Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

begleitet hatlen, außerdem eine Abtheilung Voghe 
Banthe sowie Bawas und Jatenges, also alle ent- 
fernt von der Station wohnend; Lieurenant Dominik 
wird seiner Zeit Noghe Nelinghe als Träger be- 
nutzen. Ich kann mich auch diesmal wieder nur 
lobend über Tragfähigkeit und Marschdisziplin der 
Leute aussprechen. Was die Straße Yaünde —Kribi 
betrifft, lo war sie jelzt am Ende der Trockenzeit 
in möglichst gutem Zustande. Wir haben uns zum 
Eingang in das Hinterland leider gerade die schlech- 
teste Ronte erwählt, denn der Weg durch Bakoko 
sowie die Sannagaronte wären, was Bodenbeschaffen- 
heit anlangt, entschieden vorzuziehen, nachdem jedoch 
diese Straße nun vollständig offen ist, glaube ich 
auch, daß ihr das Hauptangenmerk zugewandt werden 
sollte. Die YMaündestation ist von Kribi bequem in 
12 Tagen, der Sannaga von dort in drei Marsch- 
tagen zu erreichen. Die Entfernungen sind also 
nicht viel bedeutender als diejenigen von der 
Küste über Edea auf den anderen beiden Straßen. 
Der Weg durch Bakoko kann zweifellos nach 
dem jetzigen Kriege mit der Zeit geöffnet werden, 
kostet aber dann auf mindestens ein Jahr 
zwei und auf lange eine Zwischenstation. Der 
Sannagalandweg dürfte wohl an und für sich als 
offen gelten, denn ich glaube nicht, daß die Dogodjes, 
die einzigen, welche bisher den Expeditionen größeren 
Widerstand bereiteten, nach der Niederlage ihrer 
Stammesgenossen noch Lust haben, ernstlich mit uns 
anzubinden, doch wäre auch hier, bis die Leute an 
den Verkehr von Karawanen gewöhnt sein werden, 
eine Zwischenstation, ungefähr am Beginn des Gras- 
landes, und Errichtung einer Fähre in Mangambe 
nöthig. Ich habe hierbei den Landweg im Auge, denn 
für die Wasserstraße liegen vollkommen andere Ver- 
hältnisse vor. Hier muß mit den zusammenhängenden 
Balokostämmen des linken Ufers gerechnet werden, 
und im Uebrigen liegt der Ausgang des Wasserweges 
jebt in den Händen Ngillas. Bei Beurtheilung des 
Weges Kribi — Ya#nde lege ich den Maßstab zu 
Grunde, daß er auch zu Pferde bereist werden könnte, 
da es schließlich doch nicht Jedermanns Sache ist, 
den beschwerlichen Marsch zu Fuß zu machen. Dies 
wäre in dem Zustandc, in welchem er sich jeßzt be- 
sindet, nicht gut ausführbar und in der Regenzeit 
vollkommen unmöglich. 
Der Wegebau kann sich, falls nicht unver- 
hältnißmäßige Kosten erwachsen sollen, in unserem 
Waldlande nach meiner Ansicht lediglich darauf 
beschränken, mit Hülfe der Eingeborenen die vor- 
handenen Handelspfade rein zu halten; vor 
Allem die durch Farmenanlagen über die Wege 
gefallenen Baumstämme zu entfernen, Balken über 
Wasserlinien oder Sumpfsstellen zu legen sowie ent- 
sprechende Passagen auszusuchen. Versumpste Stellen, 
welche nicht umgangen werden können, lassen sich 
ohne zu große Kosten weit ab von Stationen nicht 
verbessern, da solche Wegeverbesserungen zu oft erneuert 
werden müßten. Sind solche Stellen nicht zu um- 
  
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gehen, so heißt es eben durch, wenn der Sumpf auch 
in der Regenzeit oft über die Brust reicht. 
Der Weg von Yaunde zum Njong sowie von 
Kribi nach Bipindi ist tadellos und in jeder Jahres- 
zeit bequem zu passiren. Zwischen dem Njong und 
Mlole liegt ein drei Stunden langer versumpfter 
Wald, der in der Negenzeit wohl die schlimmste 
Passage sein dürfte, welche ich jemals im Schutz- 
Jebiete angetroffen habe. Was sonst dem Verkehr 
hindernd in den Weg tritt, sind die besonders in 
Neufarmen krenz und quer über den Weg gefällten 
Baumstämme. Ich habe diese Unsitte speziell in 
Ngumba angetroffen, und vor Allem um Tunga 
scheinen die Wege auf diese Weise absichtlich verdorben 
zu sein. Hierin Wandel zu schaffen, dürfte mit 
Hauptaufgabe des Stationsleiters von Mlole werden. 
Was die Sicherheit des Weges betrifft, so waren 
in lehter Zeit vielfach Gerüchte im Umlauf. welche 
sie als nicht genügend hinstellten. Ich habe mich 
darüber genau informirt und gefunden, daß alle 
diese Gerüchte stark übertrieben waren. Auf einem 
Wege, welcher von so vielen Karawanen begangen 
wird, deren Führer stets mit Hinterladern bewaffnet 
sind, werden stets Palaver vorkommen und zwar aus 
beiderseitiger Schuld; vielfach dürften es die Ein- 
geborenen sein, welche unter Uebergriffen der Kara- 
wanenleute zu leiden haben. 
Momentan scheinen im Sibdbezirk die Kaufleute 
gewillt, dem Handel stark entgegen zu gehen. Zwischen 
Mlole und Kribi sind mir 16 ins Innere gehende 
Karawanen begegnet; eine Firma legt eben eine 
Faktorei bei den Banes, also zehn Tagereisen von 
der Küste, an. Vor Kurzem trafen in Yaunde zwei 
schwarze Händler einer Firma mit 30 Trägern ein; 
Ngumbahändler habe ich sogar bei den Batschingas 
getrossen. Jedenfalls kann man sagen, von Kribi 
bis zu den Nachtigalfällen herrscht volle Handels- 
freiheit. Der Zwischenhandel ist völlig gebrochen. 
Es ist kein Zweisel, daß dieses Vorgehen nur in 
Anlehnung an die Regierungsstationen geschehen 
konnte. Mit der Zeit wird sich ja wohl auch der 
Bakokozwischenhandel brechen lassen; nur der eiserne 
RNing der Duallas umspannt das Kamerunästuar 
nach wie vor, und gerade hinter diesen sitzen Stämme, 
welche ebenfalls gewillt wären, ihre Produkte selbst 
zur Küste zu bringen und in direkten Verkehr mit 
dieser zu treten. So waren am Tage vor meiner 
Abreise von Kamerun nach Bakoko zwei Tigarleute 
bei mir, welche Elfenbein von Ngambe brachten, je- 
doch von Duallas aufgegriffen und gezwungen waren, 
für diese das Elfenbein zur Küste zu tragen. In- 
solge des regen Karawanenverkehrs in Ngumba 
herrscht dortselböst großer Mangel an Lebensmitteln 
und Theuerung, welche die Station Mlole sehr 
kostspielig machen werden. Lebensmittel dort zu 
kaufen, ist fast unmöglich. Die Station muß, wie sie 
jetzt besteht, ausschließlich von dem leben, was von 
der Küste heraufgeschafft wird. Ich gestatte mir 
deshalb wieder auf die von mir oft ausgesprochene
	        
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