Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Schöpfgefäße, nänilich Kokosnüsse mit eingestecktem 
Holzstiel versehen, der in einen Haken endigt. An 
eine solche Hütte schließen sich nach hinten mehrere 
kleinere Hütten an, die als Schlafräume dienen und 
die oft einen inneren Hof begrenzen. Das Material 
der Hütten besteht aus Palmrippen und Matten. 
Hier sind aber beim Dachgestell die Palmrippen nicht 
gespalten, wie bei dem Häuserbau der Duala, son- 
dern ganz. Die Wände bestehen inwendig aus 
Matten; längs der Außenseite werden dieselben un- 
gespaltenen Rippen der Steinnußpalme (tutu) mit 
kurzen Zwischenräumen befestigt; dadurch werden die 
Wände dauerhaft und geben dem Ganzen ein hüb- 
sches Aussehen. 
Ueber ihre Religion etwas zu schreiben, ist nicht 
leicht, weil die Eingeborenen ihre Religionsgeheimnisse 
vor dem Europäer verbergen und dem Nachfrager 
nur unvolllommene Antworten geben. Wahrsagerei 
und Zauberei gehen bei den Balong, wie überhaupt 
in Asfrika, im Schwange. Auch haben sic viele 
Tänze mit Trommelschlag und Lärm, bei den Duala 
ngando genannt, wie alle Stämme um sie her. Bei 
Todesfällen haben sie vielfach die Eingeweideschau 
(Haruspicien), bei welcher sie die Ursachen des Todes 
herauslesen. Nach ihrer Meinung hat ein Mann 
mehrere Seelen, eine davon ist im Leibe, eine andere 
im Elefanten, Wildschwein, Leoparden u. s. w. Wenn 
nun Jemand vom Felde heimkommt und fühlt sich 
unwohl und sagt vielleicht gar: „Ich werde bald 
sterben“, und der Tod kritt nach kurzer Zeit that- 
sächlich ein, dann sagen die Leute, eine seiner Seelen 
ist durch einen Jäger in einem Wildschwein oder 
Lcoparden getödtet worden und das hatte den Tod 
der Seele in seinem Leib zur Folge; deshalb wird 
beim Eintritt des Todes sogleich der Bauch geöffnet 
und der Haruspex bestätigt das Vermuthete. Die 
Ursache des Todes kann auch ein Mensch sein. Der- 
selbe soll auf solgende Weise ermittelt werden. Eine 
Frau gießt Kolosnußwasser in eine Schüssel und 
sängt an der einen Seite des Dorfes in der Ecke 
eines Hofes an die Hände darin zu waschen. Hernach 
reicht sie das Wasser von Mann zu Mann durch die 
ganze Stadt und Alle, selbst der anwesende Fremd- 
ling, müssen darin die Hände waschen. Zuletzt wird 
dieses Wasser, mit Medizin vermischt, in eine Grube 
vor der Hüttenthür des Verstorbenen ausgeschüttet. 
Ist der „Esser der Seele“ in der Stadt und geht 
über genannte Schwelle, dann stirbt er in kurzer Zeit. 
Eine groste Festlichkeit mit Tanz, Trommel und 
Lärm war früher folgende (ob dieselbe heute noch 
veranstallct wird, konnte ich nicht erfahren): Die 
Balong räucherten die Leichname ihrer Häuptlinge 
und Aeltesten. Nach dem Tode wurden die Ein- 
geweide herausgenommen, der Bauch zugenäht und 
der Leichnam auf ein Gerüst über dem Feuer gelegt, 
bis er ganz hart getrocknet war. Um die Unein- 
geweihten zu täuschen, wurde ein Grab gemacht und 
wieder aufgefüllt, so daß Jedermann glaubte, an der 
bezeichneten Stelle ruhe der Häuptling. Kam es 
  
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nun vor, daß der Häuptling einen kleinen Sohn als 
Nachfolger hinterließ, so wurde, wenn dieser erwachsen 
war, eine Nacht bestimmt, in welcher der Sohn seinen 
Vater leibhaftig sehen sollte. Der Leichnam des 
Vaters wurde mit etwa zwölf anderen geräucherten 
Leichnamen an verborgener Stelle ins Wasser gelegt, 
damit die Glieder etwas schlaff und beweglich wurden. 
Hernach wurden Alle in ihre üblichen Kleider gesteckt, 
der Bauch mit Bananenblättern ausgefüllt, und auf 
Stühle gesetzt. Einer der Geheimbündler sagte dem 
Sohne: „Du wirst Deinen Vater leibhaftig sehen 
und zwar unter Anderen, wenn Du ihn erkennst, so 
rühre ihn an mit den Worten: Dies ist mein Vater.“ 
Erkannte der Sohn seinen Vater nicht, dann mußte 
er schrecklich viel dem Geheimbund zahlen und Jeder- 
mann schrie mit Vcrachtung den Sohn an: „Du 
kennst nicht einmal Deinen Vater.“ Um aber der 
Zauberkraft dieser Leute bei der lärmenden und tan- 
zenden Menge ein gutes Renommec zu verschaffen, 
theilte gewöhnlich ein Eingeweihter dem Sohne mit: 
„Der achte oder zehnte ist Dein Vater, den rühre 
an.“ Während im Hof eine lärmende Menge fast 
rasend war, wurde der Sohn in die geheimnißvolle 
Hütte geführt, wo die zwölf Leichname saßen. Der 
Sohn betrachtete den ersten, ging weiter und so fort 
bis zum achten oder zehnten. Diesen rührte er mit 
den Worten an: „Das ist mein Vater.“ Ein all- 
gemeiner Jubel entstand, wenn er der lauschenden 
Menge im Hof das Aussehen und die Kleider seines 
Vaters beschrieb und wenn dasselbe mit dem Ge- 
dächtniß seiner Zeitgenossen übereinstimmte. Sohn 
und Geheimbündler wurden hierauf reichlich beschenkt. 
eber eine Reise in das Rkosigebirge und einen 
dreimonatlichen Aufenthalt daselbst 
berichtet der Missionar Fr. Antenrieth aus Man- 
gamba unter dem 4. Juli d. Is. Folgendes: 
Nachdem es im Jahre 1893 zum ersten Mal ge- 
lang, von der Station Mangamba aus das in sagen- 
reiches Dunkel gehüllte Nkosigebirgsland zu erreichen 
und bei einem mehrwöchentlichen Aufenthalt daselbst 
einen Einblick in die günstigen klimatischen sowie 
Bevölkerungsverhältnisse zu gewinnen, blieb dem Nkosi- 
gebirge von Seiten der Basler Mission das lebhaf- 
teste Interesse zugewendet. Ein im Jahre 1894 
geplanter Zug ins Nkosiland wurde durch schlimme 
Gerüchte vereitelt, weil sich infolge hiervon Niemand 
als Träger gewinnen ließ. Zu Anfang dieses Jahres 
gelang es jedoch, einen neuen Zug ins Nkosiland in 
Scene zu setzen und am 5. Februar brach ich mit 
14 Trägern von Mangamba auf und erreichte am 
13. Februar das Nkosidorf Nyasoso, welches in einer 
Höhe von 700 bis 800 m auf einer an der Nord- 
seite des 3000 m hohen Kupeberges befindlichen freien 
Terrasse gelegen ist. 
Zwei verschiedene Wege können von Mangamba 
aus nach dem Nüosigebirge eingeschlagen werden,
	        
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