auf niederer Stufe. Ein handbreiter Streifen Zeug
bildet bei den Frauen meist das einzige Kleidungs-
stück. Die Männer kleiden sich etwas besser, doch
immer noch äußerst nachlässig. Uebrigens sind die
Nkosilente in dieser Hinsicht einem Fortschritt sehr
leicht zugänglich, und es dürfte unter dem Einfluß
der Mission bald dahin kommen, daß sich Jedermann
mit einem ordentlichen Lendentuch kleidet.
Zur Klarstellung des Namens Nkosi sei zum
Schluß bemerkt, daß mit dieser Bezeichnung Volk,
Land und Sprache benannt wird. Der Name Ba-
kosi, welchen frühere Reisende aufgenommen haben
und sich auf Karten findet, existirt nur im Munde
der Küstenstämme, die analog ihrer eigenen Sprache
aus der Singularform Nkosi die Pluralform Bakosi
gebildet haben (wie Mulimba, sing.; Balimba, pl.;
Mulong, sing.; Balong, pl., u. s. w.). Die Nkosi
bedienen sich jedoch dieser Pluralform nicht und
nennen sich so wenig Bakosi, als der heute Abo ge-
nannte Bankonstamm sich Abo nennt. Auch die
Bezeichnung Bafarami, welche auf Karten sich findet,
hat so wenig wie Bakosi eine Berechtigung, denn
nur der Balong= und Bakundustamm gebraucht diese
Benennung. Es dürfte daher die Bezeichnung Nkosi
als die einzig richtige ausgenommen und Bakosi und
Bafarami beiseite gelassen werden.
Ueber die Reise der Perren v. Uechtritz und Dr. passarge
im Hinterlande von Kamerun, welche zum Theil in
ganz unbekannte Gegenden geführt und die besten
Resultate nach jeder Richtung ergeben hat, erscheint
demnächst im Verlage von Dietrich Reimer ein
von Dr. Passarge verfaßtes, reich mit Karten und
ethnographischen Abbildungen ausgestattetes Werk.
Togo.
Vsetsefliege.
Einige vom kürzlich verstorbenen Botaniker Bau-
mann aus Misahöhe eingesandte Fliegen haben sich
bei einer Untersuchung durch das Institut für In-
fektionskrankheiten und das naturwissenschaftliche Mu-
seum als Glossina Longipalpis Wiedemann,
das heißt als eine sehr nahe Verwandte der Glossina
morsitans, der berüchtigten Tsetsefliege, herausgestellt.
Der Entdecker der in Togo beobachteten Art, Wiede-
mann, hat dieselbe Gattung am Ende des vorigen
Jahrhunderts in Sierra Lcone gefunden. Später
ist sie auch am Senegal und Kongo festgestellt worden.
Ob die Glossina longipalpis durch ihre Stiche
Pferden und Nindern gefährlich werden kann, ist
bisher mit Sicherheit nicht festgestellt, ist aber unwahr-
scheinlich. Ueber die Natur des Giftes der eigent-
lichen Tsetsefliege steht übrigens bisher auch noch nichts
Bestimmtes fest. Das erwähnte Instikut neigt in
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dieser Hinsicht einer neuern Annahme zu, daß dieses
Insekt nur durch Uebertragung organisirter Krankheits-
gifte, pathogener Mikroorganismen, gefährlich wirkt.
Deuksch-SZüdwelkafrika.
von den Dereros.
Vor seiner Nückkehr aus Aais (s. Kol. Bl. S. 407)
schloß der Kaiserliche Landeshauptmann mit dem nen
eingesetzten Häuptling Nikodemus noch einen be-
sonderen Vertrag ab. in welchem ihm eine Regierungs-
subvention von 1000 Mk. jährlich in Aussicht gestellt
wurde, sobald sich seine Leute in der That hinter
die vereinbarte Grenze zurückgezogen haben würden.
Dadurch ist, wie Major Leutwein hervorhebt, das
eigene Interesse des Häuptlings erregt, und es steht
zu hoffen, daß er sich dieser nicht leichten Aufgabe
mit Energie entledigen wird. Ueber seine Rückreise
berichtet Major Leutwein sodann aus Windhoek
unter dem 3. Juli d. Is. Folgendes:
Nach Abschluß des Vertrages trat ich die Rück-
reise nach Windhoel an, wo ich am 20. Junk eintraf.
Unterwegs hatte ich wieder die vorläufig wohl nicht
sobald von unserer Tagesordnung verschwindende
Aufgabe, eine große Hererowerst mit mehreren Tau-
send Ochsen aufzuheben, welche sich weit südlich der
vereinbarten Grenze, bei Kowas, festgesetzt hatte. Ich
habe deshalb an diesem Platze gleichfalls eine Station
eingerichtet. Dieselbe Arbeit hatte ich dicht östlich
von Windhoek, wo gegen 1000 Hererorinder die
Farm eines weißen Ansiedlers abweideten. Hier in
Windhoek erfuhr ich ferner, daß auch westlich des
Platzes die Hereros in Massen vorgedrungen seien.
Ein Haufe hatte sich spgar dicht neben unserem eigenen
Pserdeposten festgesezt und war von dem dortigen
Stationschef nicht zum Weggehen zu bewegen gewesen.
Nun riß mir die Geduld. Den letztgenannten Haufen
ließ ich pfänden, welcher Ausgabe sich der Regierungs-
assessor v. Lindequist unterzog, während ich an den
Oberhäuptling Samuel einen deutlichen Brief schrieb
und ihm eine Frist von 14 Tagen zum Zurückziehen
seiner Posten sebte. Der Lettere antwortete sehr
entgegenkommend und entschuldigte seine Leute mit
„Mißverständnissen“. Er rilk sofort selbst in das
betreffende Gelände, hob sämmtliche dort befindliche
Posten auf und meldcete mir persönlich das Veranlaßte
hier in Windhoek. Das Ergebniß unserer demnächst
solgenden Besprechungen war dann ein schriftliches
Abkommen, in welchem über die Folgen unbefugter
Grenzüberschreitungen genaue Festsetzungen getroffen
worden sind. Ich hoffe, daß die jetßt vorgesehenen
Maßnahmen endlich zu dem gewünschten Ziele führen
werden. Sollte jedoch auch dies sich als trügerisch
erweisen, dann werde ich mich mit Witbooi in Ver-
bindung setzen und unsere sämmtlichen Grenzstationen
durch dessen Leute verstärken. Und das wird ganz
gewiß wirken.