Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Verschiedene Mittheilungen. 
vorlesungen am Seminar für orientalische Sprachen. 
Folgende lolonialpolitische Vorlesungen werden 
am orientalischen Seminar in Berlin in diesem 
Wintersemester stattfinden: 
Ausgewählte Kapitel aus der allgemeinen Geschichte 
der Kolonialpolitik: Montags, Donnerstags, 1 bis 
2 Uhr, Herr Konsul Dr. Zimmermann. 
1. Mathematische Grundbegrisse und Prinzipien 
der Mechanik. Einführung in das Studium der 
sphärischen Astronomie und Erdphysik: Dienstags, 
Freikags, 12 bis 1 Uhr, Herr Prof. Dr. Güßfeldt. 
2. Praktische Uebungen mit Instrumenten, welche 
den astronomischen Ortsbestimmungen und topo- 
graphischen Messungen auf Reisen dienen: Mittwochs, 
12 bis 2 Uhr, Herr Prof. Dr. Güßfeldt. 
Ueber Tropenhygiene, verbunden mit Demon= 
strationen und praktischen Uebungen: Mittwochs, 
Freitags, 3 bis 4 Uhr, Herr Stabsarzt Dr. Kohlstock. 
Ueber die wichtigsten tropischen Nutzpflanzen und 
deren Verwendung, mit Demonstrationen: Dienslags, 
Freitags, 11 bis 12 Uhr, Herr Dr. Warburg. 
Suaheli. 1. Anfänger-Kursus: täglich 8 bis 
9 Uhr, Herr Dr. Neuhaus. 
2. Zweiter Kursus: täglich außer Mittwochs und 
Sonnabends, 9 bis 10 Uhr, Herr Dr. Neuhaus. 
3. Ostafrikas Handel und Verkehrswesen: Mitt- 
wochs, Sonnabends, 9 bis 10 Uhr, Herr Dr. Neu- 
haus. 
1. Praltische Uebungen im Suaheli: täglich außer 
Sonnabends, 5 bis 8 Uhr (5 bis 6/ Uhr für den 
Anfänger- Kurius, 6½⅛ bis 8 Uhr für den zweiten 
Kursus), Herr Amur Bin Nassur Lomeri. 
2. Schreibübungen: Montags, Mittwochs, Frei- 
tags, 4 bis 5 Uhr, Herr Amur Bin Nassur Lomeri. 
Neuarabisch mit besonderer Berücksichtigung 
des Dialekts von Sansibar: 
1. Montags, Dienstags, Donnerstags, Freitags, 
11 t 12 Uhr, Herr Dr. Moritß. 
Praktische Uebungen mit besonderer Berück- 
schlnng des Dialekts von Sansibar: Dienstags, 
Donnersiags, 4 bis 5 Uhr, Herr Amur Bin Nassur 
Lomeri. 
Guzerati. 1. Dienstags, Donnerstags, 10 bis 
11 Uhr, Herr Ardeshir M. Vacha. 
2. Praktische Uebungen im Guzerati: Montags, 
Mittwochs, Freitags, 10 bis 11 Uhr, Herr Ardeshir 
M. Vacha. 
Viehseuchen in Indien. 
In dem offiziellen Organ der landwirthschaftlichen 
Abtheilung der Regierung von Indien, dem „Agri- 
cultural Ledger“ (Caleutta) sinden sich unter dem 
Titel - Veterinary Series“ in den Jahrgängen 1893 
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und 1894 einige Aufsätze über Viehzucht und Vieh- 
krankheiten in Indien, die auch für unsere Kolonien 
von Interesse sein dürsten. Denn einmal liegt es 
nahe, daß bei dem regen Verkehr zwischen Indien 
und Deutsch -Ostafrika indische Viehseuchen dorthin 
verschleppt werden können, und um so näher, als die 
klimatischen Verhältnisse und die Art der Viehhaltung 
in beiden Ländern viel Aehnlichkeit miteinander haben. 
Dann aber werden in den Abhandlungen auch die 
südafrikanischen Viehseuchen, namentlich Pferdesterbe 
und Ninderseuchen, gestreift und da es sich bei den 
besprochenen Krantheiten auch um solche, die in Süd- 
westafrika vorkommen, handelt, so ergeben sich auch 
für das Vorgehen in diesem Schutgebiete werthvolle 
Fingerzeige. 
In Nr. 16 des Jahrgangs 1893, Vet. Ser. 7, 
wird eine Pferdeseuche, die Surra, von Veterinary 
Lieutenant-Colonel J. H. B. Hallen nach einer 
Denkschrist Dr. Lingards abgehandelt. Sie kommt 
bei allen Einhufern und den Kameelen vor. Ver- 
anlaßt wird sie durch einen thierischen Mikroorganis-= 
mus, das Trypanosoma Evansi, das im Blute 
lebt und sich durch Impfung mit diesem auch auf 
nicht spontan erkrankende Thierklassen: Hunde, Katzen, 
Meerschweine, Ziegen u. s. w. übertragen läßt und 
dann auch bei diesen Surra hervorruft. Die 
Krankheit ist charakterisirt durch sortschreitende Anämie 
und führt unter allgemeinem Kräfteverfall in kürzerer 
oder längerer Zeit stets zum Tode. Ihre Verbrei- 
tung durch Indien ist ziemlich ausgedehnt, ihr Vor- 
kommen an Ueberschwemmungsgebiete gebunden, in 
denen der Schlamm lange Zeit hindurch auf den 
Weiden liegen bleibt. Ob das Klima heiß und feucht 
ist oder ob es trocken ist und mit schroffen Tempe- 
raturwechseln einhergeht, macht keinen Unterschied. 
Kontagiös im eigentlichen Sinne ist die Surra 
nicht, jedoch ist eine direkte Ueberimpfung von einem 
kranken auf gesunde Thiere, z. B. durch blutsangende 
Bremsen, nicht ausgeschlossen; auch kann ein krankes 
Thier durch seine blutigen Abgänge die sonst enzoo- 
tische Krankheit in bis dahin gesunde Gegenden ver- 
schleppen. Eine solche Verschleppung ist um so leichter 
möglich, auch auf große Entfernungen hin, als nach 
den Impsversuchen das Stadium der latenten Inku- 
bation bis zu 70 Tagen (1 bis 70 Tage; gewöhnlich 
7) währen kann. Es scheinen vorwiegend ältere 
Thiere, von 5 bis 14 Jahren, befallen zu werden; 
das Geschlecht hat keinen Einfluß. Wunden aller 
Art, namentlich solche im Verdauungstraktus, sollen 
das Haften des Infektionserregers begünstigen. 
Die Rolle des die Krankheit veranlassenden Mikro- 
organismus ist insofern noch nicht ganz einwandfrei 
sichergestellt, als Impfungen mit Reinkulturen noch 
nicht möglich waren. Denn es ist bisher ebenso 
wenig wie bei den anderen Blutparasiten gelungen, 
ihn rein zu züchten. Doch lassen die bisher mit dem 
Blute surrakranker Thiere vorgenommenen Impf- 
versuche kaum einen Zweifel, daß das Trypanosoma 
Evansi wirklich der Krankheitserreger ist. Denn es
	        
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