holzgerüst, das das 
bis an das Dach aufgestapelte Brennholz aufnimmt. 
Es ist eine Ehre für die Frauen, wenn sie slels einen 
reichen Vorrath von Brennholz haben. Mit Ver- 
achtung spricht man von der eben gestorbencn Frau, 
wenn sie nur einen lleinen Stoß Brennholz hinter- 
ließ. In der Nähe des Kochplatzes sind auch die 
Wasserbehälter, große irdene, selbstfabrizirte Töpfe, 
aufgestellt. Ueber denselben hängen drei bis sechs
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.